IT-Spezialist strampelt für die gute Sache

Thomas Meier fährt quer durch die Republik und wirbt auch in Frankfurt um Spenden für den Deutschen Hospizverein
Frankfurt. -Seit mehr als zehn Jahren radelt Thomas Meier großflächig durch die Lande. Als der IT-Spezialist 2018 dank Altersteilzeit seinen verfrühten Ruhestand antrat, verfügte der 62-Jährige über genügend Zeit, 2000 Kilometer von Polen an die Adria abzuspulen. Doch die 30-tägige Tour, die er in diesem August absolviert, ist eine besondere für ihn.
"Normalerweise weiß ich nicht, wo ich am Abend übernachte", erklärt der Hobbysportler. Wo's ihm beim Durchfahren gefällt, da hält er an. Doch diesmal gibt es für die etwa 1500 Kilometer von seinem Wohnort Bonn über Hannover und Aschaffenburg bis nach Olpe einen exakten Plan. An jeder seiner 24 Stationen wurde und wird er pünktlich erwartet, am Mittwochvormittag beispielsweise zum Start der nächsten Etappe nach Gießen auf dem Frankfurter Römerberg.
Geplante Feier fällt wegen Corona aus
Meier verfolgt eine Mission. Der ehrenamtliche Mitarbeiter des Deutschen Kinderhospizvereins (DKHV) will Aufmerksamkeit ziehen auf diesen und sein Engagement für Heranwachsende, die an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden. Anlass für die Initiative ist der 30. Geburtstag der Organisation. Dieser sollte am 30. August an deren Hauptsitz in Olpe mit einem großen Fest gefeiert werden. Corona-bedingt wurde dieses abgesagt. Auch andere Veranstaltungen, bei denen der DKHV Spenden generiert, fielen dem Virus zum Opfer. Da sie sich zu 75 Prozent aus freiwilligen Beiträgen finanziert, ist es für die Institution schwer geworden.
Noch bevor die Probleme auftauchten, hatte Meier beschlossen, alle Standorte abzufahren, an denen es hierzulande Dependancen des DKHV gibt. "Ich wusste erst mal nicht, wie viele es sind", gibt er zu. Die Zahl und die Strecke, die daraus resultierten, hinderten ihn nicht daran, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Umso mehr, als klar war, wie wichtig die Werbung gerade in diesen Zeiten für den Verein ist.
Viele nette Begegnungen
Manchmal taten die Beine weh, wenn der Weg innerhalb von zwei Tagen von Paderborn durch den Teutoburger Wald nach Minden und weiter nach Hannover führte. Die Hitze setzte dem Radler zu. Immerhin: Einen Platten oder einen anderen Reparaturfall gab es nicht; dafür nette Begegnungen.
Auf dem Fahrrad, sagt Meier, komme man leichter mit den Menschen ins Gespräch. Aber auch bei einer Pause an einer Wasserquelle oder anderen Gelegenheiten knüpfte er Kontakte und gab etwas vom mitgeführten Informationsmaterial ab.
Ihn selbst hatte seine Frau auf den DKHV gebracht. Er habe mit Sinnvollem die neugewonnene Freizeit während der Rente füllen wollen. Nach dem 100-stündigen Lehrgang, den Ehrenamtliche absolvieren, hat Meier die Betreuung eines heute 18-Jährigen übernommen, der an Muskelschwund leidet. Einmal in der Woche besucht er diesen und unternimmt etwas mit ihm. "In dem Alter wird einem kein euphorischer Dank entgegengebracht", sagt Meier. Aber wenn er mal absage, bemerke er die Enttäuschung des anderen.
Von der Diagnose an und, wenn gewünscht, auch über den Tod der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen hinaus bieten die Mitarbeiter den betroffenen Familien ihre Unterstützung an. Noch immer, sagt Larissa Engelhardt, die als hauptamtliche Koordinationsfachkraft des Vereins in Frankfurt arbeitet, werde oft nicht daran gedacht, dass auch sehr junge Leute an lebensbedrohlichen Krankheiten leiden können.
Damit gehören sie während der Corona-Krise zu den Risikogruppen. Da viele Ehrenamtliche ältere Menschen sind, ergeben sich Probleme. Die einen wollen wegen der Ansteckungsgefahr niemand Fremdes im Haushalt haben, die anderen trauen sich nicht hin. Umso wichtiger ist es für den DKHV, nicht vergessen zu werden, zumal die Spendenbereitschaft sinkt. Meier, der am Gepäckträger seines Fahrrads für jede Station auf seiner Tour ein grünes Band befestigt hat und so mit wehenden Fahnen durch Deutschland fährt, tritt dafür kräftig in die Pedale. Katja Sturm