Jetzt herrscht Ordnung vor dem Konsulat

Neuer Chef hat die Situation in der Rheinstraße im Westend beruhigt - nun gibt es Schilder mit Verhaltensregeln.
Frankfurt. Vor dem Generalkonsulat der Republik Bulgarien in der Rheinstraße 29 herrscht morgens zwischen 9 und 10 Uhr reges Kommen und Gehen. Ein knappes Dutzend Frauen und Männer stehen in einer Schlange hintereinander vor dem Gebäude. Es gibt kein Gedränge, kein Schieben. Es geht im Schneckentempo voran. Denn der Sicherheitsmann ist pflichtbewusst. Er kontrolliert die Papiere, die ihm gezeigt werden, ganz genau. Er gestikuliert mit den Händen, gibt Anweisungen und lässt die Menschen dann passieren.
Anschuldigungen nicht bestätigt
Das hat so gar nichts mit den Schilderungen von Nachbarn zu tun. In der Februar-Sitzung des Ortsbeirates 2 (Bockenheim, Westend, Kuhwald) hatten sie über unhaltbare Zustände geklagt und gefordert, man müsse dem Konsulat auf die Füße steigen, weil Besucher Regeln einzuhalten hätten. Da war die Rede von Falschparkern, die die Rheinstraße blockierten, weil das Konsulat keinen eigenen Parkplatz hat. Menschenmassen drängten sich auf dem Gehweg, weil es keinen Aufenthaltsraum im Gebäude gebe. Weil Konsulat-Besucher zudem die dortigen Toiletten nicht benutzen dürften, werde die Notdurft in Hauseingängen erledigt. Auch werde Müll achtlos auf den Boden geworfen.
Bei zwei Recherche-Terminen des Reporters - einem auf Einladung von Generalkonsul Nedelcho Mihaylov und einem unangekündigten ein paar Tage später - ist von Müll nichts zu sehen. Am Eingang des Generalkonsulats sind Aushänge in kyrillischen Buchstaben angebracht. Da ist etwa zu lesen, dass es WCs im Gebäude gibt, die Besucher benutzen können. Ein anderes Schild weist eine Raucherzone aus, innerhalb der gequalmt werden darf und Kippen entsorgt werden können. Vor dem Gebäude halten zwar ab und zu Autos kurz an, um Konsulats-Besucher aussteigen zu lassen. Die Rheinstraße blockiert allerdings kein einziges Fahrzeug. Die meisten Menschen stehen auch nicht auf der Straße vor dem Gebäude, sondern in Warteschlangen vor den Schaltern im Generalkonsulat. Das ist eindeutig durch die Fenster zu erkennen.
Polizei gerufen
Warum behaupten die Nachbarn also das Gegenteil? Hinter vorgehaltener Hand erzählen Ortsbeiratsmitglieder, dass es sich bei den Beschwerdeführern immer um den gleichen Personenkreis handele. Allerdings verweisen sie auch darauf, dass die Situation Mitte vergangenen Jahres tatsächlich anders war. Da hätten die Nachbarn mit ihren Anschuldigungen teils Recht gehabt. Damals sei auch mehrfach die Polizei gerufen worden.
Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) hatte das als Gast in der Februarsitzung des Stadtteilparlamentes bestätigt. Zwölfmal sei im Sommer 2022 die Polizei eingeschritten. Es seien 26 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden. Seitdem werde das Gebiet regelmäßig bestreift. Seit drei Monaten, so sagte Rinn im Februar, habe es aber keine Beschwerden mehr gegeben. Das bedeute aber nicht, dass alles eitel Sonnenschein sei, erklärten aufgebrachte Nachbarn daraufhin.
Ortsvorsteher Thomas Gutmann (Grüne) bekommt Informationen aus erster Hand. Ein Bekannter von ihm wohnt in unmittelbarer Nähe des Generalkonsulates. Dieser habe ihm bestätigt, dass sich die Situation seit ein paar Monaten tatsächlich entspannt und zum Besseren gewendet habe.
Das sei ein Verdienst des neuen Generalkonsuls Nedelcho Mihaylov, der vor etwas mehr als drei Monaten seinen Dienst im Frankfurter Westend angetreten habe. Er hat offenbar die Zügel angezogen und fordert Disziplin und Ordnung. Dass er anscheinend eine andere Amtsausübung als sein Vorgänger bevorzugt, bestätigen Mitarbeiter des Generalkonsulates. Streng, aber freundlich sei er, heißt es.
Mihaylov äußert sich weder dazu noch zu den Vorwürfen oder zur Vergangenheit. Eines aber macht er: Er setzt auf größtmögliche Transparenz und hat das Generalkonsulat freimütig zum Besichtigungstermin geöffnet. Dass nichts gespielt und inszeniert war, bestätigt sich bei einem unangekündigten zweiten Recherchetermin des Reporters ein paar Tage später. Matthias Bittner