Jonas, Henri und der Super-Roboter

Zwei Elfjährige aus Frankfurt gewinnen das Deutschlandfinale des Internationalen Roboterwettbewerbs
Frankfurt -Jonah Weilandt und Henri Selent haben am Wochenende in Freiburg das Deutschlandfinale des Internationalen Roboterwettbewerbs „World Robot Olympiad“ (WRO) in der Altersklasse bis zwölf Jahre gewonnen - gegen eine Konkurrenz von 111 Teams. Die beiden sind elf Jahre alt und haben sich damit für das Weltfinale im November in Panama qualifiziert, zu dem 500 Teams aus 60 Ländern erwartet werden. Jonahs Papa und Henris Mama haben die Teilnahme schon erlaubt. „Dann bräuchten wir nur noch einen Sponsor“, lacht Jonahs Papa Jochen Weilandt.
Fürs Weltfinale in Panama qualifiziert
Der Wettbewerb hatte bereits am 15. Januar begonnen. Immer im Januar werden die Aufgabenstellungen für die nächste Meisterschaftsrunde von den Regionalentscheiden bis zur Weltmeisterschaft bekanntgegeben. Das heißt: Es wird beschrieben, was der Roboter tun muss. Auf einem drei Quadratmeter großen Parcours müssen Aufgaben erledigt werden: bestimmte Wege abfahren, Steine einsammeln, Dinge zu den richtigen Stellen transportieren, präzise Ablagepunkte treffen, Kisten öffnen, Dinge rausnehmen... . Alle Aufgaben müssen innerhalb von zwei Minuten erledigt sein. Der Roboter darf natürlich nicht mit Fernbedienung gesteuert werden, sondern die Teilnehmer müssen ihrem Roboter vorher alles beibringen, damit er die Aufträge ausführen kann. Aber zuerst müssen sie den Roboter bauen. Er darf nur aus original Legosteinen bestehen.
Funktionalität geht vor Optik. Henris und Jonahs Roboter fährt auf zwei großen Rädern. „Er hat hier hinten einen dicken Block, der wiegt am meisten, das ist auch das größte Teil. Deswegen haben wir hier noch kleine Räder, damit er hinten nicht auf dem Boden schleift. Der Block ist das Steuerelement und da kommen die Batterien rein. An diese Zentraleinheit kann man vier Motoren und vier Sensoren anschließen, damit er auch Farben und Objekte erkennen kann“, erklärt Jonah. Vorteil der kleinen Räder hinten ist, dass sie wenig Grip haben und „der Roboter sich auf der Stelle drehen kann“, so die Jungs. Gebaut ist der Roboter so, dass er die Aufgabe optimal erfüllen kann.
„Wir suchen dafür nach Mechanik und Bauteilen, die gut geeignet sind“, so Jonah. Dafür muss man sich auskennen. Wie funktioniert ein Getriebe, was ist ein Schneckengetriebe, wie kann man Kraft um 90 Grad umleiten, welche Übersetzung haben die Zahnräder? So was wissen die Jungs: „Ich habe gelernt, wenn ein Zahnrad größer ist als ein anderes und man das größere dreht, dann ist das kleine schneller als das große“, gibt Jonah ein Beispiel. Ist der Roboter fertig, beginnt das Programmieren. Etwa 50 Stunden dauere die Basisprogrammierung. Die Programmiersprache erinnert an Scratch. Dann könne man noch mal bequem 100 Stunden reinstecken, um die Feinheiten zu programmieren. Wenn man gewinnen wolle, auch gut 200 Stunden. Glücklicherweise sind Jonah und Henri, die beide die fünfte Klasse der Liebigschule besuchen, quasi Nachbarn, so dass sie sich immer wieder ohne großen Aufwand gemeinsam an die Arbeit setzen können: zwei bis drei Mal in der Woche.
Angefangen hat die Begeisterung für die Roboter vor zwei Jahren während der Pandemie. Da befand sich die Trainingsfläche unter dem Carport. Jetzt gibt es im Keller ein „Robo-Labor“, in dem die vorgegebene Aufgabenstellung aufgebaut ist. Dort gab und gibt es unzählige Testläufe.
Bloß nicht gegen die Wand fahren
Denn es kommt auf jedes Detail an: „Wenn man einen Fehler am Anfang programmiert, und der Roboter zum Beispiel einen Zentimeter zu weit fährt, dann setzt sich diese Verschiebung im kompletten Lauf fort. Deshalb ist es besser, wenn man von vorne nach hinten arbeitet und korrigiert, weil sich die Fehler immer addieren“, erklärt Jonah.
Im laufenden Wettbewerb hat man keine Einflussmöglichkeit mehr: Der Roboter wird auf die Fläche gesetzt, der Schiedsrichter zählt „drei, zwei, eins, los“, „dann drückst du auf Start, und dann macht der Roboter das, was er soll - oder nicht. Der Lauf endet, wenn die zwei Minuten rum sind oder wenn jemand Stop ruft“, so Jonah. Bei Mitbewerbern haben die Jungs im Wettbewerb schon gesehen, wie Roboter sich einfach umgedreht haben und gegen die Wand gefahren sind.
Für die Jungs sei das ein wenig wie Fußball - wobei Henri auch Fußball spielt und Jonah Hockey: „Weil man lange trainiert, und dann gibt es einen Wettbewerb gegen jemand anderen, und man kann Siege feiern.“
Außerdem lernten sie fürs Leben: sich zu konzentrieren, analytisch zu denken, natürlich das Programmieren, Teamwork, dranzubleiben. Und es mache vor allem Spaß: „Teilweise kommt man in die Medien, man bekommt Pokale und Urkunden. Und natürlich der Ruhm. Das hat schon ein bisschen was, wenn man auf der Bühne steht und alle in der vollen Messehalle klatschen“, gibt Jonah zu. Prominenten habe er auch schon die Hand geschüttelt - eine Ehre, auch wenn er sich an den Namen nicht erinnert. Aber wer weiß, vielleicht werden Henri und Jonah im November in Panama die Hand der Frau des Präsidenten von Panama, Yazmín Colón de Cortizo, schütteln? Die First Lady des Staates in Mittelamerika ist Schirmherrin des Weltfinales der World Robot Olympiad 2023.
Michelle Spillner