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Josef läutet neue Ära im Römer ein

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Unter den Augen von 48 Revolutionärinnen, die anlässlich des 175. Paulskirchen-Jubiläums von der Wand im Kaisersaal grüßen, empfing Frankfurts neuer Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) rund 800 geladene Gäste aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft im Römer.
Unter den Augen von 48 Revolutionärinnen, die anlässlich des 175. Paulskirchen-Jubiläums von der Wand im Kaisersaal grüßen, empfing Frankfurts neuer Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) rund 800 geladene Gäste aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft im Römer. Sauda © sauda

Der neue Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ist für eine klare Trennung von Politik und Verwaltung.

Frankfurt - „Haltung, Stil, Respekt.“ Diese drei Tugenden gab Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Grüne) in einer Rede am Freitagabend Mike Josef (SPD) mit auf seinen Weg, um all die Aufgaben als neuer Oberbürgermeister von Frankfurt bewältigen zu können.

Rund 800 geladene Gäste - darunter die frühere Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), Fraport-Chef Stefan Schulte, der ukrainische Generalkonsul Vadym Kostiuk und Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche - waren am Abend des ersten Arbeitstags von Josef im Römer zusammengekommen, um ihn zu feiern und zu beglückwünschen.

Erster Arbeitstag von Frankfurts OB: Ein Dankeschön an die Eltern

„Dies ist ein besonderer Tag“, sagte Eskandari-Grünberg unter den Augen von 48 Revolutionärinnen, die derzeit anlässlich des 175. Paulskirchen-Jubiläums von den Wänden des Kaisersaals herabgrüßen. Sie erinnerte daran, dass Josef als Kind zusammen mit seinen Eltern aus Syrien geflohen ist, sie selbst ist aus dem Iran geflohen. „Wir haben in Frankfurt nicht nur eine Heimat gefunden, wir dürfen die Stadt auch mitgestalten. Das ist eine große Ehre“, sagte die Bürgermeisterin.

Auch Josef erinnerte an seine Herkunft und dankte seinen Eltern, die ebenso wie seine Ehefrau und die beiden kleinen Söhne im Kaisersaal saßen, für ihren Mut, in einem fremden Land einen Neuanfang zu wagen. „Ohne sie stünde ich heute nicht hier“, sagte Josef und überreichte seiner Mama einen Blumenstrauß - als ein etwas verfrühtes Geschenk zum Muttertag.

„Wir müssen gemeinsam Haltung zeigen, das ist ein Pfeiler unseres demokratischen Diskurses“, sagte Josef. Haltung zeigen bedeute, für die eigenen Positionen zu streiten und dann gemeinsam zu entscheiden, dafür seien Politiker auf Zeit gewählt. „Ich weiß, dass am Ende Kompromisse entstehen, dass es auch mal keine parlamentarische Mehrheit geben wird“, sagte der neue OB. „Aber das darf nicht dazu führen, Haltung, Diskurs, aber eben auch Entscheidungen aufzugeben.“ Denn eines sei klar: Keine Entscheidung sei auch eine Entscheidung. „Stillstand können wir uns als internationale Großstadt aber nicht erlauben“, so Josef.

Mike Josef bei Amtseinführung: „Wir schaffen den Erfolg nur gemeinsam“

In seiner Rolle als Rathauschef will der 40-Jährige den Dezernenten und Stadtverordneten zwar keine Anweisungen erteilen, er will aber „vorschlagen, anregen, ermutigen, auffordern und einfordern“. Er will „die Willigen, die Konstruktiven, jene, die praktische Lösungen für Probleme der Stadt und ihrer Zukunft suchen“, zusammenführen. Zudem soll Frankfurt unter Josefs Führung „ein guter Nachbar“ sein. „Ich will und werde mit der Region zusammenarbeiten“, versprach der OB. „Auf Augenhöhe und mit einem klaren Auftrag: Wir schaffen den Erfolg nur gemeinsam.“

Am Vormittag hatte Josef zu seiner ersten Pressekonferenz als Oberbürgermeister geladen. Der 40-Jährige stellte vor, welches Amt künftig bei welchem Dezernat angesiedelt ist. Vorgesehen ist etwa eine Trennung von Presseamt und Hauptamt - eine Lehre aus dem Awo-Skandal, in dessen Mittelpunkt mittlerweile der wegen Korruptionsverdacht angeklagte Ex-Leiter des Hauptamts, Tarkan Akman, steht.

Frankfurt: Die Paulskirche wird Chefsache

Zur Chefsache macht Josef die Zukunft der Paulskirche. Dafür holt er Beate Huf, bisher Büroleiterin im Planungsdezernat, ins OB-Büro. Kümmern soll sie sich sowohl um die Sanierung des Gebäudes als auch um die Pläne für das Haus der Demokratie. Dass das Haus - wie von einer Expertenkommission vorgeschlagen - auf dem Paulsplatz entsteht, ist für Josef „eine von mehreren Möglichkeiten“. In die Entwicklung des Ortes möchte er auch Schülerinnen und Schüler einbeziehen.

Bleibt die Frage nach der Amtskette. Die trug Josef weder beim Empfang einige Stunden später im Kaisersaal noch bei der Pressekonferenz. Auch am Abend zuvor hatte er die Kette direkt nach seiner Ernennung wieder abgelegt. Seine erste Rede als OB hielt er ohne Halsschmuck.

Er habe sich mit dem Protokoll und seiner Vor-Vorgängerin Petra Roth beraten und entschieden: Die Kette wird nur bei sehr besonderen Anlässen wie etwa Staatsbesuchen getragen. (Julia Lorenz, Georg Leppert)

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