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Junge Leute aus Frankfurt werben ungewöhnlich für die Demokratie

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Die Initiative „Der Demokratiedeckel“ (von links): Linda Heinrich, Larissa Möckel, Emely Betz und Fabian Wiek.
Die Initiative „Der Demokratiedeckel“ (von links): Linda Heinrich, Larissa Möckel, Emely Betz und Fabian Wiek. © Rolf Oeser

Wie sich am Stammtisch für die Demokratie werben lässt? Da haben Stipendiaten aus Frankfurt eine gute Idee.

Frankfurt -Zur Demokratie gehört, das Gegenüber zu verstehen und miteinander zu diskutieren, auch wenn die Meinungen voneinander abweichen. Um den Diskurs anzuregen, haben neun Stipendiaten der Jungen Akademie Frankfurt bunte Demokratie-Bierdeckel entwickelt.

Bierdeckel findet man meist dort, wo es Bier gibt. Damit das, was überschäumt, nicht die Tische verklebt. Man kann aus ihnen Türme bauen, Werbung aufdrucken oder zum Nachdenken und Diskutieren anregen. Im Bierlager der Frankfurter Brauunion am Danziger Platz gibt es gerade massenweise Bierdeckel. In allen Farben des Regenbogens und bedruckt mit Fragen, die herausfordern sollen. Entwickelt von neun Stipendiaten der Jungen Akademie Frankfurt, die mit dem Demokratie-Bierdeckel die politische Ordnung besser erlebbar und stärken möchten.

Stammtisch-Parole: „Diskutier bei einem Drink“

„Wir wollen, dass die Bürger in entspannter Atmosphäre zum Thema miteinander ins Gespräch kommen“, sagt Fabian Wiek (22), der aus Konstanz kommt. „Setzt Du Dich für die Rechte anderer ein - oder ruhst Du Dich auf Deinem eigenen aus?“, „Bist Du Teil eines politischen Problems - oder seiner Lösung?“ lauten Beispiele der insgesamt sieben Fragen. Sie sollen bewusst provozieren. „Am liebsten in der Kneipe, am Stammtisch und nicht nur online. Wenn man sich gegenüber sitzt, werden Diskussionen automatisch viel lebendiger und greifbarer, empathischer und offener“, sind sie sicher. „Diskutier bei einem Drink“ steht unten klein auf den Bierdeckeln.

„Anfangs wussten wir nicht, was wir für ein Projekt machen wollen. Wir saßen vor einem Jahr zusammen. Ich habe mir die Lampen angeguckt und gesagt, dass sie wie Bierdeckel aussehen, meinte aber eigentlich Kronkorken“, erzählt Larissa Möckel (22). „So wurde die Idee geboren.“ Sie lachen laut, als sie an die Situation des Versprechers denken, der der Beginn des Demokratie-Bierdeckels war. Basisdemokratisch wurde viel diskutiert, verändert, gestaltet und geplant, bis sie fertig entwickelt waren. Mit QR-Code, der zur Internetseite führt, damit die Diskussionen auch im digitalen Raum geführt werde können, Logo, Farben und vor allem die Fragen, die zum Diskurs anregen sollen. Beim Demokratie-Slam der Jungen Akademie Frankfurt im vergangenen Oktober wurde das Projekt Demokratie-Deckel bereits vom Akademie-Förderverein mit dem Inspiratio-Preis ausgezeichnet, erzählen sie stolz. Die Volkshochschule hat ihnen eine Kooperation angeboten, als „Herzstück“ sind sie außerdem zum Paulskirchenfest am 20. und 21. Mai eingeladen mit einem eigenen Stand. Darüber freuen sie sich ganz besonders.

Beim Paulskirchenfest mit dabei

Ab dem 18. Mai sollen die Deckel mit Fragen wie „Begeistert Dich Abstiegskampf mehr als Wahlkampf? Warum?“ oder „Welches politische Ereignis müsste eintreten, damit Du das Land verlässt?“ auch in Lokalen in Frankfurt ausliegen. 52 500 Deckel wurden dafür produziert. Die Frankfurter Brauunion hat den Druck, den Lagerraum und die Verteilung übernommen. Auch wenn das ideelle Stipendium für die jungen Frauen und Männer, die aus ganz Deutschland kommen, ausläuft, wollen sie weitermachen.

Die junge Akademie Frankfurt vergibt das Stipendium in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Frankfurt und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Goethe-Universität Frankfurt.

„Vielleicht machen wir zur Landtagswahl neue Deckel“, erzählen sie. Eine höhere Auflage, etwas angepasstere Fragen zu den Kampagnen, ohne die gewollte Provokation wegzunehmen, oder vielleicht acht statt sieben Fragen. Auch über Frankfurt hinaus zu gehen, können sich vorstellen, mit einer Tour durch Kneipen in ganz Hessen. Sie denken auch schon über Kooperationen mit Institutionen wie der Wertestiftung nach. „Das werden wir am Ende evaluieren. Jetzt legen wir erst mal los und freuen uns auf das Paulskirchenfest und viele Diskussionen in Kneipen“, so Wiek.

Das Thema fesselt sie weiter und auch die Besucher bei der Vorstellung des Projektes. Die Bierdeckel sind ausgebreitet und es wird schnell auch zwischen den Tischen diskutiert. (sabine Schramek)

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