Junger Usbeke kann nach OP wieder Arm und Hände bewegen

Zukhriddin erlitt schwerste Verbrennungen durch heißes Öl, das ihm über Arm und Hände lief. Eine Hilfsorganisation holte den Jungen von Usbekistan nach Deutschland. Im Markus Krankenhaus wurde er operiert. Eine zweite Operation steht ihm noch bevor.
Zukhriddin ist erst seit wenigen Wochen in Deutschland, hat aber erstaunlich schnell Vertrauen gefasst. Und er hat überhaupt keine Angst vor der fremden Umgebung. Der sechs Jahre alte Junge, der aus Usbekistan kommt, hat schnell gemerkt, dass ihm die Menschen hier helfen wollen. In der Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie im Agaplesion Markus Krankenhaus hat er die Herzen von Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern und Mitpatienten im Sturm erobert. In seinem Zimmer passen außerdem ganz viele Kuscheltiere auf den Knirps auf und begleiten ihn in der schweren Zeit des Krankenhausaufenthaltes.
Zukhriddin kam mit schwersten Verbrennungen am linken Arm sowie an der linken und an der rechten Hand in die Frankfurter Klinik. Er wurde von der Hilfsorganisation Friedensdorf International nach Deutschland geholt und dem Expertenteam um Professor Dr. Dr. Ulrich Rieger anvertraut. Die Ärzte haben den kleinen Zukhriddin mehr als drei Stunden operiert, bald wird er seinen linken Arm wieder so wie früher bewegen können.
Vernarbungen entfernt
Wie schwer die Verletzung des kleinen Jungen war, verdeutlichen Aufnahmen, die vor der Operation von den Verbrennungen des linken Armes sowie der linken und der rechten Hand gemacht wurden. Dicke Vernarbungen, „schlechtes Gewebe“, wie es Rieger nennt, hat sich in der Beuge und am Handrücken links gebildet. Das Strecken und das Beugen des rechten Armes war deshalb überhaupt nicht mehr möglich gewesen. Gleiches galt für die linke Hand, die vom Handrücken her ebenfalls durch Vernarbungen mit einem Teil des Armes verwachsen war und nicht mehr bewegt werden konnte.
„Bei einer schweren Verbrennung würde man es in Deutschland nie so weit kommen lassen“, sagt Rieger. Die medizinische Versorgung sei hier so gut, dass diese Art von „schlechtem Gewebe“ gar nicht erst entstehen würde. Umso wichtiger sei es gewesen, dass Zukhriddin operiert und die Vernarbungen vollständig entfernt worden seien.
Zum Wohl der Kinder
Bei diesem besonderen Fall arbeiten alle Beteiligten „pro bono“ – also ohne irgendeinen finanziellen Ausgleich. Im Mittelpunkt steht allein der Gedanke, Kindern aus anderen Ländern, die in Kriegs- oder Krisengebieten beziehungsweise in Armut leben, schwerverletzt wurden oder schwersterkrankt sind, zu helfen.
Die Hilfsorganisation Friedensdorf International schaut sich jeden Fall vor Ort an, bevor entschieden wird, ob ein Kind nach Deutschland geholt wird. Die Voraussetzungen dafür sind erfüllt, wenn die medizinische Versorgung im Heimatland nicht adäquat, eine Behandlung in Deutschland erfolgversprechend ist und die Familie kein Geld für die Operation oder Behandlung hat. „Pro Jahr operieren wir bei uns ein Kind mit Verbrennungen, das über die Organisation nach Deutschland geholt wird“, erklärt Rieger.
Nach der Operation kann Zukhriddin seinen Arm wieder bewegen. Auch die Vernarbungen an der linken Hand wurden entfernt. Seitdem kann der Sechsjährige seine Finger wieder benutzen. „Er bekommt bald eine Schiene angepasst“, sagt Rieger. Hiermit sollen Arm und Hand gestreckt werden. Dass die Operation dringend notwendig war, begründet der Mediziner unter anderem auch damit, dass der Junge natürlich noch wächst. „Würde man alles so belassen, würden die Funktionseinschränkungen immer größer werden.“
Rieger, der selbst Vater von zwei Kindern ist und die Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Wiederherstellungs- und Handchirurgie im Markus Krankenhaus seit fünf Jahren leitet, ist dem Jungen eine große Stütze. Der Kleine hat großes Vertrauen zu ihm. Er freut sich, als der Arzt ihn in seinem Zimmer besucht, um zu schauen, wie es ihm geht. „Um die Elastizität der Haut auf dem Handrücken wieder herzustellen, wurde ihm Vollhaut aus der Leiste entnommen“, erklärt Rieger. Für die großflächige Ellenbeuge-Gegend hätten sie Haut aus dem Oberschenkel des Jungen sowie einen Hautersatz genutzt.
Heimweh
Zukhriddin ist fast 4 500 Kilometer Luftlinie von seiner Familie entfernt, die ihn nicht begleiten konnte. Wenn er ein Flugzeug am Himmel sieht, schaut er sehnsuchtsvoll nach draußen. Natürlich möchte er so schnell wie möglich wieder zurück zu seinen Eltern. Doch das dauert voraussichtlich noch bis August, denn auch die rechte Hand soll in der Klinik noch operiert werden.
Mit ihrem Eingriff haben Professor Rieger und sein Team dem kleinen Zukhriddin eine Zukunft gegeben, in der es möglich ist, ohne Beeinträchtigungen zu leben und, wenn er alt genug dafür ist, arbeiten zu gehen.