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Die Kaiserpfalz in der Altstadt ist nach sechs Jahren wieder begehbar

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Von: Gernot Gottwals

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Der Schauraum für die Kaiserpfalz. Vom Balkon aus hat der Besucher einen guten Überblick.
Der Schauraum für die Kaiserpfalz. Vom Balkon aus hat der Besucher einen guten Überblick. © ftv-Hamerski

Gestern wurden die Mauern der „Kaiserpfalz Franconofurd“ unter dem Stadthaus am Markt eröffnet. Dort haben die Besucher freien Eintritt zu archäologischen Ausgrabungen der Antike sowie des Früh- und Hochmittelalters.

Karl dem Großen werden die Erneuerung des Kaisertums, des Geldwesens sowie einige wegweisende Schritte in der Kunst, Kultur und Architektur zugeschrieben. Eine Neuerung dieser karolingischen Renaissance rundet als Blickfang die Mauern und Fundamente der „Kaiserpfalz Francononfurd“ ab: Die Schriftzüge der karolingischen Minuskel, die auf einer weißen Wand die ersten urkundlichen Erwähnungen Frankfurts nachempfinden. Darüber schwebt das messingverkleidete „goldene Dach“, das an die „Aula Regia“ (Königshalle) erinnern soll.

Auch Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) bezog sich bei der gestrigen Eröffnung auf die karolingische Renaissance, als sie der Bedeutung der historischen Gedenkstätte unterstrich: „Die Kaiserpfalz Franconofurt erlebt eine Wiedergeburt und bildet den Kristallisationspunkt für die spätere Entwicklung unserer Stadt.“ Nun sind die Grundmauern nach sechs Jahren Bauzeit für die Neue Altstadt wieder öffentlich begehbar. „Die seit den 1970er Jahren entblößt liegenden archäologischen Reste sind wieder dahin gerückt, wo sie hingehören und von den Bürgerinnen und Bürgern einzuordnen sind“, ergänzte Wolfgang David, Direktor des Archäologischen Museums.

Historische Keimzelle

Sein Vorgänger Egon Wamers, der sich für die schützende Überbauung, Restaurierung und museumspädagogische Aufbereitung des Archäologischen Gartens einsetzte, hob die historische Bedeutung von Frankfurts Keimzelle hervor: Schon Karl der Große empfing hier an seinem Hof Gesandte und berief anno 794 die Synode von Frankfurt mit wichtigen Kirchenvertretern ein. Sein Sohn Ludwig der Fromme ließ um 815 die Pfalz erbauen, die über einen Verbindungsgang mit der 855 geweihten Salvatorkirche, der Vorgängerin des heutigen Kaiserdoms, verbunden war.

Rund 1,5 Millionen Euro hat das Projekt unter der Trägerschaft der Dom Römer GmbH gekostet. Entstanden ist ein überdachter öffentlich zugänglicher Raum, der über zwei Eingänge im Osten/Norden (vor der „Goldenen Waage“)und Westen sowie einen betretbaren Balkon erschlossen und abends durch Rollgitter verschlossen wird. Die Fundamente und Mauern werden durch beschriftete Leuchttafeln und ein Video erklärt, auf interaktive Terminals wurde verzichtet. „Die sind zu störungsanfällig“, erklärt Wamers. Die Historisch-Archäologische Gesellschaft hat zusätzlich rund 40 000 Euro gespendet und das neue Bronzemodell der Pfalz gestalten lassen. Doch zwei große Visualisierungen an der Wand, „Lebensbilder“, zeigen, dass hier bereits um 150 n. Chr. eine römische Straßenstation bestand. Erhalten sind davon die Mauerreste des Rundbads einer Therme, die mit ihrem Hypokaustum (Warmluftheizung) durch den Kurator für provinzialrömische Archäologie Carsten Wenzel rekonstruiert wurde.

Neue Blickweisen

Neue Aufschlüsse gibt der Blick in die westlichen Mauern der Pfalz, wo die Archäologin und Leiterin des Denkmalamtes niedrigere Mauerzüge ergraben konnte, die noch zum älteren merowingischen Königshof gehören. Wenige Meter weiter erheben sich die hochmittelalterlichen Keller- und Fundamentmauern mit spannenden Übergängen, wie Wamers feststellt. Auch im Osten der Pfalzanlage konnten neue Mauer- und Bodenreste freigelegt werden. Ein weiteres Lebensbild zeigt schließlich das karolingische Franconofurd mit Pfalz, angeschlossenem Dorf und Zeltlager. Da in der Synode von Frankfurt bezüglich der Heiligen- und Ikonenverehrung auch wichtige Kirchengeschichte geschrieben wurde, war im vergangenen Jahr ein aus Kostengründen vorerst ausgesetztes ökumenisches Kirchenmuseum geplant, das Kämmerer Uwe Becker weiterhin wünscht, so bald es die Haushaltslage zulässt. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

Öffnungszeiten

Die Kaiserpfalz Franconofurd ist heute ab 14 Uhr und zukünftig täglich von 8.30 bis 19.30 Uhr geöffnet. Eine Anmeldung zu den kostenlosen Führungen ist unter 069/21239344 erforderlich.

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