Kampf um den Schaumainkai und die Mainwasen

X - x - x - x - x T - e - x - t - - - - - - - - -In einer Serie blicken wir zurück auf das Jahr in den 16 Ortsbeiräten - aus Sicht unserer Redakteure. Was war das Thema, das den Ortsbezirk in den vergangenen Monaten bewegt und beschäftigt hat? Wir setzen unsere Serie mit dem Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) fort.
An einem Dienstag Anfang September wurden die Absperrungen weggeräumt, der Mainkai auf der Nordseite des Mains war wieder offen für den Autoverkehr. "Was für eine Wohltat", freuten sich Sachsenhäuser Anwohner. Denn fast mit einem Schlag waren Schwerlastverkehr, Staus und Hupkonzerte auf der Südseite des Mains Geschichte.
Lkw- und Autofahrer hatten sich 13 Monate lang ihren Weg durch die Haupt- und Nebenstraßen Sachsenhausens gesucht, auf der Suche nach einem schnellem Durchkommen auf dem Umweg. Seit die Ost-West-Verbindung wieder nutzbar war, konnten die Anwohner von Schaumainkai, Schweizer Straße und Mörfelder Landstraße das gleich spüren.
Endlich könne man sich auf der Schweizer Straße wieder aufhalten, Lärm und Abgase seien zurückgegangen, bestätigte Torsten Schiller von der Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße. Dass die Sperrung aufgehoben würde, war zwar abzusehen, weil die CDU sich alsbald gegen die Fortsetzung des Verkehrsversuchs ausgesprochen hatte.
Kampf-Modus
in Sachsenhausen
Dennoch blieben die Sachsenhäuser, die sich in der Bürgerinitiative "Sachsenhausen wehrt sich" zusammengeschlossen hatten, im Kampf-Modus. Allen voran Herbert Schmoll, Gründer der BI, der keine Sitzung des Verkehrsausschusses ausließ, um auf die Nachteile hinzuweisen, die Sachsenhausen, aber auch Niederrad und Oberrad durch die Verkehrsverdrängung hatten.
Im Ortsbeirat war die Mainkai-Sperrung zwar Thema, aber es wurde kaum je hitzig diskutiert. Die Parteien hielten sich an die Linie ihrer jeweiligen Parteigenossen im Stadtparlament. Die SPD drückte sich vor konkreten Forderungen, die Linke wollte Ampelschaltungen verbessern und Lkw im Stadtteil verbieten. Die Grünen schlossen sich der Koalitionsmeinung im "Fünfer" an, die Koalition brachte den Antrag ein, der schließlich verabschiedet wurde: Die Sperrung soll aufgehoben und je ein Radstreifen auf jeder Seite des Mainkais eingerichtet werden.
Kaum weniger leidenschaftlich ging es auch beim Thema Mainwasen zu. Die angestammten Fußball-Felder von Frankfurts ältesten Fußballvereinen Germania und SV Sachsenhausen sowie Teile der Kleingartenanlage Mainwasen an der Gerbermühlstraße sollen einem Neubau der privaten Europäischen Schule weichen. Ähnlich wie der Mainkai also ein lokales Politikum, das nicht im Frankfurter Süden entschieden wird, sich aber dort abspielt und unmittelbare Auswirkungen auf die Bürgerschaft hat.
Spaltthema auch: Die
Mainwasen-Bebauung
Denn laut Baudezernent Jan Schneider (CDU) sollen die Vereine nach Oberrad an die Offenbacher Landstraße gegenüber der theologischen St. Georgen-Hochschule ziehen. Felder würden mit Kunstrasenflächen, Sporthalle und Parkplätzen bebaut - zum Entsetzen der Anwohner.
Im Vorjahr sprachen sich noch auf Antrag der CDU hin alle Parteien gegen die Bebauung der Mainwasen aus - mittlerweile stemmen sich nur noch SPD und Linke im Ortsbeirat 5 aktiv dagegen. Ihr gemeinsamer Antrag auf Erhalt der Sportplätze liegt schon seit Oktober auf Wiedervorlage im Ortsbeirat.
Trauriges Thema in Niederrad war der Abriss eines der ältesten Häuser im Ortskern aus dem 17. Jahrhundert. Eine Entwicklungsfirma hatte das Haus abreißen lassen, um das denkmalgeschützte Ensemble der Kelsterbacher Straße 28 um einen Neubau zu erweitern. Ensembleschutz bestand auch für das alte Walmdachhaus. Doch das Denkmalamt stimmte dem Abriss zu, weil die historische Bausubstanz zu gering sei. Eine Bürgerallianz aus Nachbarn und dem Niederräder Bezirksverein wollte dies verhindern. Hier konnte der Ortsbeirat nur zusehen, weil er nicht informiert war. Einem Antrag der SPD stimmte man eilig zu und pochte auf den Erhalt des historischen Ortskerns und die Förderung von Eigentümern durch die Stadt.
Den Vereinen im Ortsbezirk 5 greift der Ortsbeirat aber weiterhin unter die Arme - im Corona-Jahr umso mehr. Das Stadtteilgremium hat Gelder aus dem eigenen Budget für Vereine wie die Schützengesellschaft (NSG) Oberst Schiel, die TSG Niederrad 1898, den Karnevalverein "Die Stichlinge" und für den Bau der neuen Sporthalle der Turngemeinde (TG) Sachsenhausen 04 veranschlagt. Der Spielvereinigung Oberrad 05 stellt der Ortsbeirat Geld für die Sanierung der Fassade und die Renovierung der Umkleidekabinen zur Verfügung.
Und wenn jetzt noch der wiederaufgebaute Goetheturm im Stadtwald - der das 2017 von einem noch immer nicht gefassten Brandstifter niedergebrannte Wahrzeichen trefflich ersetzt - seine feierliche Einweihungsfestivität erhält, ist die Welt im Süden für einen Moment heil. Ob eine Feier im Jahr zwei der Corona-Pandemie möglich sein wird, wird sich zeigen. Stefanie Wehr