Marokkanischer WM-Star: Frankfurter Bub spielt in Katar groß auf
Marokko gehört zu den Überraschungsteams bei der WM in Katar. Großen Anteil daran hat Abdelhamid Sabiri, der in Frankfurt aufgewachsen ist.
Frankfurt - Frankfurt – Deutschland ist raus, zum zweiten Mal in der Vorrunde ausgeschieden. Für wen können die Frankfurter jetzt die Daumen drücken? Ein Vorschlag: Marokko. Denn im Team um Trainer Walid Regragui und Kapitän Romain Saïss steht ein Frankfurter auf dem Platz: Abdelhamid Sabiri, 1996 in Marokko geboren, kam als kleiner Junge mit seiner Familie nach Frankfurt, ist am Frankfurter Berg aufgewachsen, erlernte das Fußballspiel bei der TSG Frankfurter Berg und bei der SG Rot-Weiß Frankfurt. Der Kicker mit dem Doppelpass hat beim ersten Gruppenspiel der Marokkaner gegen Belgien das erste Tor geschossen. Viele Frankfurter Fußballer kennen Sabiri noch von früher.
Daniel Meisinger zum Beispiel erinnert sich genau: „Abdelhamid Sabiri ist mit sechs Jahren zu uns gekommen, hat in der G-Jugend gespielt“, sagt der ehemalige Jugendtrainer der TSG Frankfurter Berg. Seine Familie lebt noch immer am Frankfurter Berg – und ist vermutlich mächtig stolz. Eine Kontaktaufnahme war leider nicht möglich.
„Sein Vater kam oft auf den Platz. Noch viel später, als Abdelhamid längst nicht mehr bei uns war, ist er auf dem Weg zum Garten hier vorbeigekommen, wenn er mich gesehen hat“, sagt Meisinger. Die beiden Männer haben sich beraten, der Vater Tipps von dem Jugendtrainer erhalten. „Ich habe gesagt, er soll ihn zu Rot-Weiß Frankfurt geben, da kann er weiter kommen“, sagt Meisinger. Die großen Vereine wie etwa die Eintracht haben mehr Renommee, aber es bestehe die Gefahr, dass die Talente verheizt werden. „Wichtig ist die Schulausbildung. Sabiri hat meines Wissens die Carl-von-Weinberg-Schule abgeschlossen, eine Sportschule in Goldstein.“
Doch zunächst hat Sabiri erst mal am Frankfurter Berg Talent gezeigt. „Er war immer nett, zugänglich, wissbegierig. Ich habe ihn kennengelernt, als ich die F-Jugend trainiert habe, so mit sieben, acht Jahren“, sagt Meisinger. „Man konnte erkennen, dass er Talent hatte. Er war einen Tick weiter als die anderen.“

Frankfurter spielt bei der WM für Marokko: „Er war einen Tick weiter als die anderen“
Doch zunächst hat Sabiri erst mal am Frankfurter Berg Talent gezeigt. „Er war immer nett, zugänglich, wissbegierig. Ich habe ihn kennengelernt, als ich die F-Jugend trainiert habe, so mit sieben, acht Jahren“, sagt Meisinger. „Man konnte erkennen, dass er Talent hatte. Er war einen Tick weiter als die anderen.“
Einer der anderen ist Florian Brenner. „Ich habe mit ihm in der F-Jugend gekickt, in der Saison 2004/2005“, erinnert sich Brenner. „Meine Mutter hat damals alles gesammelt. Als ich jetzt noch einmal in den Ordner gesehen habe, habe ich mich erinnert: Wir haben damals miteinander konkurriert um die Torjägerkrone. In 15 Spielen hat er 31 Tore geschossen und ich 32. Ich habe die Krone bekommen“, so Brenner. „Trotz dieser Konkurrenz haben wir uns immer gut verstanden auf dem Platz und uns gegenseitig die Pässe zugespielt. Abdelhamid ist ein ganz netter, ruhiger, unauffälliger Junge gewesen, immer höflich. Meine Eltern haben ihn im Auto mitgenommen zu Auswärtsspielen.“
Nach der Saison in der F-Jugend wechselte Brenner nach Niederrad. „Wir haben uns aus den Augen verloren, aber später, 2009, mit 13, bin ich nach Karben gewechselt, wo er zu diesem Zeitpunkt schon war. Er hat mich begrüßt, sich gefreut, gleich mit dem Trainer geredet und so.“ Nach ein paar gemeinsamen Wochen ist Abdelhamid Sabiri dann zu Rot-Weiß Frankfurt gewechselt. „Ich habe ihn nur noch einmal gesehen, auf dem Platz. Ein Bundesligaspiel Eintracht gegen Paderborn, wo er damals spielte. Ich war Eintracht-Fan und habe gesehen, dass er ein Tor gegen uns geschossen hat. Na, das hat mich ein wenig geärgert“, schmunzelt Brenner heute.

Sabiri spielte in der Jugend bei Rot Weiß Frankfurt
Auch bei Rot-Weiß hat Abdelhamid einen sehr guten Eindruck gemacht. „Wir sind sehr stolz auf ihn“, sagt Jonel Goncalves, damals Jugendtrainer bei den Rot-Weißen aus Rödelheim. „Er war bei uns, bis er 18 war, hat alle Wechselangebote etwa der Kickers und des FSV Frankfurt abgelehnt. Erst mit 18, sehr spät also, ist er nach einer Saison bei TUS Koblenz zu Darmstadt 98 ins Leistungszentrum gewechselt. Alles, was er vorher erreicht hatte, hat er ohne Leistungszentrum geschafft.“
Goncalves erinnert sich, dass Abdelhamid viel mitgebracht hatte. „Er hat Straßenfußball gespielt, nicht so konservativ wie der Vereinsfußball.“ Abdelhamid sei mit jüngeren und auch älteren Sportsfreunden immer sehr empathisch umgegangen und war im Kader ein Lieblingsspieler. „Er stand im Mittelpunkt.“ Körperlich eher schmächtig, habe er sich in seiner Zeit bei Rot-Weiß immer durchgesetzt aufgrund seines Talents. Erst spät, mit 17 Jahren, habe er mit dem Athletiktraining begonnen, um auch körperlich konkurrenzfähig zu bleiben. „Ich finde“, sagt Goncalves, „dass er alles richtig gemacht hat. Er ist ein netter Junge, seine Familie eine typische Arbeiterfamilie, die mit wenig zufrieden ist und stolz auf den Sohn“.
Frankfurter spielt bei der WM für Marokko
Marinko Cabraja, heute im Vorstand von Rot-Weiß, kennt Abdelhamid Sabiri nicht persönlich. „Es war vor meiner Zeit. Aber mein Sohn kennt ihn: Als Sabiri 2019 aus England zurückkam, wo er für Huddersfield Town gespielt hatte, trainierte er auf dem Platz von Viktoria Preußen. Mein Junge und die anderen sind zu ihm gegangen, und er habe sich total nett mit ihnen unterhalten und Selfies machen lassen.“
Danach wechselte Sabiri zu Paderborn. Nach dem Bundesligaabstieg spielte Sabiri bei Ascoli Calcio und wechselte dann zu Sampdoria Genua, wo er seit kurzem einen Vertrag hat. Mit seiner doppelten Staatsbürgerschaft als Deutscher und Marokkaner kam er ins Team der marokkanischen Nationalelf. Im Achtelfinale trifft Marokko am Dienstag auf Spanien. Dann werden seine Freunde von früher fest die Daumen drücken – für den netten Jungen von nebenan. (tjs)
Bevor der heute 26-Jährige in der Jugend zu Rot Weiß Frankfurt wechselte, spielte Abdelhamid Sabiri hat auch für drei Klubs aus der Wetterau. Weggefährten erinnern sich.