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„Ich schaffe es einfach nicht mehr“: Kapitän der Höchster Mainfähre droht mit dem Aus

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Von: Michael Forst

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Bei der OB-Wahl im März war Fährmann Sven Junghans als unabhängiger Kandidat angetreten.
Bei der OB-Wahl im März war Fährmann Sven Junghans als unabhängiger Kandidat angetreten. © Maik Reuß

Die Stadt soll ihren Zuschuss erhöhen, fordert Sven Junghans, sonst will er den Betrieb einstellen. Nötig sei das, da er höhere Treibstoffkosten habe und weniger Reisende transportiere.

Frankfurt – Die seit langem angespannte Situation um die Mainfähre „Walter Kolb“ droht zu eskalieren: Kapitän Sven Junghans hat angekündigt, den Fährbetrieb einzustellen – wenn ihm die Stadt nicht den Zuschuss für das laufende Jahr um 25 000 Euro auf 75 000 erhöhe. Nur so könne er den Betrieb und Erhalt der Fähre gewährleisten, erklärte er auf Anfrage.

„Ich schaffe es einfach nicht mehr finanziell, es muss dringend etwas passieren“, so Junghans. Fehlende Reisende in der Pandemie-Zeit und explodierende Energiekosten hatten seine Fähre in schwieriges Fahrwasser gebracht. Statt 40 000 bis 60 000 Personen pendelten nur noch 7000 bis 8000 pro Jahr. Auch Charter-Abendfahrten fielen weitgehend flach. Dazu kämen heftige Steigerungen beim Diesel-Treibstoff.

Streit um Schaden: Kapitän sieht Schuld bei der Stadt Frankfurt

Nun bleibe er auch noch auf außerplanmäßigen Reparaturkosten sitzen, an deren Ursache die Stadt schuld sei. Vor zwei Jahren hat ihm Treibholz, das wegen der winterlichen Absenkungen der Nidda-Wehre in den Main getrieben wurde, den Propeller – das ist die korrekte Bezeichnung für die Schiffsschraube – zerstört. „Dabei hatte ich bei der Stadt immer angemahnt, mit der Wehrabsenkung zu warten, bis ich in der Winterpause bin.“ Die Versicherung komme nicht für den Schaden auf. Junghans bleibt nun auf 5000 Euro sitzen. Denn die Stadt bezuschusst den Fährbetrieb zwar jährlich mit 50.000 Euro – Reparatur- und Wartungskosten bis zu 10.000 Euro muss er als Pächter selber tragen.

Als er die Stadt um eine Erhöhung des Zuschusses gebeten habe, sei die Replik gekommen, er würde zu viel in Reparaturen investieren. Deshalb, so habe man ihm angekündigt, werde künftig eine Wirtschaftsprüfungskanzlei ein Auge drauf haben. Junghans empfindet das als Beleidigung. Und er merkt an: „Das Geld, das so eine Kanzlei kosten würde, entspräche wohl dem Zuschuss, den ich so dringend brauche.“ Auch weil er entgegen ursprünglicher Angaben die Corona-Hilfe im Nachhinein habe versteuern müssen – ebenso die Summe, die über die Spendenaktion während der Pandemie zusammen war. Junghans: „So musste ich im vorigen Jahr insgesamt 40 000 Euro nachzahlen.“

Frankfurt: „Walter Kolb“ ein Wahrzeichen der Stadt

Die „Walter Kolb“, so sieht es der Kapitän, sei ein Kulturgut und Wahrzeichen der Stadt und des Westen – wie könne es da angehen, dass sie von der Stadt derart stiefmütterlich behandelt werde? „Wenn man sieht, welche Millionenbeträge Frankfurt in seine Museen steckt, sind doch die jährlich 50 000 Euro für mich der blanke Hohn.“

Noch hofft er auf ein Einlenken der Stadt. Vielleicht schalte sich ja der neue Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) ein, dem Junghans geschrieben hat. Darin fragt er den OB: „Gibt es denn nicht ein Notprogramm, um kurzfristig auszuhelfen?“ Und auch er beschwört gegenüber Josef das traurige Szenario: „Im 400. Jubiläumsjahr das Ende?“

Auf Anfrage hat die Stadt reagiert: „Die Mainfähre hat einen Sonderstatus. Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Fährmann eine dauerhafte, wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Zukunft finden“, sagte Verkehrsdezernatssprecher Wolfgang Siefert. (Michael Forst)

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