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Katzen-Dramen kosten Nerven - und viel Geld

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Von: Michael Forst

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Das rasierte Fell zeugt noch von der schweren Operation: Kater Tayfun, hier in den Armen von Tierheimleiterin Petra Decken, musste nach einem Verkehrsunfall am Oberschenkel behandelt werden. Im Tierheim fand er nun eine vorläufige Bleibe.
Das rasierte Fell zeugt noch von der schweren Operation: Kater Tayfun, hier in den Armen von Tierheimleiterin Petra Decken, musste nach einem Verkehrsunfall am Oberschenkel behandelt werden. Im Tierheim fand er nun eine vorläufige Bleibe. © Maik Reuß

Das Tierheim unter der Schwanheimer Brücke in Nied gerät wegen Tierarztkosten in finanzielle Nöte.

Frankfurt. Vier dramatische Fälle in kurzer Folge haben das Tierheim Nied jüngst in Atem gehalten - und die ohnehin finanziell angespannte Lage eskalieren lassen. „Wir sind sprachlos und verzweifelt!“, schreiben die Tierschützer in einem emotionalen Appell auf ihrer Facebook-Seite. Gleich vier Katzen sind mit Brüchen oder in sehr schlechtem Allgemeinzustand im Tierheim gelandet, dessen Träger der Tierschutzverein Schwalbach und Frankfurt-West ist. „Binnen weniger Wochen sind so Klinikkosten von knapp 10 000 Euro entstanden“, erklärt Tierheimleiterin Petra Decken. Jetzt hoffen sie, der Tierschutzvereins-Vorsitzende Bernd Johanning und die Mitarbeiter auf die Spendenbereitschaft der Bürger.

Denn die ungeplanten Mehrausgaben fallen in eine Zeit, in der die Katzenfreunde monetär ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind. Nicht nur belasten sie gestiegene Tierarzt- und Futterkosten, explodierende Energiepreise und der Mindestlohn, der im Oktober vergangenen Jahres auf 12 Euro angehoben wurde (wir berichteten). Zuletzt galt es zudem, die marode Elektrik auf dem Gelände unter der Schwanheimer Brücke zu reparieren - und nun müssen noch einige Dächer instand gesetzt werden.

Bei Notfällen in die Bresche gesprungen

Den ersten Notfall brachte ein Mann an Silvester vorbei: Der dreijährige Kater, mittlerweile auf den Namen Tayfun getauft, war wohl bei einem Verkehrsunfall verletzt worden und musste am Oberschenkel operiert werden. Das Tierheim übernahm ebenso die Kosten wie für den roten Kater Rasmus. Der verschmuste Geselle wurde mit einem komplizierten Beckenbruch in die Tierklinik gebracht, dort operiert und gleich kastriert. Auch hier sprang das Tierheim in die Bresche; nach der erfolgreichen Operation fand auch Rasmus unter der Schwanheimer Brücke eine vorläufige Bleibe.

Kliniken schicken Besitzer zum Tierheim

Tragisch hingegen ist ein anderer Fall ausgegangen: Anfang Februar meldete sich eine verzweifelte Frau wegen ihrer Katze Blacky. „Das Tier war wohl über zwei Monate verschwunden und dann in einem ganz schlechten Zustand nach Hause zurückgekehrt“, berichtet Petra Decken, Leider habe die Dame nicht das nötige Geld für die 2 000 Euro teure OP gehabt. „Bei so jungen Katzen denkt man leider oft nicht daran, dass auch solche Kosten entstehen können“, sagt Decken.

Auch auf eine Ratenzahlung habe sich die Klinik nicht eingelassen - und die Frau samt ihrem schwer verletztem Tier einfach nach Nied geschickt. Man habe sie zwar sofort - in einer anderen Klinik - behandeln lassen. Leider vergeblich: Wärmebett, Infusionen und anderen Behandlungen schlugen nicht an. Blacky musste von ihren Leiden erlöst werden. Auch eine Beisetzung konnte sich die Frau nicht leisten. Decken: „Wir begruben die Katze hier auf unserem Gelände, es flossen Tränen bei der Dame und uns.“

Doch der Schicksalsschläge nicht genug; Erst vor wenigen Tagen kam eine Frau mit ihrer Katze Luna zu Petra Decken und ihrem Team. „Das Tier war im dritten Stock vom Balkon gefallen, leider war der ungesichert“, berichtet die Leiterin. Wieder habe die Klinik die Frau mit ihrer schwer verletzten Katze zum Tierheim geschickt, weil auch sie die OP-Kosten nicht zahlen konnte. Decken schüttelt den Kopf: „Die Katze hatte einen Beckenbruch und natürlich große Schmerzen.“

Auch in diesem Fall sei es selbstverständlich gewesen, sofort in die Bresche zu springen, denn: „Die Tiere kommen bei uns immer an erster Stelle“, wie sie betont. Allerdings appelliert sie auch an die Verantwortung der Tierbesitzer: „Eine Katze im dritten Stock ohne Absicherung zu halten, das geht gar nicht.“ Wer derlei Vorkehrungen zum Wohl der Tiere nicht treffe, scheide auch für das Tierheim als künftiger Katzenhalter aus.

Wer dem Tierheim helfen will, kann einen Geldbetrag an IBAN DE31 5125 0000 0049 0001 97 überweisen. Oder er spendet über Paypal mit info@tierheim-nied.de. Bitte die Funktion das Geld „via Freunde und Familie“ senden. Als Verwendungszweck bei beidem „Klinikkosten“ angeben. Michael Forst

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