Kaum Multikulti-Glamour im Frankfurter Stadtparlament

Frankfurt schmückt sich gerne mit dem Titel „Deutschlands internationalste Stadt“, weil Staatsangehörige von 175 Nationen in der Mainmetropole leben. Doch im Stadtparlament bleibt vom Multikulti-Glamour nur wenig übrig. Dort haben die das Sagen, die schon immer hier waren. Die Alteingesessenen sind in stattlicher Zahl vertreten.
Ist Frankfurt provinziell? Im Stadtparlament auf jeden Fall. Es gibt sogar die Fraktion „Die Frankfurter“. Fraktionschef ist Bernhard Ochs, der Führer der Liste „Die Frankfurter“. Er wurde als einziger der Liste gewählt. Um Fraktionsstärke zu erreichen, verstärkte er sich mit Luigi Brillante, einem gebürtigen Italiener und Erhard Römer von den grauen Panthern.
Doch in Wahrheit ist die Frankfurter Fraktion viel, viel stärker. Sie umfasst 39 der insgesamt 93 Köpfe, also rund 42 Prozent. So viele gebürtige Frankfurter sitzen im Stadtparlament. Weitere 16 stammen aus Hessen, 29 aus dem Rest Deutschlands. Nur 9 Stadtverordnete sind im Ausland geboren. 90,3 Prozent der Mitglieder haben einen deutschen Geburtsort.
In Frankfurt leben Angehörige von 175 Nationen, in das Stadtparlament haben es, neben den Bundesbürgern, gerade mal sechs Nationalitäten geschafft. Die Herkunftsländer sind Italien, Griechenland, Marokko, Amerika, Kenia und die Türkei. Es sind auch nicht alle fünf Erdteile vertreten. Es fehlen Asien und Australien.
CDU ganz ohne Multikulti
Mit nur neun Stadtverordneten mit Migrationshintergrund ist ein neuer Tiefstand erreicht. Das sind weniger als zehn Prozent. Die 23-köpfige CDU-Fraktion hat kein einziges Mitglied mit ausländischen Wurzeln in ihren Reihen. Ulf Homeyer wurde zwar in New York geboren und hat damit auch die amerikanische Staatsbürgerschaft, ist aber Sohn eines deutschen Kapitäns zur See.
Die 22-köpfige SPD-Fraktion hat drei Mitglieder mit Migrationshintergrund: Abdenassas Gannoukh aus Marokko, Figen Brandt aus der Türkei und Evlampios Betakis aus Thessaloniki. Selbst bei den Grünen als Anhänger der multikulturellen Gesellschaft hat es von den 14 Fraktionsmitgliedern nur Hilime Arslaner-Gölbasi mit einem Geburtsort in der Türkei in das Stadtparlament geschafft.
Linke ist am buntesten
Den höchsten Migrantenanteil kann die Fraktion der Linken aufweisen. 20 Prozent der achtköpfigen Fraktion sind im Ausland geboren: Pearl Hahn in Nairobi (Kenia) und Eyup Yilmaz in Mittelanatolien. Rein deutsch sind die FDP-Fraktion, die BFF und Ökolinx.
Die ausländerkritische AfD-Fraktion hat mit Oliver Wurtz einen gebürtigen Straßburger in ihren Reihen. Wurtz war zehn Jahre lang Berufssoldat in der französischen Armee und hat auch die deutsche Staatsbürgerschaft.
Eine Studie der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahre 2011 stellte in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung einen Anteil von 16,1 Prozent Mitgliedern mit Migrationshintergrund fest. Der ist mit der Wahl am 6. März 2016 zurückgegangen. Den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund beziffert die Studie aus dem Jahr 2011 mit 42 Prozent, der Ausländeranteil lag damals bei 24,4 Prozent. Bis 2016 stieg er auf 28,6 Prozent.
Von Migrationshintergrund spricht man auch dann noch, wenn ein Kind ausländischer Eltern in Frankfurt geboren ist und die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Diese ist für Angehörige aus nicht EU-Ländern auch Voraussetzung, um ins Stadtparlament gewählt zu werden. Ansonsten bestätigt die damalige Studie aktuelle Frankfurter Tendenzen: Grüne, Linke und SPD haben traditionell einen höheren Anteil von Einwanderern als CDU und FDP.
Wer sich in Frankfurt Internationalität erhofft, muss zu den Müllwerkern der FES gehen. Die Besatzungen der Müllfahrzeuge entstammen laut FES-Sprecher Stefan Röttele 31 Nationen. Einer von ihnen, der SPD-Stadtverordnete Gannoukh, hat es sogar ins Stadtparlament geschafft.