Kinder wollen ihren Trainer zurück

TSG Vorwärts Frankfurt trennt sich von Übungsleiter und die Kinder protestieren
Es sind herzzerreißende Botschaften, die Kinder aus den Turngruppen der TGS Vorwärts Frankfurt und ihre Eltern am Zaun des Vereinsgeländes im Rebstöcker Weg angebracht haben. „Ich möchte weiter gesund bleiben und mit Ralf trainieren“, steht da zu lesen. Oder auch: „Ralf hat mich stark gemacht. Ich kann heute für meine Rechte kämpfen.“
Hintergrund der Aktion Anfang des Monats im Frankfurter Stadtteil Rödelheim ist eine Entwicklung, die die meisten Jungen und Mädchen völlig unvorbereitet traf. Vor einigen Wochen waren sie zu ihren üblichen Bewegungsstunden bei Übungsleiter Ralf Schwabe in die Halle gekommen, um von diesem zu erfahren, dass er das letzte Mal für sie da sein würde. Der Vertrag zwischen ihm und dem Verein sei aufgelöst worden. Offiziell „aus gesundheitlichen Gründen“. Tränen seien auf beiden Seiten geflossen, erzählt Maria Brück, die sich als betroffene Mutter an die Spitze der Elternschaft gesetzt hat. Die Kinder hätten es nicht fassen können.
Einige von ihnen trainierten seit vielen Jahren bei Schwabe. Viel Lob gibt es von den Erwachsenen für den erfahrenen Trainer. Er sei individuell auf jedes Kind eingegangen. Die Jungen und Mädchen hätten sich nicht nur in sportlicher Hinsicht gut entwickelt. Er sei ihnen mit Respekt begegnet und alle seien bestmöglich integriert worden. Gerade auch diejenigen, die noch nicht so gut Deutsch sprachen.
Umso trauriger sei der plötzliche Abgang, da es keinen Ersatz gibt. Die Angebote für Eltern-Kind- und Kinderturnen fallen erst mal aus. Stattdessen sei den Müttern und Vätern angeboten worden, ihre Sprösslinge zum Mini-Hockey zu schicken.
Der Vereinsvorsitzende Peter Orzewski bestätigt das auf Anfrage. Turnstunden könne man derzeit nicht bieten. „Gerade im Gerätturnen sind Übungsleiter schwer zu finden.“ Man habe bereits Anzeigen im Internet und der Zeitung geschaltet, aber noch keine positive Resonanz darauf erhalten. „Wenn sich ein Trainer bei uns melden würde, würden wir sofort in die Gespräche mit ihm einsteigen“, sagt Orzewski.
Man habe den betroffenen Familien ein außerordentliches Kündigungsrecht eingeräumt, das für 30 von etwa 80 Kindern bereits genutzt worden sei. Diejenigen, die darauf und auch auf das alternative Sportangebot verzichten, könnten vorerst beitragsfrei bleiben.
Dass die Eltern die Kommunikation vonseiten des Vereins bemängelten, kann Orzewski nicht nachvollziehen. Schwabe hätte darum gebeten, sich persönlich von den Kindern verabschieden zu dürfen. „Parallel dazu“ seien die Eltern, deren Mailadressen dem Verein vorlagen, auf diesem Weg über die Entscheidung informiert worden.
Zu den näheren Umständen der Trennung wollte Orzewski nichts sagen. Man habe Stillschweigen vereinbart. So plötzlich, wie es manchem vorkomme, sei die Entscheidung aber nicht getroffen worden. Mehrere Monate lang sei der Vorstand damit beschäftigt gewesen. Einige Eltern hätten ihre Kinder nach „Vorfällen“ schon vorher abgemeldet. Um eine „strafrechtliche“ Angelegenheit handele es sich nicht, betonte Orzewski auf Nachfrage.
Der Presse könne man entnehmen, dass man nicht der erste Verein sei, bei dem nach längerer Kooperation mit Schwabe die Wege auseinandergingen. Die SGK Bad Homburg hatte 2019 das Verhältnis des Trainers zu Vereinsführung und Kollegen als Erklärung für das überraschende Ende einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit angegeben.
Die Eltern, deren Kinder nun nicht mehr in Rödelheim an die Geräte gehen können, haben Schwabe als jemanden erlebt, der Dinge mit großem Engagement selbst initiiert hat, wenn er sich vom Verein nicht ausreichend unterstützt sah. Vielleicht seien die Forderungen den Verantwortlichen zu viel geworden, vermuten einige. Der Trainer selbst hat auf Anfrage dieser Zeitung nicht reagiert.
Unabhängig von den Details, sind es die Kinder, die darunter leiden, dass sie nun ohne ihr geliebtes Hobby und den die Gesundheit fördernden Bewegungsspaß auskommen müssen. Einige Eltern haben sich nach Alternativen umgehört. Doch die sind ihren Erfahrungen nach in guter Reichweite nicht zu finden.
Katja Sturm