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Klarinette hilft nicht: Mordfall Tristan weiter ungelöst

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Der mutmaßliche Mörder Manfred S. spielte außer Saxofon auch Klarinette.
Der mutmaßliche Mörder Manfred S. spielte außer Saxofon auch Klarinette. © - (Polizei Hessen)

Die Klarinette, auf der der mutmaßliche Serienmörder Manfred S. (†) im Februar 2012 spielte, galt als heiße Spur. Die Ermittler hofften, mit Hilfe des Instruments den Mord am Schüler Tristan Brübach aufklären zu können. Diese Hoffnung hat sich inzwischen aber zerschlagen: Bei der Untersuchung der Klarinette wurden keine brauchbaren Fingerabdrücke gefunden.

Manfred S. soll mindestens fünf Frauen und möglicherweise noch viele weitere Menschen ermordet haben. Die Medien berichteten bundesweit über den Schwalbacher, in dessen Garage nach seinem Tod im Jahr 2014 eine zerstückelte Frauenleiche gefunden wurde. Das Interesse war auch deshalb so groß, weil die Ermittler den 1998 in Höchst ermordeten Schüler Tristan Brübach in den Kreis der möglichen Opfer aufnahm.

Als heißeste Spur in diesem Zusammenhang galt bislang eine Klarinette, die der Hobbymusiker Manfred S. an einem Abend im Februar 2012 in den Händen gehalten hatte. Der mutmaßliche Serienmörder setzte das Instrument bei einem Bekannten zusammen, spielte darauf, baute es wieder auseinander und verstaute die Einzelteile in einem Etui. Anschließend fasste die Klarinette niemand mehr an.

Aufwendige Untersuchung

Die Ermittler der eigens für den Fall gegründeten Arbeitsgruppe „Alaska“ hofften deshalb, aus Fettspuren auf der Klarinette die vier noch fehlenden Fingerabdrücke des Tatverdächtigen rekonstruieren zu können. Das hessische Landeskriminalamt (LKA) beauftragte Spezialisten mit einer aufwendigen kriminaltechnischen Untersuchung. Wie ein Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft auf Nachfrage dieser Zeitung sagte, brachte die Maßnahme aber „keine neuen Erkenntnisse“.

Detaillierte Fragen zu der Untersuchung beantwortete der Behördensprecher zunächst nicht. Aus dem Kreis der Strafverfolger war aber zu hören, dass die Fettspuren auf dem Instrument nicht ausgereicht hätten, um die erhofften Fingerabdrücke zu rekonstruieren. Ob das an der schlechten Beschaffenheit oder am relativ hohen Alter der Fettspuren lag – immerhin etwa viereinhalb Jahre – war nicht in Erfahrung zu bringen.

Mit der ergebnislosen Untersuchung der Klarinette hat sich auch die Hoffnung zerschlagen, dass der Fall Tristan nach 18 Jahren rasch aufgeklärt werden kann. Am Tatort wurde damals ein blutiger Fingerabdruck gefunden, der nicht von dem 13 Jahre alten Schüler selbst, sondern höchstwahrscheinlich von seinem Mörder stammte. Der Abgleich mit den sechs bekannten Fingerabdrücken des Schwalbacher Serienmörders war negativ.

Wenn die Rekonstruktion der vier noch unbekannten Abdrücke gelänge, könnte Manfred S. entweder als Täter ausgeschlossen oder als solcher überführt werden. Der Schwalbacher kommt aus Sicht der Ermittler in Betracht, weil Tristans Mörder die Hoden des Jungen als „Trophäe“ mitnahm. Auch in den Fällen, die S. zugeordnet werden, fehlte dem aufgefundenen Leichnam jeweils ein Körperteil oder ein Organ.

Die Klarinette, die das LKA untersuchte, hatte der Hobbymusiker Manfred S. nur ein einziges Mal in den Händen gehabt – bei einem Liederbacher Hauskonzert der „Overall Jazz Gang“, in der er spielte. Bei dem privaten Auftritt am 28. Februar 2012 bat der Gastgeber den Blasmusiker, das Instrument auszuprobieren. Der Liederbacher hatte es auf einem Frankfurter Flohmarkt gekauft. Nach Bekanntgabe der Ermittlungen überließ er die Klarinette dem LKA.

Mehr als 230 Hinweise

Nach Angaben der Behörde sind bislang mehr als 230 Hinweise zum Fall des Serienmörders eingegangen. Dieser soll seine Opfer vor allem auf dem Straßenstrich im Frankfurter Bahnhofsviertel aufgelesen haben. Erstaunlich an dem Fall ist, dass ein Familienvater, der als gesellig galt und in einer Band spielte, über Jahrzehnte hinweg ein verborgenes Doppelleben geführt und auf sadistische Weise Menschen getötet haben soll.

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