„Werde mich nicht abhalten lassen“: Haftstrafe für Letzte-Generation-Aktivistin in Frankfurt

Die Aktivistin und Mitbegründerin der Letzten Generation in Österreich, Martha Krumpeck, wurde für einen Klimaprotest in Frankfurt verurteilt.
Frankfurt – Am Montag (30. Oktober) saß Martha Krumpeck recht einsam und verlassen an einem Tisch festgeklebt auf dem Trottoir der Seilerstraße in Frankfurt. Schön ist das nicht. Und das kam so: „Die bekannte Mitbegründerin der Letzten Generation in Österreich ist am Montag in Frankfurt zu einer Haftstrafe von einem Monat verurteilt worden. Aus Protest gegen das Urteil klebte sie sich gemeinsam mit einer Mitangeklagten noch während der Urteilsverkündung am Tisch im Gerichtssaal fest“, kann man der österreichischen Kronen-Zeitung entnehmen, die die Verhandlung medial begleitete.
Von den einheimischen Medien war niemand vor Ort. Das liegt zum einen an der mittlerweile ermüdend hohen Frequenz an Klimaklebeprozessen, die zu allem Überfluss auch so gut wie immer mit einem eher länglichen Referat der Angeklagten über den Allgemeinzustand der Welt beginnen, der übrigens desolat ist. Das liegt zum anderen an der lokalen Unbekanntheit der bekannten Mitbegründerin der Letzten Generation in Österreich.
Klimaprotest in Frankfurt: Urteil gegen Letzte-Generation-Aktivistin fällt in Wien
In Österreich jedenfalls hatte der Prozess, in dem es um eine Protestaktion vom April 2022 ging, bei dem beide Angeklagte sich mit Wissenschaftelnden der Gruppe Scientist Rebellion in Frankfurt „auf die Gass“ geklebt hatten, ein hörbares Medienecho.
In Deutschland wurde dies immerhin vom Nachrichtenmagazin Spiegel gehört. Der meldete, dass „eine der bekanntesten Figuren in Österreichs Klimabewegung ... von einem deutschen Gericht zu einer einmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt“ wurde. „Krumpeck wurde wegen versuchter Nötigung schuldig gesprochen und soll einen Monat in Haft. Ihre Mitangeklagte muss eine Geldstrafe in Höhe von 2400 Euro zahlen.“ Und dann liefert der Spiegel noch ein 1-A-Martha-Krumpeck-Zitat, das diese dem TV-Sender oe24 gegeben hatte: „Wahrscheinlich ist es dann auch Nötigung, wenn die Oma mit dem Rollator zu langsam über den Zebrastreifen geht.“ Das Urteil nennt sie einen „Skandal“.
Letzte-Generation-Aktivistin Martha Krumpeck: Protest gegen „Zerstörung unserer Lebensgrundlagen“
Und es ist nicht der erste. Erst im Mai hatte Krumpeck eine zweiwöchige Haftstrafe in Wien abgesessen, um sich wenige Minuten nach ihrer Entlassung abermals auf die Straße zu kleben. Und es wird nicht der letzte sein: „Ich werde mich auch von dieser Strafe nicht davon abhalten lassen, mich der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen weiter friedlich in den Weg zu stellen“, erklärte Krumpeck in Frankfurt noch am Tische klebend. Das hörte außer der Kronen-Zeitung nur leider niemand, weil in der Seilerstraße ein Verkehrslärm herrscht, dass schöngeistige Zufußgehende ihn weiträumig umwandern. Und schön ist es da auch nicht. Echt nicht!
Der eigentliche Skandal ist wohl nicht, dass Justizbedienstete Kleberin und Tisch nach draußen trugen, auf dass drinnen wieder Recht gesprochen werden könne. Der Skandal ist eher, dass Krumpeck an der unwirtlichsten Stelle des Gerichtsviertels ausgesetzt wurde. Direkt vor dem Ausgang etwa hätte Krumpeck ein Dach über dem Kopf und vor allem die für eine Wienerin wichtige Gerichtscaféteria zumindest in Rufweite gehabt. Happy End laut Spiegel: „Krumpeck gab noch Interviews, bevor sie sich mithilfe ihrer Anwältin von dem Tisch löste.“ (Stefan Behr)