1. Startseite
  2. Frankfurt

Kleiner Kämpfer erfolgreich behandelt

Kommentare

ffn_markuskrankenhau_agaple
Operation erfolgreich: Gesundheits- und Krankenpflegerin Sabrine Ferreira und Prof. Ulrich Rieger freuen sich mit dem sechsjährigen Nasratullah über die gelungene Behandlung. © agaplesion

Ein Junge (6) aus Afghanistan wurde im Markus-Krankenhaus in Frankfurt-Ginnheim operiert. Er hatte sich schlimme Verletzungen bei einer Explosion zugezogen.

Fröhlich grinst Nasratullah in die Kamera, stolz hält der kleine Junge mit den schwarzen kurzen Haaren den Daumen hoch. Seine Beine sind verbunden, das rechte am Sprungelenk, das linke bis fast zur Hüfte. Neben dem Sechsjährigen liegen zwei Spielzeugautos und ein flauschiger hellbrauner Affe auf der weißen Unterlage des Krankenhausbettes. Als Kuschelersatz für die fehlenden Umarmungen seiner Eltern, auf die Nasratullah nun schon seit März verzichten muss. Seit er seine Heimat Afghanistan verlassen musste.

Geld kommt von der Stiftung

Oder besser gesagt durfte. Hat das Hilfsprojekt Friedensdorf es doch möglich gemacht, dass der Junge nach Deutschland gebracht und im Agaplesion Markus-Krankenhaus behandelt wurde. Bei Professor Dr. Ulrich Rieger, Chefarzt der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie an der Klinik, die die Kosten dafür übernimmt. Möglich ist dies durch die Unterstützung der Markus-Stiftung. Mindestens ein, manchmal sogar zwei Kinder werden so Jahr für Jahr in dem Krankenhaus an der Wilhelm-Epstein-Straße behandelt.

Die Kinder einen nicht nur ihre schlimmen Verletzungen. Sondern vor allem eins: Sie alle haben einen furchtbaren Schicksalsschlag in ihrer Heimat hinter sich. Wie auch Nasratullah aus Afghanistan, bei dem die genauen Umstände seines Unfalls allerdings unklar sind. Es war eine Explosion, sagt Maren Hildebrand vom Friedensdorf, bei dem der kleine Junge schlimm verletzt wurde. Wie schlimm, das zeigt Prof. Rieger an seinem Computer, wo er die Bilder vor dem operativen Eingriff gespeichert hat. Sie zeigen unter anderem den rechten Fuß des Sechsjährigen. Ein Zeh fehlt, durch eine längs über das Sprunggelenk verlaufende Narbe sind die beiden äußeren Zehen und der Rist stark nach oben gebogen. Laufen, sagt der Arzt, habe der Junge zwar noch können. Allerdings nur barfuß, Schuhe konnte er aber nicht mehr tragen.

Was nun zum Glück wieder möglich ist. In einer mehrstündige Operation wurde das Narbengewebe gelöst, der Fuß durch eine Hauttransplantation wieder in die richtige Stellung gebracht. Und auch die anderen zahlreichen Verbrennungen an dem kleinen geschundenen Körper wurden medizinisch versorgt. Die allesamt nur erahnen lassen, was der Junge in Kabul erlebt hat. Sehr stark, sagt derweil Prof. Rieger, muss die Explosion gewesen sein. So stark, dass auch die Trommelfelle in beiden Ohren geplatzt seien. Das sei festgestellt worden, als man ihn wegen einer vermuteten Mittelohrentzündung untersuchte. Stattdessen sah man die perforierten Trommelfelle, hinter denen sich sogar Blütenblätter gesammelt hätten.

Zwei Wochen musste Nasratullah im Markus-Krankenhaus bleiben. Verglichen mit anderen der kleinen Patienten eine recht kurzer Aufenthalt. Aber lange genug, um die Herzen der Mitarbeiter im Sturm zu erobern. Aufgeweckt, offen und immer fröhlich sei der kleine Junge gewesen, der mittlerweile zudem richtig gut Deutsch spricht.

Im November geht es nach Hause

„Vor der Operation war er verständlicherweise aufgeregt, er wusste nicht, was auf ihn zukommt. Mittlerweile ist er alles andere als verschlossen oder ängstlich. Stattdessen hat er mich erst einmal zugebabbelt“, sagt Maren Hildebrand, die Nasratullah regelmäßig besuchte. Der ist mittlerweile wieder im Friedensdorf in Oberhausen, wo er noch bis November bleibt. Dann kann er in Kabul wieder seine Eltern und die beiden Schwestern in den Arm nehmen und nicht nur seinen Stoffaffen kuscheln.

Prof. Ulrich Rieger ist derweil jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie seine kleinen Patienten all diese Strapazen mitmachen. Und wie glücklich sie sind, wenn sie die Fortschritte nach den Operationen sehen. Schicksale, die ihn nicht kalt lassen. „Einige Kinder bleiben mir besonders im Gedächtnis. Kinder, bei denen die Operationen sehr komplex waren. Man versucht einen professionellen Abstand einzuhalten, was aber nicht immer geht. Wir arbeiten schließlich mit Menschen“, sagt er. Wie es den von ihm behandelten Kindern ergangen ist, davon erfährt der Mediziner nur selten. Einmal hat er ein Bild von einem Kind erhalten, dass von seinem glücklichen Vater am Flughafen wieder in Empfang genommen wurde. „Das sind für mich bewegende Momente in denen ich wieder darin erinnert werde, warum diese Arbeit so wichtig ist“, sagt der Chirurg.

Auch interessant

Kommentare