Klimaextremisten blockieren weiter den Verkehr

Neun Kreuzungen waren es gestern
Frankfurt -Die "Letzte Generation", eine Aktivistengruppe aus ganz Deutschland, die sich den Ausstieg aus den fossilen Energiequellen zum Ziel gesetzt hat, setzt ihre Störaktionen in Frankfurt fort. Weitere Straßenblockaden wurden auch für den Rest der Woche angekündigt.
Gestern früh brach der Verkehr in Frankfurt stellenweise zusammen, als die Aktivisten wie schon am Montag erneut die Straßen betraten und sich mit Sekundenkleber auf dem Asphalt festklebten. Im Zeitraum von 7.45 Uhr bis nach 11 Uhr kam es zu den Störungen. Die Autofahrer reagierten teilweise wütend.
Polizei und Veranstalter berichteten übereinstimmend von neun Kreuzungen, diesmal nicht wie am Montag auf Autobahnen, sondern auf stark befahrenen Zufahrtsstraßen. Diese waren der Kreisel am Oberforsthaus, die Theodor-Heuss-Allee und die Mainzer Landstraße in Höhe der Mönchhofstraße im Gallus. Die Miquelallee war an zwei Stellen blockiert und wurde gesperrt: An der Kreuzung mit der Hansaallee und an der Kreuzung mit der Dietmarstraße. Eine Blockade gab es auch auf der Eschersheimer Landstraße in Höhe der Bremer Straße.
Im Osten der Stadt wurden der Ratsweg in Höhe des Bornheimer Hanges von den Aktivisten blockiert, im Süden klebten sich Demonstranten auf der Babenhäuser Landstraße an der Ecke Hainer Weg fest. Die neunte Blockade betraf die Nachbarstadt Offenbach, wo der Kaiserlei in Höhe der Strahlenberger Straße gesperrt werden musste.
Für die Protestierer war es ein Erfolg, für die Autofahrer ein arges Geduldsspiel. Stundenlang waren die Straßen gesperrt, der Verkehr quälte sich auf Umwegen durch die Stadt. Es kam wie schon am Montag zu einigen vorläufigen Festnahmen der Aktivisten, gestern waren es mehr als 50. Ihnen drohen Geldstrafen. Mehr nicht. Die Polizei erwartet weitere Verkehrsblockaden im Lauf der kommenden Tage.
Die "Letzte Generation" hat Frankfurt zum Ziel gewählt, weil sie als Bankenstadt gilt, mithin als Zentrum jenes Kapitalismus, der durch Investitionen in fossile Rohstoffe wie Kohle, Öl und Gas den Klimawandel erst ermöglicht. Die Aktivisten bezeichnen sich selbst als "Letzte Generation", weil sie unter Berufung auf den Weltklimarat sagen, die gegenwärtige Generation sei die letzte, die den Klimawandel noch stoppen könne. In ihrer Terminologie ist von "Klimakatastrophe" die Rede. Sie fordern - mit dem bevorstehenden Ausstieg aus russischem Erdgas - nicht nach fossilen Alternativen zu suchen, sondern auf regenerative Energien zu setzen. So sagt der 22-jährige Henning Jeschke: "Wenn wir jetzt Terminals für Fracking- und Flüssiggas aus Amerika und Katar bauen, dann wiederholen wir die Fehler von Nordstream 1 und 2 und schaufeln uns unser eigenes fossiles Grab. Was wir brauchen, ist volle Kraft voraus bei der Solar- und Windenergie. Denn nur sie machen uns wirklich unabhängig."
Lea Bonasera (24), die sich ebenfalls auf Frankfurts Straßen festgeklebt hat, klagt: "Anstatt aus dem Ukraine-Krieg zu lernen, treibt uns die Regierung weiter in diesen Wahnsinn. Sie schiebt nun Unternehmen Milliarden für eine neue fossile Infrastruktur zu, die unser Leben zerstört und Kriege fördert."
Wiederholt wird in den Statements der Teilnehmer der Begriff "fossiler Wahnsinn" verwendet - ein Begriff, der nahelegt, dass die Verwendung fossiler Energien ausschließlich negative Folgen hat. Vergessen wird, dass die Förderung von Kohle die industrielle Entwicklung und den technischen Fortschritt erst ermöglichte. Die Lebenserwartung der Menschen in den Industrienationen hat sich verdoppelt, mehr als sieben Milliarden Menschen leben auf dem Planeten, ohne zu hungern.
Die "Letzte Generation" ist ein vergleichsweise kleines Bündnis von nur etwa rund 100 Aktivisten, die für ihre Aktionen jeweils aus ganz Deutschland zusammenkommen. Sie verwenden Mittel des gewaltfreien zivilen Ungehorsams, um Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Klimakrise zu erzwingen. Unter anderem demonstrierten sie schon in Berlin und München, und sie legten den Hamburger Hafen zeitweise lahm. Nun war es der Verkehr in Frankfurt. thomas j. schmidt