Kult-Kneipe aus Frankfurt gerettet – „Ja, die Bummelbahn ist wieder da“

Das Kult-Lokal „Die Bummelbahn“ ist wieder geöffnet. Warum die urige Pinte aus Frankfurt nicht wegzudenken ist.
Frankfurt – Vor genau 45 Jahren wurde die Bummelbahn mit dem Fassadenwettbewerb der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Die Kneipe in Form einer Eisenbahn aus den 70er Jahren ist seither Kult. Neun Monate war sie zu und sollte abgerissen werden. Jetzt gibt es in dem Kleinod wieder Bier vom Fass, Frikadellen und Gebabbel.
Dunkle Holzabteile mit ausgebeulten Gepäcknetzen, Schlaufenvorhänge, Bahnhofsuhr und Streckenschilder der Bahn quer durch Deutschland, eine Theke, die wie eine Lokomotive aussieht und mit roten Rädern auf Grün zuzurattern scheint. Die Bummelbahn sieht von innen original wie eine solche aus und ist seit jeher Kult.
Harry Weber (58) steht am Zapfhahn und zaubert perfekte Schaumhauben aufs Pils. "Ja, die Bummelbahn ist wieder da", sagt er und strahlt. "Als die früheren Pächter Horst und Hartmuth aus Altersgründen aufhören wollten, hatte ich schon Interesse", sagt der gelernte Koch und Konditor, der auch in der Textilbranche im Event- und Veranstaltungsgeschäft gearbeitet hat. "Dann hieß es, ein Investor sei an der Immobilie dran und wollte abreißen. Damit war die Bummelbahn für mich erledigt."
Rettung für Kult-Lokal aus Frankfurt: „Die Bummelbahn“ öffnet wieder
Im Frühjahr war klar, dass die Stadt die Baugenehmigung auf dem Erbpacht-Grundstück nicht erteilt hat und dass die Eigentümer die Kneipe doch behalten und verpachten wollten. Mitte Juli haben Sabine Schuler und ich dann übernommen." Die beiden betreiben auch das Bierlokal "Zur Straßenbahn" in Bornheim.
Man kennt sich am Tresen, lacht und babbelt bei Mettbrötchen, Rindswurst und Kartoffelsalat. "Mein Sohn ist jetzt 39. Als er drei war, war ich zum ersten Mal hier", erzählt ein Gast und grinst. "Der kommt jetzt auch regelmäßig her." Ein anderer erzählt, dass er seit 1975 in Sachsenhausen wohnt. "Seit 1976 komme ich her. Es ist unser Wohnzimmer nur fünf Minuten von zu Hause entfernt. Gemütlich, urig und man lernt ständig neue Leute kennen", schwärmt er. "Es ist die einzige Kneipe auf der Mörfelder Landstraße, in der man einfach nur mal in Ruhe ein Bier trinken kann", sagt eine Frau und hebt ihr Glas in die Runde der Stammgäste, die seit Jahrzehnten herkommen.
Neueröffnung von Kult-Lokal in Frankfurt: „Alle dachten, dass die Bummelbahn Geschichte ist“
Weber hat neue Bierleitungen und Kühlaggregate angeschafft und zwei Flatscreens mit Sky. "Damit wir die Eintrachtspiele sehen können", sagt er. Fans kommen vor den Spielen zum Vorglühen und anschließend zum Feiern oder Trauern. Straßenbahnfahrer machen in der Bummelbahn regelmäßig einen Stammtisch und manchmal gibt es Geburtstagsfeiern.
"Fast zehn Monate lang war zu, aber schon der erste Tag im August hat eingeschlagen wie eine Bombe", erzählt Weber. Alle waren einfach da. Das Ambiente der Zugwaggons hat den Leuten gefehlt. "Und der nette Service auch", meint ein Gast, der sich in Ruhe die kleinen Plaketten mit der Aufschrift "Schaffnerplatz", "Platz für Schwerbeschädigte" oder "Die Unterhaltung mit dem Fahrer während der Fahrt ist nicht gestattet" ansieht. Einiges an Kleindekoration ist nicht mehr da. "Viel wurde verkauft, weil alle dachten, dass die Bummelbahn Geschichte ist. Die Spielzeugeisenbahn, die früher an der Decke hing, ist noch in der Garage. Es gab kein einziges Glas mehr und keine Kaffeetasse, aber auch das ist wieder aufgestockt", so Weber, der alles, von Nudelsalat bis Frikadelle, frisch macht. Ein Gast schwärmt vom Oktoberfest vor zwei Wochen. "Draußen gab es ein Zelt, es gab weißblaue Tischdecken, dicke-Backen-Musik, Haxe mit Kraut, Leberkäse, Obatzda und Frauen im Dirndl und Männer in Lederhosen. Das war echt lustig."
Wochentage | Öffnungszeiten |
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Montag bis Freitag | 14 bis 1 Uhr |
Samstag | 11 Uhr mit open end |
Sonntag | 11 bis 23 Uhr |
Adresse: Mörfelder Landstraße 167
„Sachsenhausen hätte viel verloren“: Kult-Lokal aus Frankfurt öffnet wieder
Innen hat die Bummelbahn 33 Sitzplätze auf den Eisenbahn-Holzbänken, auf quietschgrünen Barhockern und einer ebensolchen Bank am Tresen. 10 bis 12 Stehplätze sind dann noch möglich, auch wenn es eng wird. Draußen gibt es eine Terrasse mit Gartenmöbeln und bei Veranstaltungen ein Zelt, das direkt an den Eingang der Raucherkneipe gestellt wird. Weber schafft den Spagat zwischen urig und modern. "Sachsenhausen hätte viel verloren, wenn es mit der Bummelbahn nicht weitergegangen wäre", sagen die Gäste. "Es gibt kaum noch Orte, an denen man in gemütlicher Atmosphäre einfach nur etwas trinken kann, in Ruhe vom Alltagsstress abschalten oder babbeln", meint eine Frau. "Hier kommen Leute zwischen 30 und 90 einfach rum, man hat eine schöne Zeit und fühlt sich wohl ohne Schnickschnack." Demnächst plant Weber auch Gänseessen. "Nach Vorbestellung. Ich glaube, die Leute mögen das." (Sabine Schramek)
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Erst vor Kurzem konnte ein weiteres Kult-Restaurant in Frankfurt seine Rückkehr vermelden: Die „Mutter Ernst“ machte an neuer Stelle wieder auf.