Der König kommt auf dem Drahtesel

Er kommt mit dem Fahrrad zum Termin. Sein Gefährt, das damals ein Bühnenbildner zusammenschraubte, ist eine Erinnerung an seine Zeit in Bochum.
Er kommt mit dem Fahrrad zum Termin. Sein Gefährt, das damals ein Bühnenbildner zusammenschraubte, ist eine Erinnerung an seine Zeit in Bochum. Deshalb klebt noch ein Aufkleber mit dem Emblem des VfL Bochum am Steuerrohr seines Drahtesels. In Bochum lernte Schauspieler Wolfram Koch auch Anselm Weber kennen, den Intendanten des Schauspiels Frankfurt. Dort spielt Koch die Rolle des englischen Königs Richard III. in dem gleichnamigen Shakespeare-Drama. Für seine Interpretation dieser Rolle ist er für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert, der morgen in Regensburg verliehen wird.
„Ich gehe da ohne Erwartungen hin“, sagt Wolfram Koch, der seit langem schon zu den richtig Großen der deutschen Theaterszene gehört und geschickt die Bühne mit der Deutschen liebsten Fernseh- Krimi-Reihe verknüpft. Spielt er doch den Kommissar Paul Brix im Frankfurt-Tatort des HR. Der dreht übrigens von heute an bis zum 9. Dezember die nächste Folge. Titel: Falscher Hase. Der Fall handelt von einer Gruppe Kleinganoven, die sich in ihren kriminellen Machenschaften verstricken.
Auch für seine Arbeit vor der Kamera ist Koch schon ausgezeichnet worden. „Ein Fernsehpreis liegt noch in Berlin bei einem Produzenten, und den Grimmepreis habe ich zu Hause irgendwo“, erzählt Koch.
Einen Trophäen-Schrank, um seine Auszeichnungs-Sammlung unterzubringen, habe er nicht. „Preise sind wichtig, ja. Aber wenn ich sie bekommen habe, dann wende ich mich auch schon der nächsten Aufgabe zu“, erklärt Koch, der seit 1991 in Frankfurt lebt und meist in Berlin arbeitet.
Das viele Umziehen war der heute 56-Jährige leid. Er wollte seinen vier Kindern eine Heimat bieten. „Schließlich bin ich es dann gewesen, der immer auf Reisen war“, sagt Koch, der schon wieder vor der Kamera steht. Mit Margarita Broich, mit der er im Frankfurt-„Tatort“ ermittelt.
Trotz der Dreharbeiten wollte Koch nie aufs Theatermachen verzichten. Es ist ihm so wichtig, dass er stets fünf bis sechs Auftritte während der Filmdrehs einbaut. „Theater, das ist auch ein Stück Rock ’n’ Roll“, sagt Koch. Er sei, obwohl er schon so lange im Geschäft ist, immer noch aufgeregt vor einer Vorstellung. „Jemand, der kein Lampenfieber mehr hat und meint zu wissen, wie es geht, kann eigentlich seine Sachen packen und nach Hause gehen. Man weiß nicht, wie der Beruf des Live-Spielens geht“, sagt Wolfram Koch, der in Paris zur Welt kam und nie etwas anderes werden wollte als Schauspieler. „Einen Plan B gab es nicht“, stellt er klar. „Das ist wie bei einem, der die Lehre zum Bäcker macht und dann auch einer wird“, zieht der Mime, der seit seinem elften Lebensjahr auf der Bühne steht, einen Vergleich. Los ging es beim „Theater der Jugend“ in Bonn. Nur wenige Jahre später hatte er eine Rolle in der Böll-Verfilmung „Ansichten eines Clowns“. Befürchtungen, mal keine Rollen mehr zu bekommen, hat Wolfram Koch nicht. Er habe gemerkt, welche Möglichkeiten im Beruf des Schauspielers stecken, wie vielseitig er ist, so Wolfram Koch, der auch als Hörbuch-Leser arbeitet und in den vergangenen Wochen und Monaten etliche Hörbücher eingelesen hat.
(es)