Ein Nachfolger ist nicht in Sicht: Frankfurter Bekleidungsgeschäft schließt seine Pforten
Ende des Jahres schließt Berufsbekleidung Sauer in der Fahrgasse in der Frankfurter Innenstadt die Türen. Der Inhaber hat nach zwölf Jahren andere Pläne.
Frankfurt – Bunte Bauhelme, Blaumänner und Kochjacken in Bordeaux, getragen von nostalgischen Schaufensterpuppen, sind seit Jahren nicht nur ein optischer Blickfang in der Fahrgasse, sondern locken auch jede Menge Kunden an. „Sauer“ prangt in altmodischen Lettern über dem Eingang. „Das muss da schon in den 1930er Jahren gestanden haben“, vermutet Hans ter Wolbeek, der ursprünglich Buchhändler ist und hier gemeinsam mit seiner Frau Jannie Frühwald seit 2011 Berufskleidung verkauft. Bis 2019 haben sie auch das Schuhhaus Sauer nebenan betrieben, das sie damals verkauft haben, weil es dem Paar zu viel wurde.
„Mit Anfang 70 ist auch mal gut“, so ter Wolbeek (71) zwischen jeder Menge Arbeitshosen, Schuhen mit Stahlkappen und Arztkitteln. „Der Mietvertrag läuft aus und wir haben ihn diesmal nicht verlängert. Wir haben intensiv nach Nachfolgern gesucht, aber niemanden gefunden“, sagt er bedauernd. Es sei schade, aber er wolle so gerne mit seiner Frau reisen und sich weiter ehrenamtlich in der Kultur in Mörfelden betätigen.
Berufsbekleidung für Handwerker, Köche, Ärzte in Frankfurt nahe der Zeil
Ständig kommen Kunden in das Geschäft und wissen genau, was sie wollen. Regenjacken laufen gerade besonders gut. Nicht nur als Arbeitskleidung, sondern auch bei Leuten, die beim Radfahren vom Regen erwischt wurden. Ter Wolbeek zieht gelbe Friesennerze aus dem Regal und empfiehlt auch Regenhosen gegen die Nässe. Handwerker suchen dünne und dicke Schutzhosen, bestellen Schweißschürzen, Köche suchen karierte Kochhosen und Jacken, Küchenhilfen brauchen T-Shirts, Ärzte und ihre Mitarbeiter wollen Schuhe, Kittel und Polohemden. Ein Griff genügt und der Fachmann hat die passende Größe in der Hand. Mit Humor und Feingefühl geht er mit den völlig unterschiedlichen Leuten um und sie wirken rundum zufrieden.

Dass der Buchhändler von Büchern 2002 zu Schuhen und 2011 von Schuhen auch zu Berufskleidung kam, lag an den Eltern seiner Frau, die das Schuhgeschäft vorher betrieben haben. „Wer Bücher verkaufen kann, kann auch Schuhe verkaufen. Das ging halt vom Kopf bis zu den Füßen“, sagt der gebürtige Holländer lachend. Und da es bei Berufsbekleidung auch um spezielle Schuhe geht, war auch der Schritt dorthin kein allzu großer. Im Schuhladen, der weiterhin auch bei den neuen Betreibern erfolgreich läuft, gab es schon damals Schuhe in Unter- und Übergrößen. „Hier gibt es Schuhe für die Küche, für den Bau, für das Handwerk, für lange Krankenhausgänge und was man sonst so beim Arbeiten unter besonderen Gegebenheiten anzieht“, meint er schmunzelnd. Man sieht, dass er seinen Job liebt.
Blaumänner, Helme und Westen gibt es noch bei Berufsbekleidung Sauer in Frankfurt
Der Laden läuft gut, er geht auf jeden Wunsch ein, ist schnell, freundlich, fröhlich und unaufdringlich. Im Erdgeschoss gibt es Arbeitsjacken, Blaumänner, Hosen, Hoodies, Helme, Westen und Shirts, auf der oberen Empore das „Weiße“ und die Treppe hinunter gibt es ein kleines Büro. „Da fällt auch immer Arbeit an. Während Corona war es durchaus auch anstrengend, weil wir genau in der Zeit ein neues, teures Kassensystem anschaffen mussten. Zwei oder drei Wochen mussten auch wir im Lockdown schließen, danach gab es das Türgeschäft und zum Glück Coronahilfen“, erzählt er. „Langweilig wird es nie.“
Ein junger Schreiner kommt rein und sucht Hosen. „Viele, die wirklich halten“, sagt er und erzählt von seiner Arbeit an der Flex und permanent kaputten Jacken und Hosen, die er „irgendwo online gekauft hat und mehr Polyester als Schutz bieten“. Ter Wolbeek rät ihm auch zu Arbeitsschürzen als Schutz vor Funken. Der Mann nickt und lauscht den Erzählungen über Forschungen an neuen intelligenten Feuerwehranzügen, die mit feuererstickenden Gasen in einer Art Kissen versehen sind, die nicht nur löschen, sondern auch Einsatzkräfte vor Flammen schützen. „Das scheint zu funktionieren, wird aber sehr teuer und muss jedes Mal ersetzt werden“, berichtet er. So etwas hat er nicht im Sortiment. Die spannenden Gespräche in dem außergewöhnlichen Laden werden fehlen, wenn ter Wolbeek Ende des Jahres zum letzten Mal die Türe abschließt und auf Reisen geht mit seiner Frau. (Sabine Schramek)
In Frankfurt haben vier Wolkenkratzer eigene Postleitzahlen.