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Kräuterdiebe unterwegs

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Versteht die Welt nicht mehr: Gemüsebauer Thomas Jung (44). Chaoten haben seine Pflänzchen zertreten und 500 Quadratmeter Abdecknetz gestohlen.
Versteht die Welt nicht mehr: Gemüsebauer Thomas Jung (44). Chaoten haben seine Pflänzchen zertreten und 500 Quadratmeter Abdecknetz gestohlen. © hamerski

Auch Abdecknetze werden gestohlen.

Thomas Jung (44) ist normalerweise ein ausgeglichener freundlicher Mann. "Das kann doch nicht wahr sein. Das macht einfach keinen Spaß", sagt er an diesem Nachmittag wirklich aufgebracht. Unbekannte haben nachts auf seinen Feldern die grünen Schutznetze, die seine jungen Rosenkohlpflanzen schützen, zerschnitten, zum Teil geklaut und dabei die Pflänzchen zertreten und herausgerissen.

Einfach zerschnitten

"500 Quadratmeter Netz sind einfach weg. Der Rest ist wohl nur noch da, weil die Leute wahrscheinlich gestört wurden", vermutet er und schüttelt den Kopf, weil die Restnetze bereits zweimal quer durchgeschnitten waren. "Ich verstehe das nicht", sagt er frustriert.

Stundenlang hat er die Pflänzchen einzeln wieder eingegraben und gewässert, in der Hoffnung, dass sie sich wieder aufrichten. "Es passiert immer wieder etwas", erzählt Jung und zeigt auf abgeschnittene Salat- und Spitzkohlköpfe mitten in den 120 Meter langen Reihen seiner Felder und erzählt von verbogenen Wasserrohren, gestohlen Wasserregnern, Dichtungen und Stangen, an denen Bohnen ranken sollen und von eingeworfenen Dachscheiben an Gewächshäusern.

Beim Nachbarn würden seit Wochen regelmäßig nachts Kräuter "in Massen" abgeschnitten. Das sei letzten Herbst bereits geschehen und jetzt wieder. Jung schüttelt den Kopf. "Es ist traurig, dass Leute offensichtlich Spaß an Zerstörung haben. Unsere Felder sind auch kein Selbstbedienungsladen."

Jung baut gemeinsam mit seiner Frau Angela und seinen Eltern Spitzkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, fünf Sorten Salat, Staudensellerie, Blumenkohl, Brokkoli, Zucchini, Rucola, Bohnen, Kürbis und Kräuter für den Wochenmarkt an. An sechs Tagen der Woche steht ihr Wagen wechselnd in Bad Nauheim, Langen, in Preungesheim und Oberrad. Damit Hasen und Vögel die zarten Pflanzen nicht abfressen, benutzt Jung das grüne Netz, um das Gemüse zu schützen. "Eine Rolle mit 2000 Quadratmetern kostet 1200 Euro. Weggeschafft wurde Netz im Wert von etwa 500 Euro, der Rest, der geblieben ist, wurde zerschnitten. Allein in den letzten 24 Stunden wurde Kohl und Salat im Wert von 20 Euro geklaut, ob sich die Rosenkohlpflanzen wieder aufrichten, ist schwer zu sagen", so Jung.

Zäune und Zettel

Jedes Jahr beklagen sich die Gärtner in Oberrad über Zerstörung, Vandalismus und Diebstahl. Die solidarische Landwirtschaft hat vor drei Jahren beklagt, dass nur die Hälfte ihres Anbaus geerntet werden konnte und hat Zäune aufgestellt inklusive laminierter Zettel mit der Bitte, die Polizei oder Gärtner zu informieren, wenn Diebe unterwegs sind.

Die Polizei kennt das Problem - nicht erst seit Corona. Bereits vor der Pandemie gab es Anzeigen gegen Unbekannt. "Eine Häufung von Lebensmitteldiebstählen und oder Vandalismus auf den Gemüsefeldern in Oberrad ist, auch in Zeiten von Corona, nicht feststellbar", so ein Sprecher.

Auch Minze verschwunden

In der jüngsten Vergangenheit sei es zum Diebstahl von Minze gekommen sowie zur Beschädigung und dem versuchten Diebstahl von sogenannten Kulturplanen, wobei auch eine Bewässerungsanlage leicht beschädigt worden sein. "Bei den Minze-Diebstählen liegt der Gesamtwert des Stehlgutes bei etwa 300 Euro, bei den Planen und der Bewässerungsanlage bei über 3000 Euro".

Die Polizei ermittelt nach den Tätern, die vor allem nachts ihr Unwesen treiben. Jung hofft, dass das Unwesen ein Ende findet. "Ich verstehe es einfach nicht, warum Leute so rücksichtslos sind und so wenig Achtung vor unserer Arbeit haben", sagt er sauer. "Wir bauen Lebensmittel an. Essen, das frisch auf den Tisch kommt. Alle Gärtner hier in Oberrad stecken jede Menge Herzblut, Zeit, Mühe und Arbeit in unser Gemüse und in die berühmten Grüne-Soße-Kräuter auf den Feldern. Dass diese Arbeit zerstört oder geklaut wird, tut einfach nur weh." SABINE SCHRAMEK

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