Den Krebs dank neuer Therapieansätze überleben
Knapp eine halbe Million Menschen in Deutschland bekommen jedes Jahr die Diagnose Krebs. Die Zahl steigt weiter an. Doch an der Uniklinik Frankfurt werden vielversprechende Therapieansätze entwickelt.
Ein Jahr ist es her, dass die Leukämie sich Tobias Peter mit Grippe-Symptomen offenbarte. Hühnerbrühe, die der Vater dem 23-Jährigen verschrieb, half nicht. Dann der Schock, als er in der Klinik Hanau die Diagnose erhielt: Krebs. „Mein erster Gedanke: Das war’s“, erinnert er sich heute.
Bundesweit erkranken jedes Jahr 480 000 Menschen an Krebs. Fast jeder kennt eine betroffene Person in der eigenen Familie. „Und die Zahl wird bis 2030 um 20 Prozent steigen“, sagt Hubert Serve, Direktor des Zentrums für Tumorerkrankungen (UCT), das an der Uniklinik neue Therapiemethoden entwickelt. Die Menschen würden immer älter, daher erkrankten auch mehr Menschen an Krebs. Doch die Forschung macht Forschritte – und rettete so Tobias Peter das Leben.
Suche nach Spender
Nach der Diagnose begann, wie üblich, die Suche nach einem Stammzellenspender. Knapp acht Millionen potenzielle Spender sind in der Kartei der DKMS weltweit registriert. „Drei von vier Erkrankten finden einen“, sagt Peter. „Das hat mich beruhigt.“ Aber wochenlang hieß es: „Der Computer sucht noch.“ Die Suche blieb erfolglos. Auch unter den 2000 Leuten, die einem Aufruf in Hanau folgten, fand sich kein passender Spender.
Seit 2011 arbeitet Gesine Bug an der Uniklinik mit einer neuen Methode. Sie trägt den Namen „Haploidente Stammzellenspende“. „Dabei werden nicht passende Immunzellen gezielt entfernt“, sagt Bug. Das erweitert den Kreis der Spender. „Meist findet sich dann jemand in der Familie“, sagt Bug. Bei Peter war es die Mutter. „Nehmt nur das Beste“, hat sie den Ärzten gesagt, bevor ihr die Stammzellen entnommen wurden. „Das muss wieder werden mit meinem Sohn.“
Neue Behandlungsansätze
Durch die Transplantation hat Peter nun die Blutgruppe seiner Mutter. Die Behandlung ist nicht leicht: Tagelang muss sich Peter übergeben. Wegen des angeschlagenen Immunsystems trägt er einen Atemschutz, wenn er das Haus verlässt. Doch es wird besser. Manchmal können ihn schon Freunde zu einem Spieleabend besuchen. Die haploidente Stammzellenspende ist nur eine Methode, die das UCT mitentwickelte. An einer Therapie gegen Hirntumore forscht etwa Joachim Steinbach. Er arbeitet mit Immunzellen, deren Namen Wut auf den Tod ausdrücken wollen: „Killerzellen“. Mit seiner Methode werden sie genetisch verändert, so dass sie einen bestimmten Typ von Krebszellen angreifen.
Das könnte ein Problem lösen: „Hirntumor lassen sich zwar entfernen“, sagt Steinbach. „Aber auch das umliegende Gewebe ist mit Krebszellen durchsetzt und im Gehirn kann man nicht großflächig herumschneiden.“ Diese Bereiche sollen mit den Killerzellen behandelt werden, die den Tumorzellen den Garaus machen.