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AWO Frankfurt gibt Asylbewerberheime auf - Stadt bemängelt undurchsichtige Geschäfte

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Von: Daniel Gräber

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Flüchtlingsheim
Flüchtlingsheim © Uwe Zucchi/dpa

Die Frankfurter AWO hat zwei große Flüchtlingsunterkünfte betrieben. Das war für den Wohlfahrtsverband ein gutes Geschäft. Doch wegen finanzieller Angelegenheiten soll es zum Streit mit der Stadt gekommen sein.

Frankfurt - Das Bürgermeister-Menzer-Haus war lange ein Sorgenkind. Das Altenheim am Stadtrand von Frankfurt stand teilweise leer, auch ein aufwendiger Umbau brachte nicht den ersehnten Erfolg. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) musste deutliche Verluste verkraften. Dann kam die Flüchtlingskrise. Die Stadt war händeringend auf der Suche nach Unterkünften für Asylbewerber und kam mit der AWO ins Geschäft.

Der Wohlfahrtsverband hat sein defizitäres Altenheim in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt und im Auftrag der Stadt Frankfurt betrieben. Insgesamt 211 Wohnplätze sind an dem Standort entstanden. In der Innenstadt eröffnete der AWO-Kreisverband ein weiteres Asylbewerberheim mit 380 Plätzen. Doch zum Jahreswechsel wurden beide Einrichtungen an andere Träger abgegeben. Diakonie und Caritas haben die Heime samt Personal übernommen.

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Offiziell sagen Stadt und AWO, man habe sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt. Die Arbeiterwohlfahrt ziehe sich aus der Flüchtlingshilfe zurück, um sich auf ihr Kerngeschäft, die Arbeit mit Älteren, zu konzentrieren. Doch nach Informationen unserer Zeitung kam es zuvor zu einem Zerwürfnis. Die Stadt soll mit dem Geschäftsgebaren des Wohlfahrtsverbands unzufrieden gewesen sein.

AWO-Flüchtlingsheim: Für Verpflegung kassiert

Konkret ging es etwa um die Essensversorgung der Flüchtlinge. Für die Innenstadtunterkunft war geplant, dass die Asylbewerber aus der eigenen Küche eines benachbarten Altenhilfezentrums der AWO verpflegt werden. Die Stadt zahlte dafür eigenen Angaben zufolge eine Tagespauschale von 17,90 Euro pro Person. Doch die AWO beauftragte stattdessen eine externe Cateringfirma, die das Essen offenbar zu einem niedrigeren Preis lieferte.

Als die städtische Stabstelle davon erfuhr, wollte sie die Pauschale nicht mehr zahlen. „Wir übernehmen ab dem 15. Juni 2018 gegen Vorlage der Rechnungen (. . .) die Ihnen tatsächlich entstandenen Kosten für die Verpflegung“, schrieb die Stabstelle Flüchtlingsmanagement dem AWO-Geschäftsführer Jürgen Richter Anfang Juni. Erfolg hatte sie damit nicht. Die AWO pochte auf die schriftlich vereinbarte Pauschale, die Stadt zahlte sie weiter in voller Höhe.

Johannes Frass, Sprecher des AWO-Kreisverbands, sagte unserer Zeitung, der Cateringanbieter sei beauftragt worden, weil die Altenheimküche den Ansprüchen der Asylbewerber nicht gerecht geworden sei. Die Stadt habe zugestimmt. Alles sei transparent gelaufen, von Streit könne keine Rede sein. Das Schreiben der Stabstelle Flüchtlingsmanagement, das unserer Zeitung vorliegt, liest sich allerdings deutlich anders.

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Ein weitere Auftragsvergabe sorgte ebenfalls für Unmut. Beide AWO-Flüchtlingsunterkünfte wurden von einem Sicherheitsdienst bewacht. Mehrere Millionen Euro zahlte die Stadt dafür zwischen Ende 2015 und 2018. Dieses Geld reichte die AWO am Anfang an eine Fremdfirma weiter. Im April 2017 gründete sie einen eigenen Sicherheitsdienst: die AWO Protect gGmbH. Alleiniger Gesellschafter dieses Unternehmens ist der Kreisverband Frankfurt.

AWO-Flüchtlingsheime: Eigene Sicherheitsfirma

Allein für die Bewachung des Innenstadtheims bekam die AWO-Tochtergesellschaft laut Stadt rund fünf Millionen Euro. Auch das ehemalige Altenheim am Stadtrand wird seit Juli 2017 durch AWO Protect bewacht. Die neuen Betreiber beider Einrichtungen, Caritas und Diakonie, hätten die Verträge mit dem AWO-Sicherheitsdienst inzwischen gekündigt, teilte das Sozialdezernat mit.

Die nun beendete Zusammenarbeit zwischen AWO und Stadt stand auch rechtlich auf wackeligen Füßen. Da es schnell gehen musste, wurden zunächst nur vorläufige, äußerst knapp gefasste Betriebsvereinbarungen getroffen. „Ausführliche Betreiberverträge hat die Stadt dann im Anschluss verhandelt“, so das Sozialdezernat. Zum Abschluss dieser Verträge sei es jedoch nicht mehr gekommen.

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