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Low-Budget-Streifen „Irrtum“: Kantige Köpfe und eine erstklassige Kulisse

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Starke Szene: In der Mitte Tom Barcal als Polizeipräsident, im hellblauen Hemd daneben Filmemacher Schraml, der nicht nur Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, sondern auch selber mitspielt.
Starke Szene: In der Mitte Tom Barcal als Polizeipräsident, im hellblauen Hemd daneben Filmemacher Schraml, der nicht nur Regie führt und das Drehbuch geschrieben hat, sondern auch selber mitspielt. © Rainer Rüffer

Die Krimi-Reihe „Irrtum“ spielt nicht nur in der JVA Preungesheim. „Alles was zählt“-Star Tom Barcal ist mit an Bord.

Frankfurt - Die Kulisse ist wahrlich eines Krimis würdig. Die leerstehenden Zellen, Höfe, Gänge und Überwachungskanzeln der JVA. Das dachte sich auch Regisseur und Filmemacher Frank Schraml, nutzte die Szenerie für seinen zweiteiligen Low-Budget-Streifen „Irrtum“, drehte dort Prügelszenen und heißblütige Dialoge. Der Knast als Hauptdarsteller. Aber jetzt bekam er Konkurrenz. „Alles was zählt“-Serienstar Tom Barcal, der den kantigen Polizeichef spielt. Ehrenamtlich.

Krimi „Irrtum“: Anschiss für den Polizeichef wegen unsauberer Arbeit

Der Anschiss, den sich der Polizeichef und zwei Beamte anhören müssen, hat sich gewaschen. Unsaubere Polizeiarbeit und Insider-Details des Tatorts, an dem zwei Mädchen im Wald brutal umgebracht worden sind, in der Presse machen die Staatsanwältin und den Polizeipräsidenten wütend. Das Karriereende der Polizisten scheint nicht mehr weit. Da helfen auch fünf silberne Sterne nicht, die der Polizeichef auf den Schulterklappen trägt. Gäbe es nicht Kameras, Tontechniker und Klappen, könnte man meinen, dass der Schreibtisch mit Deutschlandflagge echt ist. Die Wut ist gespielt.

Regie führt Frank Schraml (50), hat das Drehbuch geschrieben, spielt selbst als korrupter Polizeibeamter eine der Hauptrollen und hat ein Team aus 80 Leuten um sich geschart, die alle ehrenamtlich mit dabei sind. „Der Schraml hat einfach jede Menge Power, die Handlung ist super und er arbeitet absolut professionell“, sagt Profi Tom Barcal, der vor allem aus der Serie „Alles was zählt“ als Kioskbesitzer Keule bekannt wurde.

Am liebsten spielt er „Bösewichte. Aber ich kann auch Gutewichte“, sagt er während einer Drehpause bei der Sicherheitsfirma Baba neben dem Tigerpalast.

„Irrtum“: Tom Barcal spielt an 5 Drehtagen mit

Weg ist der böse Blick in seinen grünen Augen, weg die Enttäuschung über seine beiden durchgeknallten Beamten. Beim Kaffee in der Drehpause sind sie ein Herz und eine Seele. Barcal spielt an etwa fünf Tagen mit. Die Polizeiuniform ist echt. Die hat Schraml organisiert. „Im echten Gebrauch ist sie nicht mehr“, sagt der lachend.

Die JVA in Preungesheim.
Die JVA in Preungesheim. © Rainer Rüffer

Der Alleskönner hat bis zu diesem 42. Drehtag Hubschrauber organisiert, einen Privatjet, eine Explosion bei Gambach und besagte Schlägereien und Hinterhalte in der JVA Preungesheim. Mit Rottweilern, die als Wachhunde dienen. Zwar nicht dort, wo heute die Gefangenen einsitzen, sondern im ehemaligen Haftgebäude für Untersuchungshaft und Verlegungen, das seit 2012 leer steht. Auch Räume wie in einem echten Polizeipräsidium hat er gestaltet. Mehr als 80 Komparsen, Hobbyschauspieler und Schauspieler sind dabei. Niemand bekommt Honorar. „Ursprünglich wollten wir im Dezember in Bad Nauheim die Premiere der ersten Staffel zeigen“, sagt Schraml. „Wegen Corona geht das nicht. Aber ich habe schon neue Pläne.“

Es scheint nichts zu geben, was den Verkäufer von Aquariumszubehör bremsen kann. „Es ist mein erster Film und es macht einfach tierisch Spaß“. Das Team stimmt zu. Darum machen auch alle ohne Gage mit. Bei der Idee, die Schraml hatte, als er als Laienschauspieler bei einer zweiminütigen Verhörszene mitmachen sollte.

Krimi: Zwei junge Mädchen werden im Wald ermordet

Daraus wuchs die jetzige Handlung. Zwei junge Mädchen, die im Wald ermordet werden. Ein zu Unrecht beschuldigter Türke. Korrupte Polizeibeamte. Drogendeals, Ausländerhass, Intrigen, Verrat, Bestechung, Ermittlungen, Aufklärungen. Wer die „Guten“ sind und wer die „Bösen“, wird noch nicht verraten. Weder von Schraml noch von Barcal oder den Postboten im Vorruhestand, Tätowierern, Notfallsanitätern, Sicherheitsfirma-Mitarbeitern und anderen, die alle mitspielen. „Dass Schraml so viel Energie und Können hat, ist schon bemerkenswert“, findet Barca. „Er kennt Gott und die Welt und schafft es, jeden zu begeistern. Auch mich“, sagt der Mann in Uniform. Gerade in Corona-Zeiten, in denen Rollen und Aufträge für Künstler stark zurückgegangen seien, findet er den Mut von Schraml „erstaunlich“.

Vor der Tür bei der Kaffeepause lachen sie. Wenige Minuten später wird die letzte Aufnahme noch einmal wiederholt. Polizeipräsident Michael Moog de Medici und Staatsanwältin Simone Reitz werfen Barca lautstark „Unfähigkeit“ vor. Barca zischt Schraml und seinen Polizeikollegen wütend an. Alle drei tragen Glatze. „Eure Karriere könnt Ihr bald an den Nagel hängen. Und jetzt raus hier!“ Fortsetzung folgt. (Sabine Schramek)

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