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„Grenze des Bezahlbaren erreicht“: In ganz Deutschland steigen die Mieten – nur in Frankfurt nicht

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Krieg, Wohnungsknappheit, hohe Bauzinsen: Laut einer Untersuchung von immowelt steigen die Mieten in Deutschland weiter an. Frankfurt bildet eine überraschende Ausnahme.

Frankfurt - Steigende Lebenshaltungskosten und Energiepreise begleiten Deutschland durch den Winter. Der Angriff Russlands auf die Ukraine am 20. Februar 2022 sorgte für einen jähen Stopp der Globalisierung und ließ Lieferkette und Handelsbeziehungen zusammenbrechen. Putins Krieg macht sich in Deutschland aber nicht nur bei den Gaspreisen oder der Rechnung für den verteuerten Döner bemerkbar. Laut einer Untersuchung des Immobilienportals immowelt sind durch den Ukraine-Krieg auch die Mieten in den deutschen Städten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Eine Ausnahme bildet einzig Frankfurt, wo die Mieten laut immowelt zum ersten Mal seit Jahren leicht gesunken sind. Aber der Reihe nach.

Das Immobilienportal untersuchte die Mieten von Bestandswohnung mit einer Größe von 40 bis 120 Quadratmeter in 79 deutschen Großstädten im Vergleich zum Vorjahr. In 75 Städten hätte sich die Miete dabei erhöht - in der Spitze sogar um 13 Prozent. „Nachdem die Mietpreisentwicklung 2021 spürbar an Dynamik verloren hatte, ist es 2022 vielerorts wieder zu deutlicheren Anstiegen gekommen“, schreibt immowelt. Das liege zum einen an dem starken Anstieg der Bauzinsen innerhalb der vergangenen 12 Monate. Viele Menschen könnten sich dadurch den Kauf einer Immobilie nicht leisten und die Nachfrage nach Mietobjekten steige. Zum anderen sorge laut immowelt der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine für zusätzlichen Druck auf dem Mietmarkt. Tiefer in die Tasche greifen müssten viele Mieter zudem wegen gestiegener Nebenkosten.

Mieten in Frankfurt sinken - Stuttgart nun zweitteuerste Stadt Deutschlands

Da, wo die Kosten schon vor Beginn des Krieges hoch waren, in den Millionenstädten, stiegen sie laut immowelt auch in 2022 weiter an. In München erhöhte sich die Miete von Bestandswohnung im Durchschnitt um vier Prozent. Hatte die Median-Miete in Bayerns Hauptstadt 2021 noch bei 18 Euro pro Quadratmeter gelegen, erhöhte sie sich im vergangenen Jahr auf 18,70 Euro. Auch in Hamburg (sieben Prozent), Berlin (fünf Prozent) und Köln (zwei Prozent) mussten sich Mieter mit einem Anstieg der Angebotsmieten auseinandersetzen. Die Nachfrage nach Mietwohnungen in den Städten sei ungebrochen, der Ausbau des Angebots stagniere trotz der angekündigten Bau-Offensive der Ampel-Koalition aber weiterhin, schreibt immowelt.

Gute Nachrichten gibt es laut der Untersuchung dagegen in Frankfurt. Die hessische Metropole wurde von Stuttgart (13,90 Euro) vom zweiten Platz der teuersten Großstädte in Deutschland gestoßen, die durchschnittlichen Miete sank im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent, sodass der Quadratmeter in Frankfurt im Median derzeit nur noch 13,50 Euro kostet. „Nachdem der Mietpreisanstieg bereits 2021 praktisch zum Erliegen gekommen war, ist in Frankfurt nun scheinbar die Grenze des Bezahlbaren erreicht und die Mietpreise sinken zum ersten Mal seit Jahren leicht“, heißt es in der Pressemitteilung von immowelt.

Ukraine-Konflikt - Friedenstaube vor der Bankenskyline
Eine riesige Friedenstaube hat der Künstler Justus Becker an eine Hausfassade vor der Bankenskyline von Frankfurt am Main gemalt. Die Taube trägt einen Ölzweig in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb. Mit dem Wandgemälde an der Fassade eines fünfgeschossigen Hauses hat der Frankfurter Künstler J. Becker ein Zeichen angesichts des Krieges in der Ukraine gesetzt. © Boris Roessler/dpa

Frankfurt: Experte warnt zu Vorsicht bei Zahlen von Internetportalen

Das Internetportal hatte erst im vergangenen Jahr eine Statistik veröffentlicht, in der die Entwicklung der Frankfurter Mieten in den vergangenen fünf Jahren untersucht wurde. Demnach seien die Mieten in Frankfurt zwischen den Jahren 2017 und 2022 um zwölf Prozent angestiegen. Jürgen Conzelmann, Vorsitzender des Eigentümerverbandes Haus & Grund in Frankfurt, riet hinsichtlich der Zahlen damals zur Vorsicht. In den Internetportalen würden fast nur jene Bestandswohnungen angeboten, die nach einer Modernisierung wieder auf den Markt kämen. Dann komme es oft zu Preissprüngen. Der städtische Mietspiegel bilde die Realität auf dem Wohnungsmarkt besser ab. Dieser sah einen Anstieg der Mieten in Frankfurt im Sommer 2022 in den vergangenen fünf Jahren von 9,9 Prozent und einen Quadratmeterpreis von 10,29 Euro.

Andere Städte im Rhein-Main-Gebiet verzeichneten laut der neuen Statistik von immowelt im Gegensatz zu Frankfurt sehr wohl einen Anstieg der Mietpreise von Bestandswohnungen. In Darmstadt erhöhte sich die durchschnittliche Miete im Vergleich zu 2021 im vergangenen Jahr um 4 Prozent. Der Quadratmeter kostet zwölf Euro. Ähnlich sieht es in Mainz aus, wo Mieter nach Angaben von immowelt nun 11,80 Euro für den Quadratmeter zahlen müssen - ein Anstieg von zwei Prozent. Günstig lebt es sich dagegen laut der Untersuchung im Osten Deutschlands und im Ruhrgebiet. In Chemnitz kostet der Quadratmeter 5,30 Euro (Anstieg um ein Prozent), in Gelsenkirchen 6,20 Euro (drei Prozent). (nhe)

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