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Künstler geht neue Wege

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Von: Alexandra Flieth

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Hinter einer Glasscheibe sitzt der Künstler Sandip Shah. Besucher der Schau in der Seehofstraße können über eine Gegensprechanlage mit ihm sprechen. Das Konzept mit dem Titel "Safe-House" soll offen für andere Künstler sein. Foto: Enrico Sauda
Hinter einer Glasscheibe sitzt der Künstler Sandip Shah. Besucher der Schau in der Seehofstraße können über eine Gegensprechanlage mit ihm sprechen. Das Konzept mit dem Titel "Safe-House" soll offen für andere Künstler sein. Foto: Enrico Sauda © SAuda

Sandip Shah tüftelt an Konzept, wie trotz Corona Ausstellungen möglich sind

Für Kunst- und Kulturschaffende war 2020 eine Herausforderung. Bestehende Konzepte wurde infrage gestellt und die Beschränkungen dazu genutzt, nach Alternativen zu suchen. Kunst- und Kultur funktionieren nicht ohne Publikum und das fehlt in Zeiten der Corona-Pandemie. Dass sich im neuen Jahr zunächst nichts großartig an der bestehenden Situation ändern wird, ist sich auch Sandip Shah sicher. Der Performancekünstler und Maler, der seit mehreren Jahren mit seiner "Bewohnten Kunstinstallation" (B.K.I.) einen Ausstellungsraum in der Seehofstraße 8a betreibt, hat die vergangenen Monaten nicht nur dazu genutzt, neue Werke in seinem Atelier in Mühlheim zu schaffen. Vielmehr hat er sich auch mit der durch die Corona-Pandemie eingetretenen neuen Wirklichkeit auseinandergesetzt und eine Idee entwickelt, mit der er seine Arbeit als Ausstellungsmacher fortführen und dennoch die in diesen Zeiten notwendige Distanz zu anderen halten kann.

Raum erinnert an Wohnzimmer

Als "Safe-House" (sicheres Haus") ist sein neuestes Projekt überschrieben, in dem er Fragen nachgeht, die sich mit der aktuellen Situation des Kunst- und Kulturbetriebes beschäftigen: Wie ist Begegnung trotz Isolation möglich? Wie kann Kunst und Kommunikation ohne Virenlast genossen werden? Shah hat seine B.K.I. kurzerhand in einen Corona-konformen Ort umgebaut, in dem, so beschreibt er es, Menschen, auch Risikogruppen, künftig Kunst gefahrlos und ohne Hektik sehen und genießen könnten. Der Ausstellungsraum, der mit seinem großen weißen Sofa atmosphärisch an ein Wohnzimmer erinnert, ist nun zweigeteilt und wird durch eine Glaswand getrennt. Dahinter sitzt Shah, isoliert und dennoch mit Blick auf den vorderen Teil des Raumes - kontaktlos kann er von dort aus den Zutritt der Besucher koordinieren. Die Kommunikation verläuft über eine klassische Fenster-Gegensprechanlage. Frische Luft, Möglichkeiten zur Desinfektion und Abstand sind gewährleistet. Die performative Inszenierung ist für ihn auch eine Möglichkeit zu visualisieren, wie eine entspannte Freiheit durch Beschränkung aussehen kann.

Derzeit entwickelt sich aus diesem Projekt ein Ausstellungsformat, für das Shah verschiedene Medien miteinander kombinieren möchte - vom Kunstwerk über aufgenommene Quarantäne-Gespräche bis zu geschriebenen Briefen. Dazu hat er Künstler eingeladen, sich zu beteiligen, aber auch jeder, der Lust dazu hat, kann mit einer persönlichen Geschichte oder Gedanken zur Corona-Pandemie als Brief, E-Mail oder durch ein Gespräch, ein Teil der geplanten Schau werden. Die geschriebenen Texte bekommen einen Platz im Schaufenster. Eröffnet werden soll die Ausstellung nach dem aktuellen Lockdown.

Seit dem Auftakt der Vorbereitungen hierzu, lädt Shah interessierte Menschen und Künstler einzeln zu Quarantäne-Gesprächen in seine B.K.I. ein, die als Audio-Aufnahme festgehalten und später Teil einer Dokumentation werden sollen. Zehn Fragen hat er dazu vorbereitet, darunter auch die, wie sich der Interviewte die Zukunft der Kunstbetriebe vorstellt und, was ihn in der aktuellen Situation wütend macht? "Für mich ist es etwas Neues, Audio zu nutzen und Menschen zu interviewen", sagt Shah.

Arbeiten zum Gespräch mitbringen

Eingeladene Künstler fordert er zudem dazu auf, ein Werk mitzubringen, das sie selbst aufhängen können. "Die Idee zu dem Projekt ist entstanden, weil ich seit März 2020 kaum jemanden getroffen habe", erzählt er. "Ich war hauptsächlich in meinem Atelier und habe viel gearbeitet." In Laufe des neuen Jahres sollen, je nach gültigen Corona-Maßnahmen, weitere Künstler mit in das Konzept des Projekts "Safe-House" einbezogen werden oder selbst durch eine Einzelausstellung in der B.K.I. vertreten sein. Alexandra Flieth

"Safe-House"

Wer bei den Quarantäne-Gesprächen mitmachen oder einen Brief schreiben möchte, wendet sich per E-Mail (b.k.i.@web.de) direkt an Sandip Shah.

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