Künstlerweihnachtsmarkt feiert 100-Jähriges

Ausstellung in der Paulskirche bereits eröffnet - Sonderschau blickt auf Geschichte zurück
Es war die Zeit der Weimarer Republik, als der Künstlerweihnachtsmarkt am 20. Dezember 1922 erstmals in den Römerhallen auf die Beine gestellt wurde. Zu den Hauptakteuren gehörten neben „Altstadtvater“ Fried Lübbecke (1883-1965), dem Gründer des „Bundes tätiger Altstadtfreunde“ (heute Freunde Frankfurts), auch namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur aus der Mainmetropole der 1920er Jahre. In schwierigen Zeiten bot die Veranstaltung die Gelegenheit, mit Künstlern und Kunsthandwerkern ins Gespräch zu kommen und diese mit dem Kauf einer Arbeit oder eines gestalteten Produkts finanziell zu unterstützen. Denn die damaligen Zeiten waren besonders für Künstler sehr schwer, die sich teils kaum eine tägliche warme Mahlzeit leisten konnten.
Heute, genau 100 Jahre später, ist die Situation von Künstlern vielleicht nicht ganz so prekär wie einst, dennoch sind auch sie, besonders nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, auf Ausstellungsmöglichkeiten angewiesen. Seit 1947 wird der Künstlerweihnachtsmarkt vom Berufsverband Bildender Künstler Frankfurt (BBK) organisiert, der sich kurz nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 gründete. An der seitdem jährlich zweigeteilten Präsentation sowohl im Untergeschoss der Paulskirche als auch in den Römerhallen beteiligen sich im Jubiläumsjahr mehr als 100 Künstler und Kunsthandwerker des BBK Frankfurt.
Michael Quast als Auktionator
Den Auftakt macht traditionell die BBK-Jahresausstellung im Untergeschoss der Paulskirche, die nun eröffnet wurde. 50 Teilnehmer zeigen dort ihre künstlerischen Themen: Die Schau präsentiert sowohl Figuratives als auch Abstraktes in Malerei, Collagen, Fotografien, aber auch Objekthaftes wie Plastiken aus Keramik. Gleichzeitig bildet die Ausstellung den Auftakt zu den Feierlichkeiten des Jubiläums des Künstlerweihnachtsmarktes, das ganz offiziell zum Nikolaus am 6. Dezember mit einem Festakt im Kaisersaal des Römers mit geladenen Gästen gefeiert werden soll.
Zu diesem Anlass ist auch eine nicht-öffentliche Auktion zugunsten der Stiftung „Die Arche - Christliches Kinder- und Jugendwerk Frankfurt“ im Ratskeller geplant. 24 Werke von Künstlern des BBK, die die Geschichte des Künstlerweihnachtsmarktes behandeln, werden versteigert. Der Frankfurter Schauspieler und Leiter der „Fliegenden Volksbühne“, Michael Quast, wird in die Rolle des Auktionators schlüpfen und den „Hammer“ so einsetzen, dass der Erlös für die Kinderstiftung so hoch wie möglich ausfällt.
„Wir sind froh, dass wir ihn hierfür gewinnen konnten“, sagt Eva Zinke vom Vorstandsteam des BBK Frankfurt. Unterstützt werde er dabei auch von Auktionatorin Anja Döbritz vom gleichnamigen Auktionshaus. „Wir wollten die Benefizauktion zugunsten eines lokalen Projekts möglich machen, das sich für benachteiligte Kinder starkmacht und haben uns für die Arche Frankfurt entschieden“, fügt Zinke hinzu.
Kunsthandwerk in Römerhallen
Zusätzlich zur Ausstellung in der Paulskirche wird am Donnerstag, 1. Dezember, die Sonderausstellung „1 Markt wird 100“ im Römerhöfchen eröffnet, mit der die Geschichte des Künstlerweihnachtsmarktes dokumentiert wird. Eine, die hierfür ein Jahr lang im Stadtarchiv geforscht hat, ist Eva Zinke. Angelehnt an das Prinzip eines Adventskalenders gibt es 24 Geschichten aus den vergangenen 100 Jahren nachzulesen. Auch eine Broschüre mit den ausgewählten Zeitzeugnissen soll zu diesem Anlass herausgebracht werden. Außerdem soll in der Adventszeit bis Heiligabend täglich jeweils eine dieser Geschichten in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram gepostet werden.
Schließlich eröffnet am 2. Dezember die ebenfalls traditionelle Ausstellung mit Künstlern und Kunsthandwerkern in den Römerhallen. „Daran beteiligen sich 53 Künstler und Kunsthandwerker“, sagt Barbara Walzer, ebenfalls vom Vorstandsteam des BBK Frankfurt. Alle Beteiligten hoffen, dass möglichst viele Besucher den Weg zu ihnen finden werden.
Die Präsentation im Untergeschoss der Paulskirche, Paulsplatz 11, kann ab sofort täglich von 12 bis 20 Uhr (am 22. Dezember nur bis 18 Uhr) besichtigt werden. Die Öffnungszeiten gelten ebenso für die Ausstellung in den Römerhallen, Römerberg 23, die am 2. Dezember startet. Der Eintritt ist in beiden Veranstaltungen frei. (Alexandra Flieth)