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E-Zapfanlagen-Ärger in Frankfurt: „Die Ladesäulen müssen weg“

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Von: Stefanie Wehr

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Anwohner in Frankfurt sind verärgert über E-Zapfanlagen auf dem Gehweg. Niemand hat sie darüber informiert – die Stadt antwortet ausweichend.

Frankfurt – Die Anwohner im Nonnenpfad sind noch immer nicht über den Schreck hinweg, dass vor ihrer Haustür unangekündigt drei schwarze Elektro-Ladesäulen im Boden verankert wurden. „Gas-Bauarbeiten“ hatte auf dem Bauschild gestanden, doch das war wohl gelogen: Es ging darum, Stromleitungen im Untergrund anzuzapfen. Ein neuer, weißer Stromkasten steht nun auch vor dem Reihenhaus mit der Hausnummer 43. Und diese Woche wurde es noch schlimmer: Die drei Parkplätze wurden großflächig blau markiert. Der Vorplatz vor den Häusern Nonnenpfad 41 bis 45 ist nun leuchtend blau.

„Wir hatten gar keine Chance, Einspruch zu erheben, weil man uns mit dem Bauschild in die Irre geführt hat“, sagt eine Anwohnerin von gegenüber. „Uns ärgert, dass wir in unserer Straße gar keinen Bedarf für E-Ladesäulen haben. Keiner hier kann sich ein E-Auto leisten“, sagt Andrea Giar, die die Säulen direkt vor ihren Hauseingang gesetzt bekommen hat.

Die Anwohner im Nonnenpfad sowie Cary Drud von den Grünen und Bernd Neumann vom Gewerbeverein (links) wollen, dass die Ladesäulen wieder abgebaut werden. FOTO: stefanie wehr
Die Anwohner im Nonnenpfad sowie Cary Drud von den Grünen und Bernd Neumann vom Gewerbeverein (links) wollen, dass die Ladesäulen wieder abgebaut werden. © Wehr, Stefanie

E-Ladesäulen in Frankfurt nerven Anwohner: Dünne Antwort der Stadt zum Standort

„Zudem gehen uns Parkplätze verloren, die wir dringend brauchen“, fügt ihr Nachbar an. „Nach 17 Uhr findet man keinen Parkplatz mehr.“ Die Anwohner sind sich einig: „Ein paar Meter weiter oben am Melanchthonplatz hätten die E-Ladeplätze keinen gestört. Hätten die uns gefragt, hätten wir ihnen das gleich gesagt.“

Die Antwort der Stadt auf die Frage, wie genau dieser Standort ausgewählt wurde, fällt dünn aus: „Die Standortanträge der Firma wurden nach Antragseingang gemäß den städtischen Beschlüssen und unseren Vorgaben geprüft“, schreibt die Sprecherin des Amts für Straßenbau und Erschließung (ASE) Tamara Schempp. Beteiligt seien dabei fünf Ämter: das ASE, das Denkmalamt, das Stadtplanungsamt, Grünflächenamt und Straßenverkehrsamt.

Grünen-Politiker springt Anwohnern bei„Die Ladesäulen müssen weg“

Vorgabe sei lediglich, dass mindestens 1,50 Gehwegbreite übrig bleiben. Die Ladesäulen müssten zudem zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben werden und dürften nicht höher als 2,40 Meter sein. „Für die Errichtung von E-Ladestationen auf öffentlicher Fläche werden in der Regel nur bereits vorhandenen Parkplätze genutzt.“ Informationen für Bürger gebe es per E-Mail an gestattungen.amt66@stadt-frankfurt.de, telefonisch unter der Frankfurter Nummer 21 23 45 62.

„Die Ladesäulen müssen weg“, sagt Cary Drud, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ortsbeirat 5. „Die vorgeschriebene Gehwegbreite von 2,50 Metern wird nicht eingehalten. Es sind sogar weniger als 1,50 Meter, weil die Ladesäule oben eine Ausbeulung hat. Man kommt mit Kinderwagen oder Rollstuhl kaum vorbei“. Mit dieser Begründung will Drud einen Antrag zur Ortsbeiratssitzung am nächsten Freitag formulieren.

Ladesäulen in Frankfurt: Passt nicht zur Ernst-May-Siedlung

„Im Grunde sind E-Ladesäulen eine gute Sache“, sagt Anwohnerin Roswitha Väth. Die Architektin ist Mitglied im Vorstand der Frankfurter Ernst-May-Gesellschaft. Dass die Säulen vor den historisch bedeutsamen Häusern aus dem Jahr 1929 aufgestellt wurden, findet sie unpassend. Besonders störend findet Väth den Verteilerkasten, direkt an der Betonstützmauer von dem Haus mit der Nummer 41. „Wir hatten auch überlegt, ein E-Auto zu kaufen, hatten die Idee aber wegen fehlender Lademöglichkeiten verworfen“, erzählt Väth. Doch der Standort der Säulen im Nonnenpfad sei denkbar schlecht gewählt. „Es ist zu eng hier auf dem Trottoir“, sagt sie.

Es sei leider Tatsache, dass die Stadt die Ernst-May-Siedlungen nicht als historisch bedeutsam auf dem Schirm habe. Viele Eigentümer hätten das leider auch nicht: Manche hätten bauliche Veränderungen vorgenommen, die den Häusern ihr ursprüngliches Aussehen genommen hätten. Das sei ihnen nicht vorzuwerfen. „Die Siedlung ist aber insgesamt in keinem guten Zustand“, findet Väth. Drei Häuser im Nonnenpfad gehörten der ABG, der Rest sei Eigentum. „Die Römerstadt ist im Vergleich zu den Oberräder Siedlungen auf einem sehr guten Weg“, so Väth. Dort seien viele Häuser schön saniert worden. Die Gebäude im „Teller“, die der berühmte Architekt in den 20ern für die Gärtner mit großen Freilandparzellen hinter jedem Wohnhaus baute, seien auch kaum noch als Ernst-May-Häuser erkennbar. Die Ladesäulen tun im Nonnenpfad ihr Übriges nun dazu. (Stefanie Wehr)

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