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Es geht um wenige Zentimeter: E-Ladesäulen in Frankfurt stehen zu nah am Haus - und sollen jetzt weg

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Von: Stefanie Wehr

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Die Anlage im Nonnenpfad in Frankfurt soll versetzt werden - Anwohner und Ortsbeirat halten den Melanchtonplatz für besser geeignet.

Frankfurt - Im Streit um die drei Elektro-Ladesäulen, die ohne Ankündigung an die Anwohner oder den Ortsbeirat auf dem Gehweg im Nonnenpfad installiert wurden, kündigt die Stadt nun Pläne an, E-Ladesäulen im öffentlichen Raum in Zukunft nur noch auf der Fahrbahn im Bereich der Stellplätze zu platzieren. Das teilt die Sprecherin des Amts für Straßenbau und Erschließung mit, Tamara Schempp. Das gehe zurück auf die rund 130 Ladesäulen, die auf öffentlicher Fläche nach dem „Leitfaden zum Errichten von Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum in Frankfurt am Main“ vom Februar 2021 genehmigt wurden. Deren Platzierung war auf dem Gehweg vorgesehen. Der seit März 2021 amtierende Magistrat lehnt Säulen auf Gehwegen ab. Da waren aber schon einige Genehmigungsverfahren im Gange - darunter auch die im Nonnenpfad. Alle in Zukunft neu geplanten E-Ladesäulen sollen aber auf der Fahrbahn stehen.

Im Nonnenpfad sei es allerdings zu einer Panne gekommen: „Eine Messung hat ergeben, dass die externe Baufirma des Betreibers bei der Platzierung der E-Ladesäulen nicht 100prozentig genau gearbeitet hat. Bei der Markierung des Standorts der Ladesäulen wurde die Ausladung der Kabeltrommel am Ladesäulenmast nicht mitberechnet. Dabei kam es zu einer minimalen Unterschreitung der vereinbarten Restgehwegbreite von 1,50 Meter“, erläutert Schempp.

E-Ladesäulen in Frankfurt: „Wir hatten gar nicht die Möglichkeit, Einspruch zu erheben“

„Der Abstand des Säulenfußes zur privaten Grundstückgrenze beträgt 1,56 Meter, womit die Mindestgehwegbreite von 1,50 Metern eingehalten wird. Auf Höhe der Kabeltrommel wird sie um sechs Zentimeter unterschritten.“ Es handele sich hierbei um einen Einzelfall. Dies sei aber im Nonnenpfad gerade noch akzeptabel, da auf dem Gehweg ohnehin nicht viele Passanten unterwegs seien. Ansonsten werde „bei allen von der Stadt genehmigten E-Ladesäulen eine Restgehwegbreite von mindestens 1,50 Meter grundsätzlich eingehalten.“ Es habe zwar einzelne Beschwerden gegeben, es hätten sich bei der Stadt aber auch Bürger gemeldet, die sich bedankt hätten für die Ladesäulen, so die Sprecherin.

Anwohner im Nonnenpfad stören sich an den neuen E-Ladesäulen der Firma Quello.
Anwohner im Nonnenpfad stören sich an den neuen E-Ladesäulen der Firma Quello. © Wehr, Stefanie

Dass sich insbesondere die direkten Anwohner von den Säulen und dem neuen Stromkasten unmittelbar vor Ihren Hauseingängen gestört fühlen, scheint nicht ins Gewicht zu fallen. Die Nachbarn empörten sich auch über die irreführenden Bauschilder, auf denen „Gasbauarbeiten“ angekündigt wurden. „Wir hatten gar nicht die Möglichkeit, Einspruch zu erheben, da man uns Falschinformationen gegeben hat“, sagt eine Nachbarin. Nun hätten Fußgänger und Mütter mit Kinderwagen auf dem verengten Bürgersteig das Nachsehen.

Die Ladesäulen in der Oberräder Wohnstraße sind seit Montagnachmittag in Betrieb. Bisher hätten nur Falschparker auf dem blau markierten Plätzen geparkt, berichtet Anwohnerin Andrea Giar, vor deren Hauseingang eine Ladesäule steht. „Für uns Anwohner fallen künftig vier Parkplätze weg.“ An den E-Säulen soll, sobald sie freigeschaltet sind, tagsüber nur drei Stunden geparkt und dabei geladen werden. Ab 21 Uhr darf die ganze Nacht dort geparkt werden. Giar ärgert sich, dass die Säulen direkt vor den Stufen zu ihrem Vorgarten stehen, zudem stört sie die großflächig aufgetragene blaue Farbe auf dem Asphalt, die „so intensiv von den Parkplätzen strahlt, dass „mein ganzer Flur blau leuchtet“, schildert die Oberräderin.

E-Ladesäulen in Frankfurt: Ortsbeirat fordert Verlegung zum Melanchtonplatz

Der Ortsbeirat 5 hat inzwischen mit einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen (außer der AfD) gefordert, dass die Ladesäulen im Nonnenpfad wieder zurückgebaut werden. Sie sollen stattdessen einige Meter weiter oben am Melanchthonplatz aufgestellt werden, schlagen die Stadtteilpolitiker vor. E-Mobilität sei ein wichtiger Baustein für mehr Klimaschutz. „Es ist aber auch wichtig und richtig, die Bürger in den Prozess zu integrieren, um eine hohe Akzeptanz zu erzielen“.

Eine Verlegung der Säulen sei nicht vorgesehen, teilt allerdings auf Anfrage das ASE mit: „Eine entsprechende Anfrage der Betreiber gab es nicht. Ob am Melanchthonplatz der Anschluss von E-Ladesäulen technisch überhaupt möglich ist, müsste erst aufwendig geprüft werden - Leitungsfreiheit, Trassenprüfung, nutzbarer Stromanschluss usw.“ Eine Verlegung würde unabhängig davon zudem mehr als 30000 Euro kosten, so das ASE.

Der Ortsbeirat fordert, künftig an der Auswahl der Standorte für E-Ladesäulen beteiligt zu werden: „Wäre der Ortsbeirat rechtzeitig eingebunden worden, hätte man eine bessere Lösung finden können: Gelungene Partizipation von Bürgerschaft und Ortsbeirat sieht anders aus!“. (Stefanie Wehr)

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