Anwohner sauer: E-Ladesäulen vor Ernst-May-Häusern - „Am wenigsten geeignete Ort in ganz Oberrad“
Ohne Vorwarnung stellt die Stadt Frankfurt E-Ladesäulen vor die Ernst-May-Häuser. Die Anwohner sind sauer.
Frankfurt - Die Anwohner staunten nicht schlecht, als auf einmal vor ihren Häusern im Nonnenpfad drei schmale schwarze Ladesäulen für E-Autos mitten aus dem Gehwegpflaster ragten - erst waren sie in Folie verpackt, vor ein paar Tagen wurden sie enthüllt. Die Absperrungen stehen noch auf der Straße. Auf dem Bürgersteig ist höchstens ein Meter Platz zwischen Vorgarten und Parkplätzen geblieben.
Gebaut hat die Ladesäulen die Firma Qwello, genehmigt hat sie die Stadt Frankfurt. Nächste Woche sollen sie in Betrieb gehen, ist bei der Firma zu erfahren. Die drei Säulen sind einer von 50 Standorten in Frankfurt, die der Münchner Anbieter zusammen mit der Stadt ausgewählt hat. Auf Nachfrage gibt es beim Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) keine Informationen: Sämtliche Fragen könne die Firma Qwello beantworten, heißt es beim ASE.
E-Ladesäulen in Frankfurt: Keine Informationen von der Stadt
Die Anwohner sind sauer. Auch Andrea Giar, die in einem der Ernst-May-Häuser wohnt, vor denen die Säulen stehen, hat versucht, bei der Stadt zu erfahren, was hier gebaut wird: „Fehlanzeige, keiner konnte mir etwas sagen bei der Stadt.“ Aus dem Schild „Gas-Arbeiten“, das daneben stand, wurde sie nicht schlau. „Es ist eine Frechheit, dass man uns nicht informiert hat. Warum wurden die Säulen nicht weiter oben am Melanchthonplatz gebaut? Dort hätten sie niemanden gestört“, sagt ein Nachbar.
Warum, kann auch Qwello nicht konkret beantworten. „Die Standorte werden zusammen mit der Stadt ausgewählt“, sagt Marketingchef Steve Kalthoff. Die Ladesäulen hingen am Niederstromnetz, das in den Leitungen im Boden angezapft wird. Das Unternehmen habe sich explizit den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos im öffentlichen Raum auf die Fahnen geschrieben, gerade in den Randgebieten. Es gehe darum, den Umstieg auf Elektro- oder Hybridautos zu erleichtern. „Viele befürchten, dass sie ihr Auto nirgends laden können, und schaffen sich deshalb keines an.“

Viele Ladesäulen stünden in der Innenstadt oder in Parkhäusern, etwa beim Arbeitgeber. Doch gerade in Wohnstraßen in Städten fehlten sie. „Hier wollen wir einspringen und das Laden möglichst einfach und unkompliziert machen“, so Kalthoff. Schön und gut, sagt der Ortsvorsteher und CDU-Vorsitzende in Oberrad, Christian Becker. „Der Ausbau der E-Mobilität ist wichtig für den Klimaschutz. Es ist aber auch wichtig, die Bürger in diesen Prozess zu integrieren, damit die Akzeptanz steigt.“ Im Nonnenpfad seien die Anwohner aber vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Auch der Ortsbeirat wurde nicht miteinbezogen.
Frankfurt: „Werden wir hier E-Lade-Tourismus vor der Haustür haben?“
„Werden wir hier E-Lade-Tourismus vor der Haustür haben?“, fragt sich Andrea Giar. „Die Leute warten doch dann, steigen aus, setzen sich auf die Mauer vor meiner Haustür“, befürchtet sie. Ganz abgesehen davon, „dass die Säulen nicht schön aussehen“ und optisch nicht in die Straße mit den historischen Ernst-May-Häusern aus dem Jahr 1929 passten. „Hier ist der am wenigsten geeignete Ort in ganz Oberrad für moderne Ladesäulen“, findet sie.
Tatsächlich können die Nutzer tagsüber nur drei Stunden an der Ladesäule stehen. Dann muss der Platz freigegeben werden. Ob ein Ladeplatz frei ist, sieht der Nutzer auf der App, aber auch mit dem bloßen Auge. „Die Säulen sind extra 2,30 Meter hoch gebaut, damit die Spitze von weithin zu sehen ist“, erklärt Kalthoff. Denn oben leuchtet eine Lampe, entweder grün - das bedeutet, die Säule ist frei - oder gelb, dann ist die Säule belegt oder reserviert. Sensoren erkennen, wenn ein Auto auf dem Parkplatz parkt und keinen Strom tankt: Dann leuchtet die Lampe rot. Die Helligkeit des Lichts könne reguliert werden, so Kalthoff. Zwischen 21 und 9 Uhr kann das Auto laden und über Nacht dort stehen bleiben. Bezahlt wird an der Ladesäule oder per App mit EC-Karte, Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay.
Die ersten drei Ladesäulen von Qwello gingen im September in Bockenheim in Betrieb. Nach Angaben der Stadt sind etwa 35 000 Elektrofahrzeuge und Hybride in Frankfurt zugelassen. (Stefanie Wehr)
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