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Der Frankfurter Roßmarkt soll zur Lagune werden

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Die Innenstadt von Frankfurt wird im Sommer zur Hitzefalle. Ein 80 Meter langes Becken, an dessen Rand Sumpfpflanzen wachsen, soll für zur Abkühlung sorgen.

Frankfurt - Venedig ist für seine Lagune berühmt, in Kiel wurde eine mehrspurige Straße zum „Holstenfleet“ mit Ufer und Wasserspielen. Von solchen Vorbildern inspiriert, regt Alexander Mitsch nun ein Modellprojekt „Stadtlagune am Roßmarkt“ an: „Wir brauchen dort eine Entsiegelung und ein Wasserbecken mit Verdunstungskälte, um die Temperaturen abzusenken“, sagt der Grünensprecher im Ortsbeirat 1 (Altstadt, Bahnhofsviertel, Europaviertel, Gallus, Gutleutviertel, Innenstadt).

Daher will seine Fraktion in die kommende Ortsbeiratssitzung einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat einbringen, ein Modellprojekt für eine grün-blaue Infrastruktur im Herzen von Frankfurt und des Ortsbezirks auf den Weg zu bringen, die Regenwasser sammelt, zurückhält, teilweise versickern lässt und den Überschuss zur Bewässerung der Stadtbäume zur Verfügung stellt. Um außerdem mit dieser kanalähnlichen Infrastruktur einen attraktiven Aufenthalt mit Wasserfläche zu schaffen, damit sich die Menschen dort erfrischen und entspannen können, schlagen die Grünen vor, das Areal entsprechend umzugestalten.

Frankfurt braucht Flächen zur Versickerung, Regenrückhaltung und gegen Verdunstung

„Es gibt bereits zahlreiche europäische Städte, die Straßen und Freiflächen in attraktive und vielfältig nutzbare Wasserretentionsflächen umgewandelt haben“, begründet Mitsch seine Idee. Als weitere Beispiele nennt er Heidelberg, Potsdam und Enschede. Besonders die versiegelte und im Sommer heiße Frankfurter Innenstadt, die mit ihren Höchsttemperaturen bereits zusammen mit Freiburg einen Spitzenplatz in Deutschland belegt, benötige Flächen zur Versickerung, Regenrückhaltung und Verdunstungsverlust, betont Matsch.

Ein Hauch von Venedig: Über den Kanal in Richtung Katharinenkirche führen kleine Brücken.
Ein Hauch von Venedig: Über den Kanal in Richtung Katharinenkirche führen kleine Brücken. © stadt

„An vielen Stellen wäre ein solches Wasserbecken wegen der Tunnelröhren der U- und S-Bahn kaum umsetzbar. Doch am Roßmarkt müsste es machbar sein, da dort nur eine ältere Tunnelrampe verläuft, die nicht mehr benötigt wird“, hofft Mitsch. Auch wenn die Kanalisation und Entwässerung dafür entsprechend angepasst werden müsste.

Frankfurt: Lagune für Kinder keine Gefahr

In einer Simulation für seinen Antrag gibt Matsch bereits einen ersten Eindruck, wie eine solche „Lagune“ aussehen könnte. Er stellt sich auf der Länge von etwa 80 Metern ein bis zu 80 Zentimeter tiefes Becken vor. Das Wasser müsste umgewälzt werden. Seitlich könnten Sumpfpflanzen wachsen. Natürlich dürfe durch die Wassertiefe keine Gefahr für Kinder ausgehen.

Prinzipiell stößt die Idee im Umweltdezernat auf Wohlwollen: „Die Verbesserung des Mikroklimas durch Entsiegelung, Begrünung von Dach- und Fassadenflächen ist durch Planungsaufgaben teilweise in Arbeit. Ebenso die Schaffung von Retentionsflächen etwa auf Dächern und Wasserretentionsplätze, die vielfältig genutzt werden können“, erklärt Sprecherin Susanne Schierwater. So werde für den Roßmarkt derzeit eine Vorlage für eine „Nach-Vergrünung“ vorbereitet.

„Ich finde die Idee charmant und würde mich freuen, wenn der Ortsbeirat einen Prüfauftrag an den Magistrat gibt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Clemens Schubert. „Für die Idee spricht, dass die Einbahnstraße am Roßmarkt keinen immensen Nutzen für den Autoverkehr mehr hat.“ Die aktuellen Aufgaben, die die Straße noch erfüllt, würden sich anders regeln lassen.

Frankfurter CDU: Verkaufsbuden nicht vergessen

Die Fraktionsvorsitzende Sara Steinhardt und die CDU finden die Idee zwar sympathisch, aber in dieser Formulierung wenig realistisch: „Wo soll das Wasser dort versickern? Wir haben dort die B-Ebene sowie Leitungen. Gelegentlich stehen dort auch Verkaufsbuden“, gibt Steinhardt zu bedenken.

„Ich hatte als Kinderbeauftragte der Innenstadt ja mal einen Wasserspielplatz am Roßmarkt vorgeschlagen, den hat die Stadt aber auch abgelehnt wegen der Leitungen.“ Zumindest müsse man den Antrag an manchen Stellen überdenken und entsprechend formulieren, um ihn so verabschieden zu können.

Auch an der Hauptwache in Frankfurt gibt es Baubedarf. An Ideen mangelt es nicht.

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