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„Innovatives Konzept“: Land Hessen übernimmt Porzellan-Manufaktur in Frankfurt nach Insolvenz

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Wegen der Energiepreise musste die Porzellan-Manufaktur in Frankfurt-Höchst aufgeben. Jetzt hilft das Land Hessen - mit Geld und einer kreativen Idee.

Frankfurt - Der Insolvenzverwalter der traditionsreichen Höchster Porzellanmanufaktur, Frank Schmitt von Schultze & Braun, und das Land Hessen haben sich auf eine Übernahme der Vermögenswerte der insolventen Höchster Porzellanmanufaktur 1746 GmbH geeinigt. Damit bleibt dieses besondere historische hessische Kulturgut erhalten.

Die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) wird den Betrieb der zweitältesten Porzellanmanufaktur Deutschlands mit einem neuen Konzept weiterführen und damit das handwerkliche und künstlerische Know-how für Forschung und Lehre nutzen. Geplant ist die Gründung eines „Institute for Advanced Material Studies“. Die HfG wird auch den Mietvertrag der Höchster Porzellanmanufaktur für das ehemalige Fabrikgebäude der Breuerwerke an der Palleskestraße übernehmen; Vermieter ist die teilstädtische KEG.

Frankfurt: Hälfte der Beschäftigten in der Höchster Porzellanmanufaktur darf nach Übernahme bleiben

Die Markenrechte hatte das Land bereits im Juli erworben; zum 1. Januar übernimmt es nun auch die Manufaktur - mit vier der zuletzt acht Beschäftigten. Drei Mitarbeiter aus Verkauf und Vertrieb sowie eine Porzellanmalerin werden nicht übernommen.

Die Produktionsräume in einem Gründerzeit-Fabrikgebäude an der Palleskestraße in Höchst bleiben erhalten. Ob auch der Verkauf dort weitergeführt wird, ist noch nicht entschieden.
Die Produktionsräume in einem Gründerzeit-Fabrikgebäude an der Palleskestraße in Höchst bleiben erhalten. Ob auch der Verkauf dort weitergeführt wird, ist noch nicht entschieden. © Martin Weis

Ob die Verkaufsfläche in der Palleskestraße im Frankfurter Stadtteil Höchst erhalten bleibe, entscheide das Land; der Laden in der Neuen Altstadt war bereits im Sommer aufgegeben worden. Das Land bezahlt für Vermögensgegenstände und Markenrechte knapp 300.000 Euro; für den laufenden Betrieb wird der Doppelhaushalt 2023/24 der Hochschule um 1,5 Millionen Euro erhöht.

Insolvenzverwalter zufrieden: Land Hessen übernimmt Porzellanmanufaktur in Frankfurt-Höchst

„Mit der Unterschrift unter unsere gemeinsame Vereinbarung, mit der das Land Hessen die weitere Verantwortung für die Geschicke der Höchster Porzellanmanufaktur übernimmt, gehen für meinen Verwalterkollegen Alexander Eggen und mich ereignisreiche Wochen der Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten erfolgreich zu Ende“, sagt Insolvenzverwalter Frank Schmitt. „Wir freuen uns, dass erneut der Erhalt der Porzellanmanufaktur gelungen ist.“

Der positive Abschluss der Gespräche mit dem Land Hessen sei „ein wichtiger Meilenstein“ in der Geschichte der Manufaktur, die nach Dresden als die zweitälteste Deutschlands gilt, aber seit ihrer Gründung 1746 schon mehrfach insolvent gewesen ist. Ein privatwirtschaftlicher Betrieb der Manufaktur sei unter den aktuellen Bedingungen - auch wegen der immens gestiegenen Energiepreise - langfristig nicht darstellbar, sagt Schmitt.

„Zukunftsgerichteter Ansatz“: Porzellanmanufaktur in Frankfurt geht ans Land Hessen

„Daher freut es mich besonders, dass die Zukunft der Manufaktur am Standort in Höchst mit einem modernen und innovativen Konzept der Hochschule für Gestaltung durch das Land Hessen gesichert wurde“, so Schmitt. Es sei ein „bislang einzigartiger und zukunftsgerichteter Ansatz, die Tradition und den reichen Erfahrungsschatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Manufaktur mit dem Ideenreichtum und der Forschungsarbeit einer Hochschule zu verbinden.“

Dem Insolvenzverwalter war es gelungen, nach dem erneuten Insolvenzantrag der Höchster Porzellanmanufaktur im vergangenen Sommer den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und durchgängig aufrechtzuerhalten. Zeitgleich machte er sich auf die Suche nach möglichen Interessenten für eine Übernahme des traditionsreichen Unternehmens.

Investor aus Taiwan scheitert in Frankfurt: Land Hessen übernimmt Porzellanmanufaktur

„Wir hatten sehr konstruktive Gespräche mit mehreren Investoren, die sich um den Erhalt der Höchster Porzellanmanufaktur gesorgt haben. Leider war diesen der Einstieg am Ende aus verschiedenen Gründen nicht möglich.“

Parallel sei man „sehr frühzeitig“ gemeinsam mit dem Land Hessen bestrebt gewesen, eine kreative Lösung zu finden. Zuletzt hatte ein Investor aus Taiwan sein Glück mit der Manufaktur versucht. (Holger Vonhof)

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