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Laptop soll nur an der Schule ins Internet kommen

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Lange Gesichter bei den Informatikschülern der sechsten Klasse am Helmholtz-Gymnasium und bei Lehrer Jan Staudinger: Damit ihre Drohnen weiterhin abheben können, braucht es flexible Lösungen für die Nutzung der Schul-Laptops. FOTO: Enrico Sauda
Lange Gesichter bei den Informatikschülern der sechsten Klasse am Helmholtz-Gymnasium und bei Lehrer Jan Staudinger: Damit ihre Drohnen weiterhin abheben können, braucht es flexible Lösungen für die Nutzung der Schul-Laptops. © enrico sauda

Stadtschulamt will die Virengefahr minimieren, doch einem Schulleiter aus dem Ostend geht das zu weit

Als er die E-Mail des IT-Servicedesks des Stadtschulamtes öffnete, verschlug es Gerrit Ulmke, dem Schulleiter des Helmholtz-Gymnasiums im Frankfurter Ostend, kurz die Sprache. Während es in Pandemie-Zeiten möglich war, die Schullaptops über ein beliebiges WLAN mit dem Internet zu verbinden, sei das von nun an nur noch über das städtische Netz möglich, las er. Im Klartext: Künftig sollten die 66 Geräte, die dem Gymnasium für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden, nur noch in der Schule internetfähig sein.

Mehr als nur Textverarbeitung

Ulmke hält diese Maßnahme für grundfalsch. Bereits 2014, als Digitalisierung an Schulen für viele noch nicht einmal theoretisch Thema war, hatte er ein E-Mail-System eingeführt. 2020, nach dem ersten Lockdown, mit Hilfe des Fördervereins ein schuleigenes WLAN installiert, das bis heute, so Ulmke, „sicher ist und stabil läuft“. Die Schüler technologisch maximal fit zu machen - das gehört für den 55-Jährigen eindeutig zum Bildungsauftrag dazu.

„Wenn wir die Digitalisierung ernst nehmen, geht es eben nicht nur darum, Word-Texte zu schreiben, sondern darum, die Geräte vielfältig und optimal zu nutzen“, sagt Ulmke. Deshalb nehmen Helmholtz-Schüler die Laptops mit auf politische Exkursionen, um direkt an Ort und Stelle arbeiten zu können. Im Erdkundeunterricht streifen sie durchs Ostend, um die Gegend digital zu kartieren. In Informatik programmieren sie Drohnen, die sie draußen testen. Nichts davon wäre möglich, wenn es nur noch im Klassenzimmer Internet gibt.

231 Angriffe auf 9500 Laptops

Auch im Bildungsdezernat habe man zum Ziel „die Einsatzmöglichkeiten der digitalen Technik im Unterricht auszuweiten“, sagt die zuständige Dezernentin Sylvia Weber (SPD). Eigentlich. Allerdings seien allein bei den 9500 Laptops, die zu Beginn der Pandemie fürs Homeschooling ausgegeben wurden, und die sich deshalb ebenfalls mit jedem WLAN verbinden lassen, in den vergangenen Monaten 231 unterschiedliche Virenangriffe festgestellt worden. Bei den mehr als 20 000 Geräten, die zusätzlich an die Schulen ausgegeben wurden, sei dieser zusätzliche Aufwand nicht weiter leistbar gewesen.

Ulmke lässt dieses Argument nicht gelten. „Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wie wir den Unterricht unter Einsatz der Technologie optimal gestalten, nicht, wie wir optimal die Technologie verwalten.“ Dass Schulen Freiheit und Schulträger Standardisierung fordern, sei „der Urkonflikt bei der Digitalisierung“. Ein Konflikt, den 162 der 165 Frankfurter Schulen erstmal verloren haben: Sie sind zurück „im regulären Support“.

Doch das sei nur eine Zwischenlösung, verspricht Weber: Derzeit werde „die Ausweitung und Anpassung der technischen Konzepte, auch unter den Aspekten der Finanzierung zur technischen Umsetzung sowie Versicherungsmöglichkeiten bei Schadensfällen, geprüft“. Weber erwartet, dass „bis Ende diesen Jahres neue technische Möglichkeiten gefunden worden sind“ - die die Schulen dann - mit Unterstützung des Medienzentrums - bitte auch nutzen sollten.

Ans Helmholtz-Gymnasium richtet sich diese Mahnung definitiv nicht. Denn Ulmke hat so lange gekämpft, bis das Stadtschulamt ihm eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat: Mindestens bis zu den Sommerferien können die Schüler weiter kartieren und programmieren. An zwei anderen Schulen, sagt Weber, „konnten gemeinsam Lösungen gefunden werden, die den dortigen besonderen pädagogischen Anforderungen gerecht werden“. Auch Ulmke wurde mittlerweile eine Gesprächsrunde in Aussicht gestellt, „damit wir definieren können, was wir brauchen“. Das reicht zunächst einmal schon, um den Schulleiter glücklich zu machen. „Ich bin sehr dankbar, dass mit der Schule gesprochen wird. Das ist Neuland.“ Die Terminfindung läuft. sarah Bernhard

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