1. Startseite
  2. Frankfurt

Besser als Frankfurt? Von Offenbach lernen heißt siegen lernen

Kommentare

Tempo wird in Frankfurt nur beim Thema Fahrradstraßen gemacht.
Tempo wird in Frankfurt nur beim Thema Fahrradstraßen gemacht. © christoph boeckheler*

Die Nachbarstadt läuft Frankfurt in vielen Belangen den Rang ab. Während die Wirtschaft in Offenbach brummt, wird im Römer kleinteilig gestritten.

Frankfurt - Wenn ein Frankfurter in seiner Stadt ein Auto mit Offenbacher Kennzeichen „OF“ sieht, denkt er automatisch: „Ohne Führerschein!“ Sieht ein Offenbacher dagegen in seiner Heimatstadt ein Nummernschild mit „F“ denkt er sofort: „Führerscheinlos!“ Die Nachbarstädte zeichnen sich dadurch aus, dass man sich wechselseitig nicht übermäßig viel zutraut.

Gleichwohl hat Frankfurt seit vergangenem Sonntag Grund, nach Offenbach zu blicken. Dort wurde der Sozialdemokrat Felix Schwenke mit 69,9 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang zum Oberbürgermeister gewählt. Und was hat das mit Frankfurt zu tun?

Offenbach macht erfolgreiche Wirtschaftspolitik

Nun, die Kommentatoren schrieben Schwenkes überwältigenden Wahlsieg dessen erfolgreicher Wirtschaftspolitik zu. So wechselte der weltweit tätige Ventilhersteller Samson AG mit rund 2000 Arbeitsplätzen und der Unternehmenszentrale von Frankfurt nach Offenbach. Das Biotech-Unternehmen Biospring baut seine Fertigung nicht in Frankfurt, sondern in Offenbach aus und will dort auf längere Sicht noch einmal 1500 neue Arbeitsplätze schaffen.

Und was macht Frankfurt? Dort kann sich die Koalition aus Grünen, SPD, FDP und Volt noch nicht mal einigen, im heruntergekommenen Bahnhofsviertel mit regelmäßigen Messerstechereien eine Waffenverbotszone zu erlassen, wie es von den Sicherheitskräften vorgeschlagen wird.

Zwar unterstützt Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) die Forderung, doch die Grünen als stärkste Kraft im Römer sind auch die größten Bedenkenträger. Sie lehnen es ab, weil eine Waffenverbotszone angeblich nichts bringen würde. Aber macht ein Versuch nicht klug? Auch beim Ausbau von Rechenzentren treten die Grünen auf die Bremse. Das freut Offenbach. Dort wartet man schon auf den Tag, an dem man Frankfurt auch noch auf der Datenautobahn überholt haben wird.

Eifrig und fix sind die Frankfurter Grünen in der Verkehrspolitik

Eifrig und fix sind dagegen die Grünen in der Verkehrspolitik. In der Schweizer Straße sollen Dutzende Parkplätze wegfallen, ebenso im Grüneburgweg. Im Oeder Weg waren es um die hundert. Proteste der Geschäftsleute fruchteten nichts. Da muss der Einzelhandel halt durch.

In den neu geschaffenen Fahrradstraßen wie im Grüneburgweg und im Oeder Weg herrscht eine aggressive Stimmung. Dort sollen inzwischen die Vorfahrtsregelungen von der Wahl des Verkehrsmittels abhängen. Die Reihenfolge lautet: Lasten-E- Bikes mit Kindern im Frontlader, normale E-Bikes, Bio-Bikes, dann normale Räder, dann E-Roller. Zweiradfahrer sind berechtigt, Autofahrern jederzeit den Stinkefinger zu zeigen. Fußgänger retten sich besser mit einem Sprung in die Vorgärten.

Nun will Offenbach in den KWU-Türmen unweit des Kaiserlei 2000 Studentenwohnungen bauen, sogar mit finanzieller Hilfe aus Frankfurt. Damit zieht Offenbach nun auch noch die klugen Köpfe aus Frankfurt ab.

Erst wenn Offenbach Frankfurt eingemeindet haben wird, werden auch die Grünen begreifen, dass eine funktionierende Wirtschaft die Grundlage für politischen Erfolg ist. Dann wird es aber auch mit Offenbachs Blüte schnell wieder vorbei sein. Weil deutlich größer wird Frankfurt die bestimmende Kraft bleiben. Der neue Name der Doppelstadt lautet dann „Offra“: Die Abkürzung für: „Ohne Führerschein; Fahrt richtung Abgrund“. (Thomas Remlein)

Auch interessant

Kommentare