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Die letzten Schläge am Golfplatz in Niederrad

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Verlieren ihren Treffpunkt: Die Senioren-Golfer Klaus Hettrich beim Putten und Rüdiger Jureit an der Fahne.
Verlieren ihren Treffpunkt: Die Senioren-Golfer Klaus Hettrich beim Putten und Rüdiger Jureit an der Fahne. © Michael Faust

Die Tage sind gezählt: Am 31. Dezember wird der Golfplatz-Betreiber Hermann Weiland das Areal auf der Galopprennbahn in Niederrad räumen. Damit geht eine 20-jährige Ära zu Ende. Die Golfer trauern um das Grün.

„Wir verlieren unsere Heimat“, sagt Hans-Peter Kinkel. Mit „Heimat“ meint der 73-Jährige die neun Loch große Golfanlage auf dem Gelände der Galopprennbahn in Niederrad. Seit 20 Jahren schwingt er dort den Schläger, trifft sich Montag für Montag, egal ob bei Sonnenschein oder Nieselregen, mit den anderen Senioren-Golfern, schlägt im Rahmen eines kleinen Turniers die weißen Bälle über die Anlage, anschließend wird gemeinsam Kaffee getrunken. „Ein Golfplatz mitten in der Stadt war etwas ganz besonders Schönes und Wertvolles“, sagt Kinkel. „Wenn ich mal schlecht gelaunt bin, schickt mich meine Frau golfen und in nur zehn Minuten bin ich am Platz.“

Das wird in Zukunft aber nicht mehr möglich sein. Die Tage des Golfplatzes sind gezählt. Am 31. Dezember werden dort zum letzten Mal die Bälle geschlagen. Dann übergibt Hermann Weiland, der das „Golf absolute“-Imperium betreibt, das Gelände an die Stadt, damit dort die Akademie des Deutschen Fußballbundes (DFB) realisiert werden kann. Wann dies allerdings so weit ist, steht noch in den Sternen. Zwar muss auch der renitente Renn-Klub das Areal bis Ende des Jahres verlassen, die Mitglieder haben aber schon angekündigt, nicht freiwillig zu gehen und alle juristischen Mittel und gerichtliche Instanzen auszuschöpfen.

Ein schöner Sport

Hermann Weiland war da einsichtiger, sagt aber dennoch im Gespräch mit dieser Zeitung: „Als wir damals von dem Verkauf des Areals an den DFB gehört haben, waren wir geschockt.“ Er selbst sei von Hause aus Reiter. „Das ist ein schöner Sport, auch die Pferderennen.“ Deshalb verstehe er die Entscheidung der Stadt bis heute nicht. „Aber da kann man nichts machen. Gegen die Stadt und den DFB kann man sich nicht wehren. Da muss man schauen, wo man bleibt.“

Und so hat der Golfanlagen-Betreiber schon Anfang Dezember 2015 nach langen und zähen Verhandlungen mit der Stadt einen Vergleich geschlossen. In streng geheimen Verhandlungen hatte man sich darauf geeinigt, dass Weiland 2,45 Millionen Euro von der Stadt für die Räumung des Geländes bekommt, auf die jährliche Pacht von 300 000 Euro für das Jahr 2016 wurde verzichtet. „Ich habe die ausgehandelte Summe von der Stadt bekommen“, sagt Weiland. Die Zusatzklausel, dass der Unternehmer 500 000 Euro weniger Entschädigung bekommt, sollte die Stadt eine Ersatzfläche für einen Golfplatz auf Frankfurter Gemarkung finden, kam nicht zum Tragen. Tatsächlich hat der Magistrat dem Vernehmen nach auch gar nicht gesucht. Man fürchtete Proteste von Bürgern, wenn die Stadt in Zeiten des Wohnungsmangels freie Grundstücke für einen Golfplatz vorhalten würde.

Ende nach 20 Jahren

Nun geht nach mehr als 20 Jahren in Niederrad eine Ära zu Ende. Ob da noch viel Arbeit auf den Geschäftsmann in den letzten Tagen zukommr? „Nein“, sagt Weiland. „Wir nehmen nur das bewegliche Mobiliar mit.“

Dazu würden etwa die Computer und Faxgeräte aus den Büros zählen sowie die Caddy-Schränke, Abschlagmatten und einige Sitzbänke. „Der Rest bleibt, wie er ist.“ Die vier Mitarbeiter von der Niederräder Anlage – zwei Manager und zwei Greenkeeper – konnten auf einem der zehn anderen Plätze von „Golf absolute“ in der Umgebung unterkommen. Dort können auch die 263 Mitglieder des Clubs künftig die Schläger schwingen – sofern sie wollen.

Nach der Schließung des Golfplatzes in Niederrad sollen die Ligaspieler ein festes neues Domizil auf dem Platz von Hof Trages bei Freigericht bekommen. „Wir haben genügend Ausweichmöglichkeiten. Bei uns kann man mit einer Mitgliedschaft 279 Golfbahnen bespielen“, wirbt Hermann Weiland. 175 Euro muss man dafür monatlich berappen. Wer nicht bis nach Freigericht im Main-Kinzig-Kreis fahren wolle, könne auch den Golfpark Bachgrund in Büttelborn-Worfelden nutzen. „Wenige Fahrminuten von Frankfurt entfernt.“

Dort kommen auch die Senioren-Golfer unter. „Es wird aber nicht mehr dasselbe sein, wie bisher“, sagt Hans-Peter Kinkel. Denn nicht alle Golfer bleiben erhalten, einige haben ihre Mitgliedschaft bereits gekündigt – wie etwa Barbara Ernst, die der Truppe seit fast 20 Jahren verbunden war. „Ich höre auf mit Golfen“, sagt sie. Ihr sei der Weg zu weit und beschwerlich, das würde sie körperlich nicht mehr schaffen. „Ich bedauere dies zutiefst. Hier sind wahre Freundschaften entstanden.“

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