Frankfurter Skyline bleibt dunkel - „Einer Weltstadt nicht angemessen“
„Frankfurt wirkt wie ausgeschaltet“: Die Energiesparverordnung gilt seit Mitte April nicht mehr, doch weiter wird auf das Beleuchten der Wahrzeichen verzichtet
Frankfurt - Das große Energiesparen in Deutschland ist vorbei - bloß Frankfurts Stadtbild bleibt dunkel. Kaum Wolkenkratzer sind beleuchtet, Römer, Brücken, Dom und Kirchen weiterhin nicht illuminiert. Stadtregierung und Wolkenkratzer-Eigentümer verweisen weiter aufs Energiesparen. „Das ist kein gutes Zeichen für eine Weltstadt wie Frankfurt“, sagt Michael Wutzke, der 1996 das Internetportal „Skyline Atlas“ initiierte. Kürzlich sei er in New York gewesen, „das ist wieder eine toll leuchtende Stadt. Frankfurt wirkt dagegen wie ausgeschaltet.“
Dabei gelten die Energiesparvorgaben des Bundes seit Mitte April nicht mehr, Beleuchtung ist auch nach 22 Uhr wieder zulässig. Dennoch ist sie nur an vier Hochhäusern wieder eingeschaltet: Marienturm (155 Meter), One Forty West im Westend, Winx Tower nahe Willy-Brandt-Platz und City Gate am Nibelungenplatz. Der mit 259 Metern höchste Turm, der Commerzbank-Tower, war als einziger den Winter über täglich bis 22 Uhr beleuchtet. Das hat die Bank auch so beibehalten.

In LED-Technik investiert - umsonst? Frankfurts Messeturm bleibt auch dunkel
Bei der ikonischen Pyramide des 257 Meter hohen Messeturms fällt die Dunkelheit am meisten auf. 31 Jahre lang prägte er die nächtliche Skyline. Zuletzt steckte Eigentümer Office First sogar 100 Millionen Euro in die Sanierung, auch in sparsame LED-Lichttechnik. Warum sie trotzdem ausgeschaltet bleibt, dazu wollte sich Office First weder im vorigen Herbst noch jetzt äußern.
Deka Immobilien hingegen, Besitzerin des 200 Meter hohen Tower 185, hat geantwortet. Nachhaltigkeit gehöre seit Jahren zur Geschäftsstrategie, sagt eine Sprecherin. „Im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung haben wir deshalb entschieden, nachts auf die Beleuchtung zu verzichten.“
Das sei eher „eine symbolische Geste“, sagt Wutzke. Der Energieverbrauch der Fassadenlichter sei dank LED-Technik, die 95 Prozent Einsparungen ermögliche, gering und falle beim Gesamtverbrauch des Hauses nicht ins Gewicht. Trotzdem sind etwa Trianon, Opernturm oder der Europaturm weiterhin dunkel. Aus „indirektem Druck“ gingen die Eigentümer so vor, sagt Wutzke, sie „wollen Shitstorms vermeiden“. Deshalb richteten sie sich nach der Stadt.
Stadt Frankfurt hat gar nicht erst debattiert - „Grundvoraussetzungen haben sich nicht geändert“
Und die setzt eben auf Dunkelheit. Warum? Es sei „keine große Debatte darüber geführt“ worden, räumt Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff (Grüne) ein, der für die Kirchen zuständig ist. Die Magistratsentscheidung zum Ausschalten vom Herbst gelte einfach weiter. Weil es abends lange hell sei, sei der Nutzen der Beleuchtung ohnehin im Sommer geringer. „Kurzfristig lassen wir es aus“, habe man daher entschieden.
Schon Mitte April hatte Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne) angekündigt, dass die Stadt ihre Lichter nicht wieder anknipst. „Über den möglichen Spielraum, einzelne Maßnahmen zurückzunehmen, wird der Magistrat regelmäßig beraten und entscheiden“, schrieb sie.
„Da sich die Grundvoraussetzungen nicht geändert haben - der Ukraine-Krieg dauert an, die Energieversorgung ist weiterhin nicht restlos sichergestellt -, haben wir entschieden, die verkehrssichernde Straßenbeleuchtung weiterhin leistungsreduziert zu betreiben“, erklärt Wulfila Walter, Büroleiter von Mobilitätsdezernent Stefan Majer (Grüne). Die Licht-Illuminationen an Brücken, Plätzen und Mainufer blieben ganz aus. Zumal jedes Ein- oder Ausschalten allein im Verkehrsbereich 25 000 Euro koste, da viele Lampen nicht zentral gesteuert sind. Diese Summe kostete die Ersparnis auch schon einmal im vorigen Herbst. Wie viel die Stadt dagegen spart, könne sie frühstens nächstes Jahr sagen, wenn die Jahresabrechnung vorliege, sagt Heilig. Das für die Rathausbeleuchtung zuständige Büro von OB Mike Josef (SPD) beantwortete eine Anfrage nicht.
„Einer Weltstadt nicht angemessen“ - Frankfurts Skyline ist ohnehin weniger beleuchtet
Dunkelheit im Stadtbild und in der Skyline sei für eine Weltstadt nicht angemessen, findet Skyline-Fachmann Wutzke. Die Stadt müsse mit dem Einschalten ihrer Leuchten den Hochhauseigentümern signalisieren, dass sie ihre sparsame LED-Technik wieder nutzen könnten.
Ohnehin sei Frankfurts Skyline im internationalen Vergleich nur spärlich illuminiert - und nur wenig farbig. „Die Symbolik, die Frankfurt derzeit aussendet, ist nicht gut.“ Die Stadt sei ein Leuchtturm für Deutschland und Europa. „Und ein Leuchtturm muss leuchten.“