Neue Bahnverbindung von Frankfurt: Mit Hochgeschwindigkeit an den Atlantik
Eine neue Bahnverbindung bringt Urlauber vom Hauptbahnhof Frankfurt bis an den Atlantik. Frankreich-Freunde dürfen sich freuen.
Frankfurt - Eine Gruppe junger Leute checkt am Kopf von Gleis 22 am Stand eines Surf-Camp-Veranstalters ein. Gelöste Stimmung und immer wieder vernehmbares Lachen prägt die Szenerie - und das trotz der Herrgottsfrühe. Am Samstagmorgen herrscht kurz nach halb sieben schon beachtliches Treiben an den nördlichsten der Bahnsteige des Hauptbahnhofs Frankfurt. Erstaunlich viele Reisende treffen mit Rucksäcken ein, viele mit voluminösen Roll-Koffern. Für alle beginnt um 6.56 Uhr der langersehnte Frankreich Urlaub.
Als Ziel ihrer Bahnreise dokumentiert die Anzeige in Frankfurt erstmals einen rund 1300 Kilometer entfernten Endbahnhof unweit der französischen Atlantikküste: Bordeaux. Der TGV, ein doppelstöckiger Hochgeschwindigkeits-Zug der französischen Staatsbahnen SNCF, wird die Distanz direkt in etwa sieben Stunden und 40 Minuten zurücklegen.
Für alle Frankreich-Urlauber willkommen: Anders als bei bisherigen Bahnreisen in die Metropole in Aquitanien fällt das Umsteigen in Paris mitsamt dem einstündigen Bahnhofswechsel von Paris Est nach Paris Montparnasse mit der Metro weg.
Neue Bahnverbindung von Frankfurt nach Bordeaux: Beschwerliche Stunde in Paris entfällt
Wöchentlich wird der Urlauber-TGV jeden Samstag um 6.56 Uhr bis zum 26. August vom Main in die Hafenstadt an der Garonne pendeln, von wo aus dann nochmals 60 Kilometer mit dem Bus an die Atlantikküste bei Cap Ferret zurückgelegt werden müssen. Der Gegenzug wird ebenfalls jeden Samstag um 15.58 Uhr die Hafenstadt an der Garonne verlassen und noch vor Mitternacht wieder in Frankfurt ankommen.

Überraschend viele der gutgelaunten, mit dem Premierenzug Reisenden zückten am Samstagmorgen ihr Smartphone, um die Zuganzeige mit dem Ziel Bordeaux zu fotografieren. „Nach unseren guten Erfahrungen mit der vor elf Jahren eingeführten direkten TGV-Verbindung zwischen Frankfurt und Marseille in der Kooperation von DB und SNCF ist dies ein weiterer Meilenstein für Frankfurt, das schon immer ein bedeutendes Drehkreuz im europäischen Zugverkehr ist“, teilt dazu ein Bahnsprecher im Gespräch mit dieser Zeitung mit.
Mit Tempo 300 vom Hauptbahnhof Frankfurt ans Mittelmeer und an den Atlantik
Nun also geht es mit Hochgeschwindigkeit von bis zu Tempo 300 ans Mittelmeer - und an die Atlantikküste. Warum aber ist der direkte TGV nach Bordeaux - der an Paris vorbeifährt - mit einer Reisezeit von 7:40 Stunden rund eine halbe Stunde länger unterwegs als das bislang schnellste Zugangebot mit einer eingeplanten Umsteigezeit von einer Stunde in Paris?
„Bislang verkehren die Züge nonstop zwischen Strasbourg und Paris sowie zwischen Paris und Bordeaux mit nur einem Halt in Poitiers. Diese Züge sind in Frankreich zumeist mit Tempo 300 unterwegs“, erläutert der Pressesprecher. „Die neue Direktverbindung macht zwischen Strasbourg und Bordeaux hingegen Station in Lorraine, Meuse, Champagne-Ardenne, Marne la Vallée-Chessy, Massy, St. Pierre de Corps, Poitiers und Angoulême. Somit können mit diesem Zugangebot auch andere Reiseziele innerhalb Frankreich erreicht werden.“
Die letzte durchgehende Fernverkehrsverbindung aus Deutschland nach Bordeaux war vor genau zwanzig Jahren unterwegs. Im Jahr 2003 fuhr ein Autozug von Berlin über Düsseldorf an die Atlantikküste und wieder zurück. In den 1990er Jahren gab es sogar einmal einen Nachtzug aus Frankfurt über Dijon und Avignon nach Cerbere/Port Bou an die französisch-spanischen Grenze. (Matthias Pieren)
Von Frankfurt nach Paris oder Mailand, das geht auch mit der Bahn: Urlaubsreisen mit dem Zug werden immer beliebter – das sind die günstigsten Tickets.