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Mainova ist gut durch die Krise gekommen

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Von: Sarah Bernhard

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Ab 2026 soll das Heizkraftwerk West im Gutleut bei laufendem Betrieb zum CO2-sparenden Wasserstoffkraftwerk umgebaut werden. FOTO: rolf oeser
Ab 2026 soll das Heizkraftwerk West im Gutleut bei laufendem Betrieb zum CO2-sparenden Wasserstoffkraftwerk umgebaut werden. © Rolf Oeser

Gewinn niedriger als 2021, aber höher als gedacht - Neues Ziel: bis 2040 klimaneutral werden

125,4 Millionen Euro Gewinn hat die Mainova AG im Jahr 2022 vor Steuern gemacht. Obwohl das rund 40 Millionen weniger sind als 2021 und etwa zehn Millionen weniger als im Zehn-Jahres-Durchschnitt, nannte Vorstandsvorsitzender Constantin H. Alsheimer dieses Ergebnis bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz „zufriedenstellend“. Zum einen, weil das Vorjahresergebnis das höchste in der Firmengeschichte war und damit die Messlatte hoch lag. Zum anderen, weil das Jahr durch „nie dagewesene Preissprünge an den Energiemärkten und exorbitante Beschaffungspreise“ besonders turbulent war.

Für die Stadt Frankfurt sprangen dabei rund 113 Millionen Euro heraus, die die Mainova, etwa über Steuern oder die Konzessionsabgabe für die Nutzung von Straßen zur Kabelverlegung, bezahlte. Da die Abgaben vom Konzernergebnis abhängen, ist auch diese Summe niedriger als 2021, nämlich um rund 18 Millionen Euro. Alsheimer betonte, dass sich die Mainova zusätzlich bei der Vereinsförderung engagiere, und dass das Engagement hier deutlich gestiegen sei. Das Geld fließt aber vor allem in Vereine aus der Region.

Die Ergebnisse in den beiden Kernsegmenten, der Strom- und der Gasversorgung (42 Millionen Euro und 31 Millionen Euro Gewinn) lagen in etwa auf Vorjahresniveau (siehe Infokasten). Die Sparte Erneuerbare Energien hat mit 33 Millionen Euro Gewinn in diesem Jahr erstmals das Gas-Segment überholt. Das lag zum einen daran, dass das Unternehmen beim Gas inflationsbedingt höhere Rückstellungen bilden musste, was den Gewinn schmälerte. Auf der anderen Seite lag der Gewinn bei den Erneuerbaren Energien mit einem Plus von 24 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2021 „deutlich über den Erwartungen“. Vor allem seien dafür das Biomassekraftwerk Fechenheim und die Windparks verantwortlich.

Investitionskurve steigt stark

Betrachtet man die Investitionskurve des Unternehmens, steigt sie stetig. 2021 wurden 169 Millionen Euro investiert, es ein Jahr später schon das Doppelte, 2023 soll die Investitionssumme noch einmal fast verdoppelt werden und auf 605 Millionen Euro steigen. In den kommenden fünf Jahren will die Mainova insgesamt zwei Milliarden Euro investieren.

Doch die Ziele des Unternehmens seien noch weitaus ambitionierter, sagt Alsheimer. Die Mainova will „bis spätestens 2040 klimaneutral“ sein - und das werde noch deutlich mehr kosten. „Es wird keine Leichtigkeit sein, diese Beträge zu generieren.“ Zum einen, weil die Investitionen an sich hoch sind, die Ausgaben durch die Inflation weiter steigen und sich die Bundespolitik noch auf keine Finanzierungshilfen geeinigt habe.

Aber auch, weil sich der Energiemarkt verändert hat: Lange Zeit waren die Energiepreise stabil, mittlerweile schwanken sie aus verschiedenen Gründen stark. Weil das auch so bleiben wird, seien Banken bei der Vergabe von Finanzierungskrediten mittlerweile deutlich zurückhaltender. Weil die Mainova aber sehr risikobewusst agiere und das den Banken bewusst sei, „glauben wir, dass uns das dennoch gelingen wird“. Der Umbau der Energielandschaft sei nicht nur eine Belastung, sondern eine „große Chance“ für die Mainova,

Um bis 2040 den CO2-Ausstoß auf null senken zu können, müsse das Portfolio erweitert werden, sagt Alsheimer. Dazu gehört zum Beispiel die Umrüstung des Heizkraftwerks West zum Wasserstoffkraftwerk: Ab 2026 soll es neben Gas auch Wasserstoff verbrennen können. Wann es ganz umgestellt wird, hängt davon ab, wie lange es dauert, die nötigen Pipelines nach Frankfurt zu bauen, und wann überhaupt genügend Wasserstoff zur Verfügung steht. Zur Portfolioerweiterung gehören unter anderem auch die verstärkte Nutzung der Abwärme von Rechenzentren und eine 25-prozentige Beteiligung am zweitgrößten Solarpark Deutschlands, der in Brandenburg gebaut wird.

Ein weiterer Baustein für Klimaneutralität ist der Ausbau des Strom- und der Umbau des Wärmenetzes. Im Moment wird nur ein Prozent der Wärme in Frankfurt durch Strom, also mit Wärmepumpen erzeugt. Langfristig sollen 50 Prozent der Frankfurter Haushalte mit Fernwärme versorgt werden, die restlichen 50 Prozent mit Gas und Strom. Dazu spreche man gerade mit der Stadt darüber, in welchen Quartieren welche Wärmeversorgung sinnvoll und gewünscht sei. Auch die E-Mobilität soll noch stärker ausgebaut werden. Geplant ist, dass die momentan 150 Ladepunkte in Frankfurt auf 1300 in fünf Jahren anwachsen.

Eine genaue Prognose für dieses Jahr abzugeben sei wegen der vielen Unsicherheiten schwierig, sagt Alsheimer. Wahrscheinlich sei ein ähnliches Ergebnis wie 2022. Sicher ist: Nach 24 Jahren an der Spitze der Mainova wird Alsheimer spätestens Ende des Jahres zum Stadtwerkeverbund Thüga wechseln. Mit Blick auf die Zahlen sagte er: „Ich verlasse dieses Unternehmen als sehr zufriedener Mensch.“

Die Bilanz der Mainova nach Sparten

Strom

Gewinn: 41,9 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: + 13,8 Millionen

Gründe: Während der Corona-Pandemie wurde die Akquise neuer Kunden ausgesetzt, das Geld wurde gespart; eine Rückstellung wurde aufgelöst

Gas

Gewinn: 31,3 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: - 13,9 Millionen Euro

Gründe: Es musste eine Rückstellung gebildet werden

Erzeugung und Fernwärme

Gewinn: 5,4 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: - 16,6 Millionen Euro

Gründe: Die Preise für Co2-Zertifikate haben sich 2022 um 50 Prozent erhöht und insgesamt verdreifacht; sie seien aber sehr sinnvoll, betonte Alsheimer

Erneuerbare Energien

Gewinn: 32,9 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: + 24,2 Millionen Euro

Gründe: Biomassekraftwerk und die Windparks laufen wirtschaftlich gut; Mobiheat, an dem die Mainova seit 2022 Mehrheitseigner ist, machte Gewinn

Beteiligungen

Gewinn: 37,6 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: - 39,2 Millionen Euro

Gründe: unsichere Rahmenbedingungen; Zinseffekte

Wasser

Gewinn: 1,9 Millionen Euro

Vergleich zum Vorjahr: - 1,6 Millionen Euro

Gründe: Steigerungen bei den Kosten für Instandhaltung der Infrastruktur, Bezug (Vorlieferanten geben wiederum ihre Investitionskosten weiter) und Betrieb (etwa, weil das Wasser gepumpt werden muss und die Stromkosten für die Pumpen gestiegen sind) Sarah Bernhard

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