1. Startseite
  2. Frankfurt

Erschreckende Bilanz: 79 Angriffe auf Kontrolleure wegen Maskenpflicht

Kommentare

Vor einer Woche ist die Maskenpflicht in Bahnen und Bussen in Frankfurt zu Ende gegangen. Die Verkehrsgesellschaft zieht eine erschreckende Bilanz.

Frankfurt - 79 Mal sind Kontrolleure in U- und Straßenbahnen bei Maskenkontrollen in Frankfurt angegriffen worden. Mindestens 21 Kontrolleure wurden dabei verletzt, sie mussten beim Arzt oder sogar im Krankenhaus behandelt werden. Diese Bilanz zieht die städtische Verkehrsgesellschaft (VGF) eine Woche nach dem Ende der Maskenpflicht.

Dass er wegen Corona eine Maske tragen musste, damit kam nahezu jeder Fahrgast in Bahnen und Bussen zwischen 27. April 2020 und 1. Februar 2023 in Frankfurt klar. Aber einige ganz, ganz wenige nicht: Schläge mit der Faust oder der flachen Hand ins Gesicht, auf den Brustkorb oder in den Magen, oder auch Tritte bekamen die Mitarbeiter des Fahrausweisprüfdienstes von nicht einsichtigen Fahrgästen ab. Diese Details nennt VGF-Sprecher Bernd Conrads auf Anfrage. Und weibliche Prüferinnen seien „in Einzelfällen“ sogar befummelt und sexuell berührt worden.

Frankfurter Kontrolleure verteilen 11 000 Strafen und Anzeigen

1011 Tage lang galt wegen Covid-19 die Pflicht, in den U-Bahnen und Straßenbahnen in Frankfurt und Hessen Maske zu tragen, erst zu Freitag voriger Woche trat sie außer Kraft. So unterstreicht der VGF-Sprecher, „dass sich die große Zahl der Fahrgäste an die Vorgaben gehalten hat.“ Von 7,5 Millionen kontrollierten Fahrgästen seien nur 11 000 Menschen mit einer Vertragsstrafe oder einer Ordnungswidrigkeits-Anzeige belegt oder von der Fahrt ausgeschlossen worden. Die Uneinsichtigkeiten entsprechen nur 0,15 Prozent aller Fahrgäste.

Wobei auch das wiederum in Relationen gesehen werden muss. Denn die Kontrolleure haben erheblich mehr Maskenverstöße festgestellt, nämlich 185 000, und dann die Fahrgäste angesprochen. „Hierbei handelt es sich aber auch um geringfügige Verstöße, die nicht geahndet wurden, wenn diese sofort abgestellt wurden, zum Beispiel Maske unter der Nase oder unter dem Kinn“, erläutert Bernd Conrads. Wurde diese Nachlässigkeit sofort abgestellt, beließen es die Kontrolleure zumeist bei der Ermahnung.

Frankfurt: Geschubst, geschlagen, mit Müll beworfen

Überhaupt waren die Kontrolleure primär daran interessiert, dass die Menschen in den Fahrzeugen und lange Zeit auch auf den Bahnsteigen Masken trugen. Denn wer keine Maske trug, der bekam von den Prüfern in der Regel eine angeboten. Erst wenn Maskenmuffel diese ebenfalls ablehnten, wurden sie der Bahn verwiesen. In 2354 Fällen wurde es für das Kontrollpersonal unschön und sie wurden mit „verbaler Aggressivität“ angegangen, berichtet Bernd Conrads. 79 Mal kam es zu körperlichen Angriffen: Unter anderem seien die Frauen und Männer weggestoßen oder geschubst, geschlagen und getreten oder mit Kaffeebechern oder Müll beworfen worden. Folge: Kontrolleure erlitten zum Beispiel Prellungen oder Verletzungen vor allem an Händen und Fingern. In einigen Fällen mussten Rettungswagen gerufen werden.

Hier gab es nichts zu beanstanden: Maskenkontrolle in einer U-Bahn im August 2022. Fast drei Jahre galt die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, die meisten Fahrgäste hielten sich daran. Ein paar wenige aber schlugen zu.
Hier gab es nichts zu beanstanden: Maskenkontrolle in einer U-Bahn im August 2022. Fast drei Jahre galt die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, die meisten Fahrgäste hielten sich daran. Ein paar wenige aber schlugen zu. © Rainer Rüffer

Frankfurt: Für 21 Mitarbeiter geht es nicht glimpflich aus

In 21 Fällen hätten Mitarbeiter nach einem Übergriff den Dienst abbrechen und zum Unfallarzt oder ins Krankenhaus gehen müssen. „Dies war auch in vielen Fällen mit anschließendem Arbeitsausfall oder Arbeitsunfähigkeit verbunden“, sagt der VGF-Sprecher. In „den meisten Fällen“ sei die Polizei hinzugerufen und Anzeige erstattet worden.

Die Polizei musste übrigens in rund drei Jahren 400 Mal zu den Maskenkontrollen gerufen werden, weil die Kontrolleure die Angelegenheiten nicht allein klären konnten, erklärt Bernd Conrads. Das sei wegen der Aggressivität von Fahrgästen als auch zum Feststellen der Identität nötig gewesen.

VGF zollt Respekt: Unsere Kontrolleure sind verdammt zäh

Gezählt hat die VGF die Vorfälle übrigens seit September 2020, da sie erst von da an nach entsprechendem Anpassen der rechtlichen Regelungen die Kontrollen selbst vornehmen durfte. Zuvor hatten nur Stadtpolizei und Polizei das Recht, die Maskenpflicht in den Bahnen und Bussen durchzusetzen. Ebenso umfasst die aktuelle Auswertung noch nicht den Januar 2023. Die Maskenpflicht im Nahverkehr galt 33 Monate und sechs Tage lang.

Ein wenig Glück gab es auch trotz der vielen unschönen Momente: „Waffen waren nicht im Spiel“, sagt Bernd Conrads und klingt erleichtert. Insgesamt zollt der Sprecher den Prüf-Mitarbeitern des Dienstleisters Wisag seinen Respekt. „Es ist beeindruckend und ein großes Lob wert, dass viele Kollegen solche Fälle wegstecken und den Dienst fortsetzen.“ (Dennis Pfeiffer-Goldmann)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion