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Im Frankfurter Osten entsteht ein Mega-Bild unterm Brückenbogen

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Von: Alexandra Flieth

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Kai Teichert studierte an der Städelschule, malt noch bis zum Sonntag an seinem Bild im Kunstverein Montez. FOTO: enrico sauda
Kai Teichert studierte an der Städelschule, malt noch bis zum Sonntag an seinem Bild im Kunstverein Montez. © sauda

Menschen, Tiere, viele Bäume: In Frankfurt entsteht ein 18 Meter großes Kunstwerk. Am Sonntag soll es fertig sein.

Frankfurt – Es ist noch ruhig an diesem Vormittag im Kunstverein Montez. Kai Teichert ist ein Frühaufsteher und braucht genau diese Ruhe, um zu arbeiten - meist beginnt er um 6 Uhr in der Früh. Der Künstler, der seit knapp 30 Jahren in Berlin lebt, ist für wenige Wochen zurückkehrt in die Mainmetropole, wo er einst ein Kunststudium an der Städelschule absolvierte. Lange ist dies her und dennoch zieht es ihn immer wieder an den Main. In den Räumen des Kunstvereins Montez ist er nicht zum ersten Mal Gast, stellte dort in den denkmalgeschützten Bögen der alten Honsellbrücke auch schon in früheren Jahren aus.

Frankfurt: Vier Wochen harte Arbeit

Die aktuelle Schau jedoch ist ein wenig anders, ermöglicht sie Besuchern dem Künstler quasi bei der Arbeit zuzusehen. Mit dem Titel "Baumschule" ist die Ausstellung überschrieben und Bäume gibt es dort so einige zu sehen - in kleinen Formaten ganz klassisch und virtuos mit dem Pinsel eingefangen, in größeren Formaten etwa bevölkert von einer Vogelschar, die mehr ist als das, was sie auf den ersten Blick vorzugeben scheint.

Es ist ein Vorgeschmack auf das, was sich imposant im Mittelpunkt des großen Ausstellungsraumes an der Wand zeigt: ein monumentales Werk, das mit seinem Maßen von 18 Metern Breite und siebeneinhalb Metern Höhe von Teichert in den vergangenen knapp vier Wochen direkt vor Ort geschaffen wurde. Fast jedenfalls.

Frankfurt: Riesiges Wandgemälde passt in einen Umzugskarton

Das Wandgemälde besteht aus mehreren Teilen eines feinen Nesselstoffes, auf den der Künstler seine Motive malt. Diese sind angepasst an die Architektur des nach oben hin rund verlaufenden Brückenbogens. "Den oberen Teil habe ich bereits in meinem Berliner Atelier vorbereitet, sonst hätte es noch wesentlich länger gedauert", erzählt der Künstler während er auf einer Leiter steht und noch weiße Flächen mit schwarzer Farbe füllt.

Auf der Leiter wirkt er selbst wie einer kleiner Punkt zwischen all den Figuren seines Gemäldes. Bis zum kommenden Sonntag, 31. Juli, soll es fertiggestellt sein, bevor es dann in seiner Komplexität noch eine Woche lang im Kunstverein Montez zu sehen ist. "Am 7. August zur Finissage um 18 Uhr ist geplant, die Arbeit abzuhängen und reisefertig zu verpacken", sagt er. Trotz der Größe reiche dafür ein Umzugskarton aus.

Baum im Mittelpunkt des Kunstwerks erinnert an Ovids „Metamorphosen“

Mit Blick auf das Wandgemälde, ist es besonders der imposante Baum, der mit seinen zahlreichen Verästelungen den größten Teil auf der rechten Seite des Werkes einnimmt. Diesen mit den Augen zu erforschen, erfordert die Aufmerksamkeit des Betrachters - es gibt viele kleine Details zu entdecken. In seiner Struktur angelehnt an Mammutbäume, sind es menschliche Körper, die sich anstelle von Blättern und Blüten aus den Ästen heraus bewegen.

Sozusagen als Früchte des Erotischen - eine visuelle Referenz an Ovids "Metamorphosen", wie er erzählt. Der antike römische Dichter thematisiert eine Geschichte aus der griechischen Mythologie. Darin stellt Apollon, der Gott des Lichts, der Nymphe Daphne körperlich nach. Um sich davor zu retten, verwandelt sie sich in einen Lorbeerbaum und flieht damit aus ihrer Körperlichkeit hin zur Natur.

Frankfurt: Verschiedene Kunstströmungen kommen zusammen

In den ausgestellten Werken zeigt sich, dass Kai Teichert es versteht, stilistische Strömungen aus den vergangenen Jahrhunderten einfließen zu lassen, wie die Opulenz des Barocks, die Naturverbundenheit der Romantik oder das Symbolhafte des Jugendstils. Der Künstler erschafft damit eine ganz eigene Bildsprache, mit der er auch die Gegenwart spiegeln kann.

Seine von ihm dargestellten Figuren wandeln zwischen Gefühl und Vernunft, zwischen Fantasie und Realität - immer verbunden mit figurativen Interventionen wie zum Beispiel dem schwarzen Pferd, das in Lebensgröße unweit des Baumes steht: eine pink-rosafarbene und schachbrettgemusterte Decke ist über den Körper des Tieres gelegt, das einen Stapel Autoreifen als Last auf seinem Rücken trägt. Für den Betrachter ist das Werk fast wie eine visuelle Erzählung gleich mehrerer Stränge, deren Handlungen auf einem Bogen von links nach rechts malerisch visualisiert werden. "Noch habe ich keinen endgültigen Titel für das Gemälde gefunden", sagt Teichert und macht sich wieder an die Arbeit, das Werk zu vollenden. (Alexandra Flieth)

Kunstausstellung

Die Ausstellung im Kunstverein Montez, Honsellstraße 7, läuft noch bis Sonntag, 7. August und kann dienstags bis sonntags von 13.30 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden.

Ein anderes Kunstprojekt in Frankfurt beschäftigt sich mit Einsamkeit von Senioren während der Corona-Pandemie. Ein Kulturprojekt soll ihnen helfen.

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