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Missbrauchsskandal in Frankfurt weitet sich aus - Mehr Verdachtsfälle als bisher bekannt

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Mein Vater. mein Vater, jetzt greift er mich an... FOTO: dpa
Mein Vater. mein Vater, jetzt greift er mich an... © dpa

Das Landesjugendamt berichtet von zehn sexuellen Übergriffen in Frankfurter Kitas im Jahr 2023. Mehr als bislang angenommen.

Frankfurt - Hat es doch noch mehr sexuelle Übergriffe in Frankfurter Kindertagesstätten gegeben als bisher bekannt war? Beim Landesjugendamt im hessischen Ministerium für Soziales und Integration zumindest ist die Rede von zehn Verdachtsfällen wegen sexuellen Missbrauchs, die die Stadt Frankfurt ihnen bereits seit Anfang des Jahres weitergeleitet habe. Das berichtete am Mittwoch der Hessische Rundfunk. Im gesamten vergangenen Jahr sollen es sieben Verdachtsfälle gewesen sein.

Das Sozialministerium selbst konnte sich gestern auf Nachfrage dieser Zeitung noch nicht zu den gemeldeten Verdachtsfällen äußern, will dies allerdings am heutigen Donnerstag nachholen.

Bildungsdezernat in Frankfurt will sich nicht äußern

Das Frankfurter Bildungsdezernat von Stadträtin Sylvia Weber (SPD), die sich derzeit im Urlaub befindet, hatte zuletzt von vier Fällen, die wegen des Verdachts von sexuellen Übergriffen an Kindern gemeldet worden seien, gesprochen. Allerdings bezog sich diese Zahl auf die vergangenen drei Monate. Zu den sechs weiteren Verdachtsfällen, die dem Landesjugendamt vorliegen, wollte sich das Bildungsdezernat am Mittwoch auf Anfrage dieser Zeitung nicht äußern - „aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungsverfahren“, wie es hieß.

Nach Angaben des Bildungsdezernats in den vergangenen Tagen richteten sich die bisher bekannten vier Beschuldigungen gegen vier Erzieher aus vier verschiedenen Kitas. Insgesamt sieben Kinder könnten Opfer von den sexuellen Übergriffen geworden sein. Die betroffenen Personen seien alle vom Dienst frei gestellt worden. Ein Fall ist laut Bildungsdezernat bereits abgeschlossen, der Missbrauchsverdacht sei nicht bestätigt worden.

Umfassende Aufklärung wird im Römer gefordert

Der Staatsanwaltschaft Frankfurt waren am Montag, wie berichtet, drei Strafanzeigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern in zwei Kitas vorgelegt worden. Die Ermittlungen richten sich gegen zwei Erzieher, die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren im Intimbereich berührt und geküsst haben sollen. Gegen eine der beiden Personen soll es bereits Anfang des Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern gegeben haben, das im Mai mangels hinreichenden Tatverdachts wieder eingestellt wurde. Nun wurde der Erzieher erneut von zwei Familien angezeigt.

Die Römer-Fraktion BFF-BIG zeigte sich „schockiert“ über die bekannt gewordenen Verdachtsfälle in den Kitas und forderte umfassende Aufklärung. „Es muss die grundsätzliche Frage gestellt werden, wem die Frankfurter Eltern ihre Kinder anvertrauen, wenn sie sie in eine Betreuungseinrichtung geben und was grundsätzlich getan wird, um die Kinder vor sexuellen Übergriffen durch dort tätige Mitarbeiter zu schützen“, sagte Haluk Yildiz, bildungspolitischer Sprecher der BFF-BIG-Fraktion. „Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, muss Stadträtin Sylvia Weber für umfassende Aufklärung sorgen und vor allem die Frage beantworten, wer für dieses Versagen zuständig ist.“

Die Fraktion kündigte eine parlamentarische Anfrage zu den Verdachtsfällen an. Zudem müsse man sich fragen, ob zusätzlichen Präventionsmaßnahmen in den Betreuungseinrichtungen notwendig seien, um solche Fälle zukünftig ausschließen zu können. Yildiz: „Kein Kind in Frankfurt darf Opfer körperlicher oder seelischer Gewalt werden - und schon gar nicht in städtischen Einrichtungen, denen sie zur Betreuung anvertraut werden.“ (Julia Lorenz)

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