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Mehr Verdachtsfälle als in den vergangenen Jahren

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Kindesmissbrauch. (Symbolbild)
Kindesmissbrauch. (Symbolbild) © picture alliance / Jens Kalaene/

Bereits in diesem Jahr sind neun Verdachtsfälle von der Stadt Frankfurt gemeldet worden.

Frankfurt. In diesem Jahr hat es schon mehr Verdachtsfälle wegen sexuellen Missbrauchs in Frankfurter Kindertagesstätten gegeben als in den Jahren zuvor. Das hat auf Anfrage dieser Zeitung am Donnerstag das hessische Ministerium für Soziales und Integration mitgeteilt. Demnach sind dem Landesjugendamt bereits in diesem Jahr neun Verdachtsfälle von der Stadt Frankfurt gemeldet worden. Im gesamten Jahr 2022 waren es sieben Meldungen, im Jahr 2021 waren es elf und im Jahr 2020 gab es gar keine.

Am Mittwoch hatte das Landesjugendamt gegenüber des Hessischen Rundfunks zunächst von zehn gemeldeten Verdachtsfällen gesprochen. „Davon wurde inzwischen ein Fall in Rücksprache mit dem Stadtschulamt als Doppelzählung identifiziert“, teilte das Ministerium nun mit. Das Landesjugendamt ist Teil des hessischen Ministeriums für Soziales und Integration und ist die oberste Aufsichtsbehörde für den Kinderschutz in Hessen.

Wie berichtet, gab die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anfang dieser Woche bekannt, dass ihr drei Strafanzeigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs vorliegen. Ermittelt wird gegen zwei Erzieher aus unterschiedlichen Einrichtungen. Die verdächtigten Mitarbeiter wurden vom Dienst freigestellt.

„Es ist nie einfach, sexuellen Kindesmissbrauch aufzuklären“, sagte Nicola Küpelikilinc, stellvertretende Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Frankfurt, jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung. „Leider ist das aber ein Thema, das man nie zu hundert Prozent verhindern werden kann.“ Doch wie sollten sich Mütter und Väter verhalten, wenn ihre Kinder ihnen erzählen, dass sie etwa im Intimbereich von einem Erzieher - oder einer anderen Person - berührt oder geküsst worden sind? „Die Eltern sollten sich zunächst professionelle Hilfe suchen, um sich zu sortieren, um das Gehörte aufzuarbeiten und sich die nächsten Schritte zu überlegen“, rät Küpelikilinc. „Man muss sehr sensibel agieren, bevor man die Öffentlichkeit einschaltet.“ Gute Ansprechpersonen seien hingegen der Kinderarzt, Erziehungsberatungsstellen (www.ebffm.de), das kostenfreie Kinder- und Jugendschutztelefon (08 00-201 01 11) oder die Beratungsstelle des Kinderschutzbundes (0 69/200 62 99 20).

„Das größte Problem ist es, mit dem eigenen Schreckmoment umzugehen.“ Deshalb sollte man auch in der weiteren Kommunikation mit dem Kind sehr behutsam sein. „Kinder merken, wenn sich die Eltern erschrocken haben“, so die Expertin. „Umso wichtiger ist es, den Kindern zuzuhören, sie erzählen zu lassen, sie aber nicht auszufragen.“ Ständiges Nachhaken, Bedrängen, Bohren, führe eher dazu, dass sich die Kinder verschließen und nichts mehr erzählen. Küpelikilinc: „Das ist belastend für alle Beteiligten.“ Julia Lorenz

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