Mehrere Kinder in und um Frankfurt von Unbekannten angesprochen

Einige Eltern in und um Frankfurt sind in Sorge. Mehrfach haben zuletzt Kinder berichtet, von Unbekannten angesprochen worden zu sein.
Frankfurt -Es ist ein Vorfall, der in etlichen Familien für Unruhe sorgt: Am Morgen des 17. März hat offenbar ein Unbekannter in Sachsenhausen einen Erstklässler angesprochen, der auf dem Weg zur Riedhofschule war. Zum Glück habe der Junge geistesgegenwärtig reagiert und sei weitergelaufen, berichtet ein Sprecher der Frankfurter Polizei. An der Schule habe er sich schließlich einer Lehrerin anvertraut, die dann die Polizei einschaltete. Eine Streife habe jedoch niemanden mehr angetroffen.
Polizei: Ermittlungen laufen, doch es fehlt etwas Wichtiges
Nun laufen die Ermittlungen. Bei dem Unbekannten soll es sich um einen älteren Mann handeln, eine genauere Beschreibung habe man jedoch nicht, sagt der Polizeisprecher.
Das Ereignis erinnert an mehrere beunruhigende Zwischenfälle, die sich in den vergangenen Wochen ereigneten - einer davon ebenfalls in Sachsenhausen. Nach Angaben der Polizei wurde dabei am Morgen des 28. Februar eine Elfjährige in der Brückenstraße von einem unbekannten Mann angesprochen, der sich zunächst nach dem Weg zum Südbahnhof erkundigte, dann aber versuchte, das Mädchen in sein Auto zu ziehen. Zum Glück konnte sich die Elfjährige jedoch losreißen und flüchten. Zwei Tage später soll außerdem ein Unbekannter in Bad Soden einen zwölfjährigen Jungen in sein Auto gezogen haben und losgefahren sein. Laut einem Bericht der Polizeidirektion Main-Taunus gelang dem Jungen allerdings kurz darauf die Flucht, als der Wagen an einer roten Ampel anhielt. Darüber hinaus sollen nach Angaben des Polizeipräsidiums Südhessen offenbar auch in Mörfelden-Walldorf sowie in anderen Kommunen des Kreises Groß-Gerau kürzlich Kinder von einem Unbekannten angesprochen worden sein.
Lob von Schule für das schnellen Einsatz der Polizei
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse zeigt sich Eugen Berfelde alarmiert. Er ist Vater zweier Kinder und Mitglied des Schulelternbeirats der Riedhofschule. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagt er zu dem Vorfall am 17. März. Die Eltern habe man informiert, vereinzelt habe es auch Nachfragen besorgter Mütter und Väter gegeben. In diesem Zusammenhang lobt Berfelde das Vorgehen der Frankfurter Polizei: „Sie macht einen super Job und ist sofort da, wenn etwas ist.“
Ebenfalls beunruhigt über die Zwischenfälle in den vergangenen Wochen ist die Kinderbeauftragte für Sachsenhausen-Süd, Christine Wendel-Roth. Auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass mehrere Schulwege in dem Stadtteil schlecht beleuchtet sind. Etwa der Stichweg vom Lerchesberg hinunter zur Martin-Buber-Schule, für den der Magistrat erst kürzlich eine Beleuchtung abgelehnt habe, da die Strecke teilweise durch ein Landschaftsschutzgebiet verläuft. Oder die Route durch eine Grünfläche nahe dem Abenteuerspielplatz Wildgarten, die zahlreiche Jungen und Mädchen auf dem Weg zur Riedhofschule passierten. „Da ist es zappenduster“, sagt Wendel-Roth. „Man kann Kinder nicht durch solch dunkle Gegenden schicken.“
Polizei: So sollten Mütter und Väter nun richtig reagieren
Vertreter der Polizei zeigen Verständnis für die Unruhe der Eltern und betonen, dass man Meldungen über derartige Vorfälle grundsätzlich sehr ernst nehme. Wichtig sei aber, dass Mütter, Väter und Lehrer trotz aller Sorge versuchten, Ruhe zu bewahren, sagt Virginie Wegner, Pressesprecherin des hessischen Landeskriminalamts (LKA) in Wiesbaden. Keinesfalls sollten Nachrichten „ungeprüft und unreflektiert“ verbreitet werden, etwa in sozialen Medien. Denn, warnt die Sprecherin: „Häufig entstehen so Sachverhalte, die jeder objektiven Grundlage entbehren, zur Verunsicherung beitragen und die Arbeit der Polizei im Ernstfall behindern können - etwa, weil Bürgerinnen und Bürger Eigeninitiative ergreifen und versuchen könnten, Selbstjustiz zu üben.“
Nur zu gut kennt man bei der Polizei etwa die Geschichten um ominöse weiße Kastenwagen, die immer wieder durch soziale Medien geistern - weil damit angeblich Kinder oder Hunde entführt würden. „Durch Berichte solcher Art entsteht mitunter der Eindruck, dass die Anzahl betroffener Kinder beziehungsweise nicht aufgeklärter Fälle dramatisch hoch sei“, heißt es dazu vonseiten des LKA. Dabei sei das Gegenteil richtig. „Es ist wichtig, zu betonen, dass Kinder nur in sehr seltenen Fällen gegen ihren Willen von Fremden mitgenommen werden“, stellt die Wiesbadener Behörde heraus.
LKA rät Eltern: Das Kind vorbereiten ist das A und O
Wie aber sollen Eltern und Lehrer reagieren, wenn ein Kind tatsächlich von Fremden angesprochen worden ist? Auch dazu hat das LKA Ratschläge parat. Ein Tipp: „Loben Sie Ihr Kind für den Mut, sich Ihnen anzuvertrauen.“ Außerdem solle man umgehend die Polizei über den Notruf 110 über den Vorfall informieren. „Wichtig ist dabei eine möglichst genaue Beschreibung der Situation und der Wiedergabe der Mitteilung des betroffenen Kindes“, so die Behörde. In Abstimmung mit der Schule könne die Polizei dann verstärkt Präsenz zeigen, etwa durch Streifen.
Darüber hinaus solle man Kinder auf derartige Situationen vorbereiten, beispielsweise dadurch, dass man mit ihnen gemeinsam Verhaltensregeln für den Schulweg und die Freizeit festlege, erläutert das LKA. Realitätsnahe Rollenspiele solle man jedoch vermeiden, um die Mädchen und Jungen nicht zu ängstigen.
So sind Kinder am besten sicher
Das Polizeipräsidium Frankfurt rät außerdem, Kinder in kleinen Gruppen loszuschicken und zur Pünktlichkeit anzuhalten. Außerdem solle man ihnen verlässliche Ansprechstellen auf dem Weg zeigen, wo sie sich Unterstützung holen können. Außerdem müssten Kinder auch lernen, dass sie eine Aufforderung oder einen Zuruf ignorieren dürften, so das Polizeipräsidium: „Erklären Sie Ihrem Kind, dass ,Nein‘-Sagen nicht unhöflich ist und dass es ohne Ihre Erlaubnis nicht mit Fremden mitgehen oder in deren Auto steigen darf.“ Zudem sollte man Kindern vermitteln, dass sie sich im Notfall nicht verstecken, sondern zu anderen Erwachsenen rennen und um Hilfe bitten oder laut „Hilfe“ rufen sollten. (Brigitte Degelmann)