„Wenn Mia-Joleen nur einmal Mama zu mir sagen könnte“: Jetzt fliegt sie zur Therapie zu den Delfinen

Ein Fußball-Benefizturnier ermöglicht Mia-Joleen (9) eine wichtige Therapie. Das Mädchen aus Frankfurt ist unheilbar krank.
Frankfurt – "Wenn Mia-Joleen nur einmal Mama zu mir sagen könnte. Das würde mich zur glücklichsten Mutter der Welt machen", sagt Natascha Schwarze und blickt in den Spezial-Kinderwagen mit dem pinken Verdeck, der neben ihr steht. In dem Mia-Joleen sitzt und ihre Mama mit ihren großen Kulleraugen anstrahlt. Gerne würde sie ihrer Mama jetzt sicher antworten. Sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles gut wird. Doch das kann die Neunjährige nicht. Denn sie leidet unter dem Rett-Syndrom, ihre Entwicklung ist gestört, erlernte Fähigkeiten sind verschwunden.
Vor sechs Jahren kam die Diagnose, am Gründonnerstag 2016 erfuhren Natascha Schwarzer und Mia-Joleens Vater, von dem sie sich mittlerweile getrennt hat, von der unheilbaren Krankheit, unter der ihre Tochter leidet. "Das war einer der schlimmsten Momente in meinem Leben", sagt die junge Mutter und muss schlucken.
Frankfurt: Tag der Diagnose Rett-Syndorm „einer der schlimmsten Momente in meinem Leben“
Da hatten sie bereits einen zwei Jahre andauernden Ärzte-Marathon hinter sich, so lange konnte ihnen niemand sagen, warum das kleine Mädchen sich nicht so entwickelt, wie andere Kinder in ihrem Alter. Als andere Kinder mit einem Jahr die ersten Schritte machten, konnte Mia-Joleen sich noch nicht einmal drehen. Da wurde Schwarze aufmerksam, sie ging zur Kinderärztin und wurde ans Sozialpädiatrische Zentrum überwiesen, wo nach zahlreichen Untersuchungen die Diagnose Rett-Syndrom gestellt wurde.
Spendenkonto
Um Mia-Joleen weitere Therapien zu ermöglichen wurde ein Spendenkonto eingerichtet: Delfine therapieren Menschen e.V.; IBAN: DE52 3005 0110 0020 0024 24; BIC DUSSDEDDXXX (Stadtsparkasse Düsseldorf); Verwendungszweck: Mia-Joleen Jennifer Schwarze.
Physio-, Ergo- und Logopädie erhält die Neunjährige seitdem, bekommt Medikamente wegen der epileptischen Anfälle. Und: Schon im nächsten Jahr darf sie eine Delfintherapie machen. In Curaçao, in der Karibik. Mit möglich gemacht hat dies Franziska Benzin. 20 Jahre alt und mittlerweile nicht nur Mia-Joleens Freundin, sondern auch die von Mama Natascha und der jüngeren Schwester Chelsey (8). Bei ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Viktor-Frankl-Schule hat sie das lebenslustige Mädchen kennengelernt. "Es war sofort eine Verbindung da. Wir waren beide neu, vielleicht hat uns auch das zusammengeschweißt", sagt Franziska, kniet sich neben den Kinderwagen und streicht dem Mädchen über die Haare.
Frankfurt: Therapie für Mia-Joleen kostet 8000 Euro
Mia-Joleens Schicksal hat sie beschäftigt, noch mehr, als sie ihre alleinerziehende Mutter kennen lernte. "Ich wollte helfen", sagt die junge Frau und schmiedete einen Plan. Eine Benefizturnier wollte sie beim FV Eschersheim organisieren. Dort spielt sie Fußball, seit sie 13 Jahre alt ist. Schnell hatte sie den Vorstand auf ihrer Seite, binnen weniger Wochen stellten sie das Turnier samt Tombola auf die Beine. "Es war sehr anstrengend, hat aber auch unglaublich viel Spaß gemacht", sagt Franziska.
An einem heißen Wochenende Mitte Juni fand das Turnier statt, insgesamt 54 Kinder- und Jugendmannschaften spielten gegeneinander. Sowohl das Startgeld als auch alle anderen Erlöse flossen in eine Kasse. Für Mia-Joleen. Zudem wurden Spendendosen aufgestellt. Nur dafür, damit dem Mädchen die so wichtige Delfintherapie ermöglicht werden kann. Die 8000 Euro kostet, wie Natascha Schwarze erklärt. Plus Flüge und Unterkunft für 10 bis 14 Tage. Die Verpflegung noch nicht eingerechnet. "Das ist eine Summe, die ich nicht aufbringen kann und die Krankenkasse übernimmt nichts davon", sagt sie.
Mia-Joleen (9) aus Frankfurt an Rett-Syndorm erkrankt: „Ich danke Dir. Ich danke euch allen“
5370 Euro kamen durch das Benefizturnier zusammen, etwas mehr als die Summer, die der Familie noch gefehlt hat. Ungläubig schau Natascha Schwarze auf den Scheck, dann nimmt sie Franziska in den Arm. "Ich danke Dir. Ich danke euch allen", sagt sie und umarmt dann ihre beiden Töchter. "Wir fliegen zu den Delfinen. Mia-Joleen freust du Dich?", fragt sie, wohl wissend, dass sie keine Antwort bekommen wird. Wobei das nicht ganz stimmt, die Augen der Neunjährigen strahlen noch mehr.
Wie auch die von Franziska. Sie ist mindestens genauso glücklich. "Ich finde es schade, wenn Kinder so etwas nicht bekommen, nur weil die Eltern es sich finanziell nicht leisten könnte. Dem wollte ich entgegenwirken und Mia-Joleen auch die Möglichkeit geben", sagt sie. Und: Sie wird die Familie begleiten. Bei ihrem vielleicht größten Abenteuer. (Judith Dietermann)
„Wir werden nicht aufgeben“: Auch eine andere Familie aus Frankfurt kämpft um ihre schwerkranken Kinder.