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Mieterin muss nach Streit um Sanierung Wohnung räumen – „Das ist ein Skandal“

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Die Nassauische Heimstätte setzt letztes Mittel in der Adolf-Miersch-Siedlung in Niederrad ein. Zu den konkreten Gründen sagt das Unternehmen jedoch nichts.

Frankfurt – Die Auseinandersetzung um eine Modernisierung von Häusern in der Adolf-Miersch-Siedlung in Frankfurt-Niederrad hat eine neue Eskalationsstufe erreicht – zumindest in einem konkreten Fall. Einer Mieterin wurde durch die Nassauische Heimstätte Wohnstadt (NHW) die Zwangsräumung ihrer Wohnung verkündet. Zum 27. September muss die Frau ihre Wohnung in der Jugenheimer Straße verlassen.

Dort hatte die Frankfurter Wohnungsbaugesellschaft in den vergangenen zwei Jahren Häuser saniert und durch Aufstockungen erweitert. Bei den Hausnummer 53-57 kamen die Arbeiten 2022 jedoch ins Stocken, weil zwei Mietparteien Einspruch gegen das Vorhaben eingelegt hatten. Mit einer Partei konnte eine Lösung gefunden werden, bei der zweiten kam es zur erwähnten Eskalation.

In der Jugenheimer Straße ist die Sanierung weitgehend abgeschlossen. Nun soll die Adolf-Miersch-Straße folgen.
In der Jugenheimer Straße ist die Sanierung weitgehend abgeschlossen. Nun soll die Adolf-Miersch-Straße folgen. © Christoph Boeckheler

Linke zu Rauswurf von Mieterin: „Das ist ein Skandal“

Für die Fraktion der Linken im Römer ist die Sache klar: „Das ist ein Skandal“, heißt es in einer Pressemitteilung von Eyup Yilmaz, dem planungs- und wohnungspolitischen Sprecher der Fraktion.

Ihm zufolge habe die Mieterin, die dort mit ihrer pflegebedürftigen Mutter wohnt, aufgrund dieser Situation nicht zustimmen können, die Wohnung während der Arbeiten für eine gewisse Zeit zu räumen. „Aber anstatt, dass die NHW dafür Verständnis hat und solche sozialen Härtefälle berücksichtigt, hat sie der Mieterin aus diesem Grund gekündigt“, so Yilmaz.

Zwangsräumung in Frankfurt: „Letztes Mittel der Wahl“

Das wiederum kann Isabelle Stier, Sprecherin des Unternehmens, so nicht stehen lassen. Sie bestätigt, dass auch die Streitigkeiten rund um die fehlende Zustimmung zur Sanierung eine Rolle gespielt haben. „Aber es gab auch weitere Gründe, an deren Ende nun leider die Zwangsräumung steht“. Die sei immer „das letzte Mittel der Wahl“. In diesem Fall liege aber nun ein vollstreckbarer Räumungstitel des zuständigen Gerichts vor.

Zu den konkreten Gründen, die aus Sicht der NHW noch zur Zwangsräumung geführt haben, kann und will Stier aber aus datenschutzrechtlichen Gründen nichts sagen. Die betroffene Mieterin selbst wollte sich noch nicht äußern.

Mieterin muss ausziehen: Arbeiten nur in einer Wohnung nicht abgeschlossen

Nachdem die Arbeiten in der Jugenheimer Straße – mit Ausnahme dieser einen Wohnung – nun abgeschlossen sind, soll es im kommenden Frühjahr in der Adolf-Miersch-Straße weitergehen. Dort hatten sich allerdings Bewohner und Bewohnerinnen zusammengeschlossen, um eine sozial verträglichere Ausgetaltung der Modernisierungen zu erreichen.

Laut Isabelle Stier sind es derzeit zwei Parteien, die dort einer Modernisierung nicht zugestimmt haben. In diesen Fällen erfolgen die Arbeiten als so genannte Bypass-Sanierung: Die Wohnungen müssen nicht betreten werden, die Erneuerungen finden quasi drum herum statt. (Fabian Böker)

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