Mit breiter Brust auf Tuchfühlung mit ihren Idolen

Die Straßenfußballer von der Omega-Brücke kooperieren nun mit der Eintracht - und treffen Aymen Barkok.
Frankfurt. Einen der Lieblingsfußballprofis beim Training mit Fragen löchern und sogar am Ball herausfordern: Der Traum vieler Eintracht-Fans ging jetzt für Benny Zeisel und Fio Santoro in Erfüllung. Denn die Straßenkicker von der Griesheimer Omega-Brücke trafen auf dem Übungsrasen der Profis vor dem Waldstadion auf Aymen Barkok, um den Mittelfeld-Zauberer zu interviewen und sich mit ihm in kleinen Fußball-Kunststückchen zu messen. Das Ganze präsentieren die beiden auf ihren Social-Media-Kanälen namens "Neundreidrei" - benannt nach den drei letzten Ziffern der Griesheimer Postleitzahl.
Möglich macht's eine Kooperation, die Eintracht Frankfurt mit den beiden kickenden Influencern eingegangen ist. Mit dieser Zusammenarbeit verstärkt der Verein den Schulterschluss mit der jungen online-affinen Generation, die auf Plattformen wie Instagram, Twitch oder TikTok unterwegs ist, die neuesten Informationen über die Fußballszene austauscht und in kurzen Clips die verrücktesten Tricks rund um den Ball zeigt.
Millionen sehen die Clips mit den Tricks
Mal jagt dabei Fio das Leder per spektakulärem Fallrückzieher in die Maschen, versenkt den Ball vom Balkon von Bennys Wohnung im zweiten Stock per Schuss in einem winzigen Mülleimer vor dem Haus, mal lupft Benny an der Mittellinie eines großen Fußballfeldes die Pille kunstvoll hoch und hämmert sie mit Ansage hinter seinem Rücken blind an die Latte des Tores.
Die spektakulärsten ihrer Szenen gehen viral, sprich: um die Welt. Auf einem großen Sport-Videoportal wurde ein fünfsekündiger Clip mit Fios Fallrückzieher von mehr als 43 Millionen Menschen gesehen (wir berichteten). Und auf der besonders bei Teenagern angesagten Plattform TikTok hat "Neundreidrei" mittlerweile 600 000 Abonnenten.
Dass die Eintracht nun auf die beiden aufmerksam geworden ist und sie auf der Streaming-Plattform Twitch neulich am 14. April das Europa-League-Viertelfinal-Hinspiel der Eintracht gegen Barcelona aus dem Stadion live kommentieren durften, freut die beiden sehr. "Ich bin Frankfurter Junge und Eintracht-Fan durch und durch", bekennt Benny Zeisel. Er erinnert sich: "Das erste Mal war ich mit vier oder fünf Jahren mit meinem Vater im Waldstadion - die Eintracht ist einfach für jeden der Olymp, der in Frankfurt Fußball spielt. Gerade in dieser glorreichen Saison."
Die Zusammenarbeit mit den Adlern ist für das Freundes-Duo aber kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren. Im Gegenteil: "Die Eintracht wollte für ihren TikTok-Kanal authentische Frankfurter Jungs haben - und wenn's um Frankfurt und Fußball geht, kommt man an uns einfach nicht vorbei", erklärt Benny selbstbewusst.
"Ich hau Dir das Ding mit 100 km / h rein"
Und auch ins Treffen mit Aymen Barkok gingen er und Fio mit breiter Brust. "Pass auf, Du siehst jetzt einen skandalösen Roberto-Carlos-Schuss, ich hau Dir das Ding mit 100 km / h rein", kündigt Benny dem Eintracht-Mann beim kleinen Freistoß-Wettbewerb an. Er zieht aus knapp 30 Metern ab - und zimmert den Ball kerzengerade in die Maschen. "I like it" kommentiert Barkok in der Sprache junger Leute - "mir gefällt's". Und auch für Fios Aktionen am Ball spendet der Mittelfeldmann begeistert Applaus.
Bei anderen Eintracht-Spielern, verrät Benny, wäre er wohl stärker in der Fan-Rolle gefangen gewesen. "Aber Aymen ist einer von uns, der hat mit uns schon früher auf Frankfurts Straßen mit uns gekickt", begründet er den vertrauten Umgang mit dem Profi. Die eigene Zukunft hält für Benny Zeisel nicht nur weitere Aktionen mit der Eintracht und ein Benefizturnier zugunsten des Behindertensports am 3. September unter der Omega-Brücke in Griesheim bereit, wie er erzählt. "Meine Frau ist schwanger", berichtet er stolz. Sie sei mit Baby im Bauch sogar beim Public Viewing des Euro-League-Pokalsieges im Stadion gewesen. Er hat deshalb keinen Zweifel: "Unser kleiner Boy wird mal ein Riesen-Eintracht-Fan!" Michael Forst