„Mit der Stadt ist es nicht vorangegangen“
Die Grünen-Kandidatin Manuela Rottmann und ihre Unterstützer punkten zum Auftakt nicht bei allen.
Frankfurt – Fünf Jahre war sie weg von Frankfurt, die ehemalige Umweltdezernentin Manuela Rottmann, von den Frankfurter Grünen zur Oberbürgermeisterkandidatin erkoren. Ist das viel oder wenig? Wie groß da ihre Chancen bei der OB-Wahl in Frankfurt sind, wollte sie am Donnerstag beim ersten Event der Wählerinitiative „Frankfurt will Manuela Rottmann“ nicht sagen: „Ich bin ganz schlecht als Orakel. Aber ich schätze, dass die Ergebnisse sehr dicht beieinander liegen werden.“
In der Schweizer Straße 5 in den Räumen eines Ärztehauses hatte sich schon vor drei Wochen Mike Josefs Wählerinitiative vorgestellt. Jetzt also Rottmanns Team, bestehend aus fünf Personen. Der bekannteste Unterstützer ist der Musiker Shantel, der viele Fans mitgebracht hatte in die Räume in Sachsenhausen. Sarah Sorge, ehemalige grüne Landtagsabgeordnete, hat die Initiative zusammengebracht.

Alfonso Padilla gestand: „Ich war immer SPD-Wähler.“ Aber Mike Josef (SPD) könne er nicht unterstützen, da dieser allzu lange an Peter Feldmann festgehalten habe. Moni Port, ebenfalls in der Wählerinitiative, vermisst bei den anderen Kandidaten das Thema Klimawandel - eines der Steckenpferde Rottmanns. Shantel findet ohnedies, dass Frankfurt zehn Jahre „unter Niveau“ regiert worden sei. Petra Manahl traut Manuela Rottmann zu, „die Fäden zusammenzuhalten“.
Dann, gegen 19 Uhr, füllten sich die Räume. Besucher standen beieinander, mittendrin die Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann, die alte Bekannte begrüßte und Selfies machen ließ.
Der Abend war sehr musikalisch. Ralf und Olga Hübner von der Neuen Philharmonie Frankfurt spielten Vivaldi auf ihren Violinen, Shantel spielte Musik ein, ehe er die Kandidatin zu sich auf die kleine Bühne bat. „Wir duzen uns, wir kennen uns seit den 90er Jahren“, sagte er. Damals habe Manuela noch Lederjacken getragen. Sie lachte. „Was bringt jemanden dazu, von Berlin nach Frankfurt kommen zu wollen?“, fragte er Rottmann. Die antwortete - wie häufig an diesem Abend - relativ spontan und persönlich. Eine wie sie hat Frankfurt gefehlt, so kommt es rüber. Wörtlich: „Wenn ich jetzt sehe, dass noch dieselben Themen diskutiert werden wie damals, dann sehe ich auch, dass es mit der Stadt nicht vorangegangen ist.“ Andererseits sei das Schöne an Frankfurt, dass die Bevölkerung in den Stadtteilen meist bunt gemischt sei, anders als in Berlin, wo alle nur ihren Kiez kennten und die Leute dort alle ähnlich seien. „Ich komme gerne zurück.“
Der thematische Parforceritt, den Shantel durchzog, konzentrierte sich auf Fragen der Kultur. Also was wird aus dem Kulturcampus? Wie sollen Künstler gefördert werden? Rottmanns Antwort: „Die Stadt ist dazu da, Türen zu öffnen.“ Aufgabe der Verwaltung sei nicht, alles selbst zu machen. „Ermöglicht den Leuten ihre Projekte, dann kommt etwas Gutes dabei heraus“, sagte sie.
Zum fehlenden Wohnraum: „Da hat man ein Baugebiet wie Bonames Ost, das bebaut werden könnte, und es wird nicht gebaut, weil die Politiker kalte Füße bekommen.“ Die Stadt müsse ihre Vorhaben eben auch durchziehen, nachdem alle Beteiligten mit den Entscheidungen leben können: „Ich scheue mich nicht, als Oberbürgermeisterin auch in die Ortsbeiratssitzungen zu kommen, um mir Kritik anzuhören. Aber irgendwann ist dann alles diskutiert, und dann muss entschieden werden.“
Im Publikum hörte auch der Arzt André Rotmann („mit einem T“) aufmerksam zu. „Die Schweizer Straße funktioniert sehr gut, wie sie ist“, sagte er. „Wie kann man die kleinen Geschäfte weiter fördern?“ Rottmann verwies auf ihr Ziel, den Autoverkehr zu reduzieren: „Im Alleenring könnten wir es in sechs Jahren schaffen, den Autoverkehr auf 20 Prozent des jetzigen zu bringen.“
Rotmann überzeugte das nicht. Kleine Geschäfte brauchten Publikum und Kurzzeit-Parkplätze in der Nähe der Geschäfte. „Ich werde sie nicht wählen“, gestand er nach der Veranstaltung. tjs