Mit einem letzten Helau endet seine Schau

Erst verließ er die Bühne, jetzt gibt Ebbi Ditter auch die Moderation der beiden Frankfurter Fastnachtsumzüge ab. Hier erzählt er, warum er nicht wirklich traurig ist.
Frankfurt -Ebbi Ditter hat nicht nur eine handvoll Witze, er hat so gar eine ganze Tüte mit lustigen Geschichten und Sprüchen. Über die Jahre hat er sie gesammelt, bei Treffen mit seinen Fußballern oder Freunden in der Kneipe. Findet er etwas lustig, dann hat er sich einen Bierdeckel, einen Zettel oder auch mal einen Serviette geschnappt und die Ideen darauf notiert.
Als Grundlage für sein Programm, das er über 25 Jahre als das „Simpelche“ auf den Fastnachtsbühnen im Rhein-Main-Gebiet präsentierte. Doch damit ist bereits seit einigen Jahren Schluss. Die übrig gebliebenen Witze schlummern seitdem in der kleinen braunen Tüte in seinem Wohnzimmerschrank. Im Fastnachts-Fach. Neben den Konzepten seiner Vorträge. Die hat er alle aufgehoben. „Aber man muss irgendwann auch aufhören“, sagt Ebbi Ditter.
Ditter: „Man wird nicht jünger“
Und weil er weiß, wie das geht, und dass es nicht wehtut, hört er jetzt schon wieder auf. Dieses Mal beim Fastnachtsumzug in Klaa Paris. Etliche Jahre hat er ihn moderiert - jetzt ist Schluss. Darüber nachgedacht habe er zwar schon vorher, sagt der 85-Jährige, wirklich abgeschlossen habe er mit diesem närrischen Kapitel aber erst mit Abschluss der Kampagne. „Man wird eben auch nicht jünger, zudem hat sich die Fastnacht verändert. Das Interesse ist nach meinem Gefühl geringer geworden, es gibt immer weniger Vereine. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt aufzuhören“, sagt er.
Für die Fidelen Nassauer stand Ebbi Ditter, der bürgerlich Eberhard heißt, auf der Ehrentribüne und hat den Zug moderiert. Wie viele Jahre es waren, das weiß er nicht. Auch nicht, wann sein erstes Mal oder wie lange er als Büttenredner unterwegs war. Mit Jahreszahlen, sagt er, habe er es nicht so. „Es waren auf jeden Fall viele Jahre. Viele unglaublich schöne Jahre. Das ist doch, was zählt.“
Jahre, die er in kleinen Heften zusammengefasst hat, jeden Zeitungsartikel hat er aufgehoben und die Passagen über sich farbig markiert. In grün, blau und pink. Zu jedem Text, zu jeder Veranstaltung kann er eine Geschichte erzählen. Zum Beispiel wie er einmal in Ginnheim sein Manuskript vergessen hatte und schnell zurückeilen musste. Wirklich gemerkt habe das niemand, alle dachten, das gehört zum Programm.
Mit Costa Cordalis und den Jacob Sisters
Seine persönlichen Höhepunkte seien stets die Veranstaltungen beim Offenbacher Karnevalverein gewesen, vor bis zu 1700 Menschen habe er dort auf der Bühne gestanden. Neben anderen Stars wie Costa Cordalis, Helge Schneider oder den Jacob Sisters mit ihren weißen Pudeln. „Bei der Stimmung kommt es aber gar nicht auf die Größe des Publikums an, die kann in kleinen Sälen mindestens genauso gut sein“, sagt er dann. Irgendwann bekomme man „ein Gespür“ dafür, ob der Vortrag gut ankommt oder eben nicht. Und noch etwas hat Ditter in den vergangenen Jahrzehnten auf der Bühne gelernt: „Ein Witz kann gar nicht doof genug sein, damit er ein Kracher wird.“ Aber: Schlüpfrig oder zotig waren Ditters Witze nie. Da hat er sich stets eine Grenze gesetzt.
Mit Fastnacht in Berührung kam er erst, als er als 20-jähriger Bub mit seinen Eltern aus Thüringen an den Main kam. In Bockenheim lebten sie, mit seiner Frau zog er nach Rödelheim, mittlerweile lebt er in Praunheim. Neben der Fastnacht ist Fußball Ebbi Ditters große Leidenschaft, eng verbunden ist er mit Rot-Weiß Frankfurt. Dort spielte er und war auch Stadionsprecher.
Lustig, sagt er, sei er schon immer gewesen. „Ich konnte die Menschen unterhalten.“ Im Verein gründeten sie eine Fastnachts-Abteilung, irgendwann verschlug es ihn nach Klaa Paris und zu den Fidelen Nassauern. Was er alles gemacht und getan hat, das lassen die Orden an seiner Wohnzimmerwand nur erahnen. „Das sind nur die allerschönsten und wichtigsten“, sagt er. Wie das Jokus-Wappenschild „Der Frankfurter Adler“. Für 25 Jahre Büttenredner wurde ihm dies 2007 vom Großen Rat verliehen.
„Klaa Paris helau“ wird er weiter rufen
Aber nicht nur durch seine Auftritte und die Moderation des Klaa Pariser Umzuges ist Ebbi Ditter in ganz Frankfurt bekannt. Auch moderierte er viele Jahre den Frankfurter Umzug am Fastnachtssonntag. Schwerstarbeit, sagt er, sei das. Bei 300 Zugnummern. In Klaa Paris seien es stets 111, die Moderation deutlich übersichtlicher. Mit Tony Schroll teilte er sich diese Aufgabe, seit dessen Tod übernahm der ehemalige Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler diesen Part. „Da musste ich mich nicht auch noch um die Politik kümmern“, sagt Ditter.
Siegler wird bleiben, sein eigener Nachfolger stehe noch nicht fest. Es werde aber jemand aus den Reihen der Fidelen werden, weiß Ditter. Und er wird Mitglied bleiben, der Fastnacht stets verbunden sein. „Ich will meine Leidenschaft ja nicht aufgeben, aber man muss eben wissen, wann Schluss ist.“
Beim Umzug im kommenden Jahr werde er aber trotzdem dabei sein, sowohl am Fastnachtssonntag als auch am Dienstag in Klaa Paris. Auf der Ehrentribüne wird er stehen, und so laut wie immer „Klaa Paris helau“ rufen. Aber eben nicht mehr als Moderator des Zuges. „Ich werde kein Tränchen verdrücken, ich habe damit abgeschlossen. Und das ist auch gut so“, sagt er. Die gewonnene Zeit will er nun mit seinen beiden Enkeltöchtern, fünf und 17 Jahre alt, nutzen. Sei er doch nicht nur Fastnachter und Fußballer aus Leidenschaft - sondern auch Opa.