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Mit In-der-Sonne-Sitzen ist es nicht getan

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Auch das gehört zum Job: Dreimal am Tag nimmt Direnc Bilgin eine Wasserprobe - um die Sauberkeit sicherzustellen. FOTO: michael forst
Auch das gehört zum Job: Dreimal am Tag nimmt Direnc Bilgin eine Wasserprobe - um die Sauberkeit sicherzustellen. © Michael Forst

Als Bademeister - korrekt Fachangestellter für Bäderbetriebe - braucht man viele Talente

„Ich bin hier ein bisschen Schwimmlehrer, Animateur, Techniker, Handwerker und so gar Anwalt.“ Wenn Direnc Bilgin (28) von seiner Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe erzählt, wird klar: Sein Traumjob ist vieles, nur nicht langweilig. Das letzte seiner insgesamt drei Lehrjahre hat ihn nach Stationen im alten Rebstockbad, Riedbad und Stadionbad ins Unterliederbacher Silobad geführt - hier wird er im Dezember seine Prüfung ablegen. Vor der ist dem Zeilsheimer nicht bange: „Ich fühle mich gut vorbereitet und von allen Kollegen unterstützt“, betont er.

Bäderbetriebe leiden unter Personalnot

Seine Begeisterung für den Beruf lässt nicht darüber hinwegtäuschen: Die Bäderbetriebe Frankfurt leiden unter Personalnot und der schwierigen Lage am Ausbildungsmarkt. Von ihren acht Ausbildungsplätzen in diesem Jahr konnten sie laut ihrer Prokuristin Brigitte Tilly bislang nur sieben besetzen. Auch deshalb rühren die Bäderbetriebe derzeit gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Frankfurt derzeit mit einer Kampagne die Werbetrommel, um Nachwuchs zu gewinnen.

Warum das so schwer ist? Tobias Henke, Ausbildungsbeauftragter und einer von drei Schichtleitern im Silobad, vermutet: „Viele unterschätzen den Job. Sie denken: In der Sonne am Beckenrand sitzen und ein bisschen auf die Badegäste gucken - mehr braucht es nicht.“ Sobald die Realität das Zerrbild einholt, brächen sie dann die Ausbildung ab. Außerdem gelte: „Wer da vorne am Becken steht, steht immer schon mit einem Bein im Gefängnis.“ Sprich: „Wenn ein Unglück passiert, und du warst nicht aufmerksam genug, kannst Du mitverantwortlich gemacht werden.“ Mit diesem Druck kämen viele nicht klar.

Hinzu kommt nach Henkes Worten, dass man als Mitarbeiter der Bäderbetriebe „den anderen immer beim Spaßhaben zuguckt, Dienst hat, wenn andere freihaben, auch am Wochenende“. Das schrecke die junge Generation, die eine gute „Work-Life-Balance“ anstrebe, gründlich ab.

Nicht so Direnc Bilgin, der für die Lehre im Badebetrieb sogar eine Malerausbildung abgebrochen hat - und den Schritt bis heute keinen Moment lang bereut hat, wie er sagt. „Ich bin schon als kleiner Bub mit meinen Freunden ins Silobad gekommen“, erzählt er. Bilgin zeigt sich beeindruckt vom Wandel, den das Freibad in den vergangenen Jahren genommen habe - vor allem in den vergangenen Monaten. Offener, freundlicher sei es geworden, auch dank der abgeschnittenen Hecke auf dem 48 000 Quadratmeter großen Gelände. „Jetzt kann man auch endlich sehen, dass wir eine Minigolfanlage haben“, erklärt Henke schmunzelnd. Denn die sei vorher derart gut hinterm Buschwerk versteckt gewesen, dass nur Eingeweihte sie kannten.

Klientel des Bhat sich verbessert

Auch das Image und das Klientel des Silobads habe sich in den vergangenen Jahren zum Positiven verändert. Henke erinnert sich noch gut an Jahre, „als einmal wöchentlich die Polizei bei uns auf der Matte stand“. Aufgebrochene Spinde, Pöbeleien, Prügeleien - irgendwas war immer. In diesem Jahr könne er sich hingegen an keinen einzigen Fall erinnern - und das soll nicht nur am über Wochen eher durchwachsenen Wetter gelegen haben.

Stattdessen wird’s im Silobad bald sogar richtig romantisch: In der Nacht des 31. Augusts, wenn ein „blauer Mond“ am Himmel steht, lädt das Silobad zum Nachtschwimmen ein. Lagerfeuerstimmung, Musik, Tiefenentspannung wie in einem exotischen Urlaub versprechen die Verantwortlichen. Der Eintritt zum „Blue-Moon-Swimming“ ab 18 Uhr kostet 5 Euro.

„Unser Betriebsleiter Dennis de Clo hatte die Idee in einem Thailand-Urlaub, wo solche Feste sehr beliebt sind“, erzählt Henke. Bei ihm als Sohn einer Schaustellerfamilie habe es „sofort gerattert - das wird ein ganz großes Ding,“ verspricht er. Michael Forst

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