Mit kreativen Kostümen den Abi-Stress wegfeiern

Zombies, Hippies, Märchenfiguren und Superhelden machen sich derzeit an vielen Frankfurter Schulen breit, tummeln sich auf Pausenhöfen und geistern durch die Klassenzimmer. Hinter der fröhlichen Maskerade steht die sogenannte Mottowoche.
Frankfurt. Es ist ein echter kreativer Kontrast zum öden Bimsen und Pauken: Fünf Tage lang verkleiden sich Frankfurter Abiturienten jeweils nach einem anderen Motto, um den Stress vor den den nach Ostern anstehenden Abi-Prüfungen kurz mal verblassen zu lassen. Zu lauter Musik aus dem Ghettoblaster lassen es die 18-jährigen richtig krachen - und ihrer Fantasie freien Lauf. Vor allem beim gestrigen Motto „Kindheitshelden“ ging’s richtig kreativ zu.
Etwa auf dem Schulhof des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums in Höchst, wo Tim aus dem Comic-Klassiker, mit stilechter Föhnwelle und Hundegefährten Struppi als Stofftier im Arm auf den Seestern Patrick trifft. Der Sidekick der Cartoon-Figur Spongebob steckt im pinkfarbenen Plüschkostüm und beobachtet Robin Hood im grünen Jägerwams und Prinzessin Lillifee im Glitzerkleid beim angeregten Plausch.
Die Mottowoche, so wirkt es, scheint dem berüchtigten Abi-Streich inzwischen den Rang abgelaufen zu haben. „Der wird bei uns in die Woche integriert“, erklärt Reinhard Bok, Mitglied der FDG-Schulleitung. Wobei den Scherzen angesichts der gemischten Nutzung des Bikuz Grenzen gesetzt seien. „Die ganze Schule lahmzulegen oder überall Wasserbecher aufzustellen, das geht einfach nicht bei uns.“
Verkleiden dafür umso besser. Gerade kommt ein Jedi-Meister mit Lichtschwert aus dem Schuleingang und zieht die Blicke auf sich - auch die von Passanten in der Michael-Stumpf-Straße, die sich fragen, ob Fastnacht wohl in die Verlängerung gegangen ist. Manch einer spricht die Schüler auch einfach drauf an und lässt sich von ihrer Begeisterung anstecken. „Man ist super schnell im Gespräch mit den Leuten“, freut sich eine Schülerin.
Doch nicht nur weibliche Feen und männliche Superhelden bevölkern die Schule; in anderen Verkleidungen wird auch die Lust am Rollentausch und am gebrochenen Klischee sichtbar. Wenn sich etwa Andrius als Prinzessin Peach aus der Computerspielreihe „Super Mario“ mit blonder Perücke, Krönchen und rosa Kleid präsentiert, „weil die mich schon immer als Charakter fasziniert hat“, wie er erzählt. Einen schönen Kontrapunkt dazu setzt Timon im Astronauten-Look. „In dem drückt sich mein frühester Berufswunsch aus“, erklärt er.
Auch böse Mädchen kommen zum Zuge: Mit Leidenschaft etwa verkörpert Sophie im schwarz-grünen Bodysuit die finstere Shego, Widersacherin der Cartoon-Heldin Kim Possible. „Die fand ich schon immer spannender als die gute Kim“, verrät sie.
Verkleidet als Straßenbahn
Auch am Vortag bewies sie viel Mut zur Originalität: Am Mottotag „Deutsche Kultur“ hatte sich Sophie als Straßenbahn verkleidet. In jede Unterrichtsstunde kam sie jeweils mit zehnminütiger Verspätung. „Das war doch nur rollengerecht“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Ähnlich viel Spaß hatten die Abiturienten der Carl-von-Weinberg-Schule in Goldstein. „Das tägliche Verkleiden hilft uns, den Mega-Stress in der heißen Abi-Phase auszublenden“, erklärt Alessandra, die wie ihre Freundinnen Leonie und Sophia im Lillifee-Kostüm gekommen ist, Lotte als Figur aus einem Barbie-Film komplettiert das Quartett. Derweil posiert Mani im Trikot der spanischen Fußballnationalteams in gespielter Rivalität mit Leo, der eine deutsche Länderspielmontur angezogen hat. Er huldige so seinem Vorbild Michael Ballack. Auf Manis Rücken prangt der Name der Legende Fernando Torres - „als Kind war das mein großes Idol, hat mich für den Fußball begeistert“, verrät er, schnappt sich einen Fußball - und kickt ihn aufs Schuldach.




